Basel.Ein Thema beherrschte die Art Basel. Die MCH Gruppe, das Unternehmen, das hinter der Art Basel und der Art Basel Miami Beach steht, wird am 1. Juli 2011 rund 60 Prozent der Asian Art Fairs Limited übernehmen. Damit wird die erfolgreichste Kunstmesse Asiens, die Hongkong International Fair, zum dritten Standbein der renommierten Schweizer Messe.
Aus Sicht der Basler spricht viel für die Übernahme. Der Mehrheitsanteil verschafft ein Standbein in Asien, dadurch gewinnt man einen direkten Zugriff auf den dort boomenden Markt. Die Organisatoren können den erheblichen Überhang an Bewerbungen von ausgezeichneten Galerien zur Messe in Basel - von mehr als 1000 Bewerbungen werden knapp 300 ausgewählt - auf andere Weltregionen aufteilen. Zugespitzt formuliert könnte die jüngste Expansion bedeuten, dass Galerien zuerst einige Zeit das Kunstmessen-Purgatorium in Asien oder Miami zu durchlaufen haben, bevor sie Zutritt zum Kunstmarkt-Himmel in Basel erhalten.
Das Gros der langjährigen Teilnehmer bei der Basler Messe denkt nicht daran, den Weg nach Hongkong auf sich zu nehmen. Kaum jemand möchte die zusätzlichen Investitionen riskieren.
Wobei die Schweizer bei dieser Akquisition schon einen Rückschlag hinnehmen mussten. Bei der Programmierung haben sie versucht den Termin der Messe in den Februar zu verlegen - zeitlich abgestimmt zu ihren beiden bestehenden Messen in Miami und Basel. Die Antwort aus Hongkong auf den Vorschlag folgte prompt: Dieser Termin wäre so, als würde man die Messe zu Ferragosto in Italien veranstalten wollen. Zu dieser Zeit sind alle Sammler Asiens zum Urlaub ausgeflogen. Also wieder zurück zum traditionellen Termin im Mai. Was der Arco in Madrid, die im Februar stattfindet, natürlich zupasskommt.
Konkurrenzdruck
Mit dem Mai wird wiederum die Londoner Frieze Art Fair zu kämpfen haben.
Die Kunstmesse in der britischen Finanzmetropole findet zwar immer im
Oktober statt, aber die erfolgreichen Briten streckten ihre Fühler nach
New York aus und planen für Mai 2012 ihre Premiere in Manhattan. Damit
stehen sie terminlich und was die Auswahl der Aussteller betrifft in
direkter Konkurrenz zur etablierten, wenn auch etwas ins Schwanken
geratenen Armory Show, die im März über die Bühne geht.
In Berlin sind alle Begleitmessen (Liste, Preview und Kunstsalon Berlin) vom Art Forum Berlin zum neuen Mischformat abc - art berlin contemporary gewechselt. Sie konnten nicht anders. Denn nachdem die Kooperationsgespräche zwischen den Betreibern der abc und der Messe Berlin gescheitert sind, hat sich die Messe Berlin aus dem Kunstgeschäft verabschiedet und das Art Forum Berlin abgesagt.
Als Begründung wurde angegeben, man habe sich nicht auf einen Termin einigen können. Die Messe Berlin, die mit langen Vorbuchungszeiten ihrer Messehallen zurechtkommen muss, konnte nicht auf die relativ kurzfristige Vorverlegung der abc reagieren. Sie hatte zu dieser Zeit einfach keine adäquaten Räumlichkeiten zur Verfügung. So blieb nur mehr die Absage. Zu einer Zeit, als sich viele Galerien, Sammler und Besucher den Termin schon eingetragen und die Vorbereitungen dafür getroffen hatten.
Damit findet eine Messe für zeitgenössische Kunst vorerst ein Ende, um die es immer zerstörerische Querelen zwischen den einzelnen Galerien in Berlin gegeben hat. Aber die sich doch seit 1996 international profilieren konnte. Der Termin Ende September, Anfang Oktober wird nun von einer ganz jungen Messe für zeitgenössische Kunst besetzt - die Marrakesch Art Fair findet heuer zum zweiten Mal statt. Die kleine, feine Nischenmesse erhielt im letzten Jahr ausgezeichnete Kritiken.
Nischenmessen
Wahrscheinlich sind es diese eigenständigen, überschaubaren und gut
organisierten Messen, wie die Artissima in Turin, die Zona-Maco in
Mexiko oder die Art Rotterdam, die relativ unbeschadet als Plattform für
künstlerische Neuentdeckungen diesen harten Verdrängungswettbewerb
überleben werden.
Welches der multinationalen Kunst-Franchise-Unternehmen sich die einträglichsten Teile am internationalen Kunstmarkt-Kuchen sichern wird, ist derzeit noch nicht absehbar.