Salzburger Nachrichten am 21. März 2006 - Bereich: Kultur
KUNST

Stadtmuseum Graz

Die Auseinandersetzungen um das Grazer Stadtmuseum könnten jetzt ein Fall für das Gericht werden. Nachdem angeblich wertvolle Exponate verschwunden waren oder verkauft worden sind, schaltete Kulturstadtrat Werner Miedl (ÖVP) die Staatsanwaltschaft ein. Er schließt nicht aus, dass es sich um gezielte Aktionen handelt, die Stadtmuseum-Chef Otto Hochreiter schaden sollen: "Ich werde dem Treiben nicht länger zusehen", erklärte Miedl der APA.

Wegen Schlampigkeiten

in der Führung war das Grazer Museum wiederholt in die Kritik geraten. Hochreiter führte eine Evaluierung durch, deren Ergebnis eine Ausgliederung und Neustrukturierung war. Museumschef Gerhard Dienes wurde beurlaubt, die Stelle im Rahmen der neuen GmbH ausgeschrieben.

Dass bei der

Neubesetzung 2005 Hochreiter zum Zug kam, fand nicht ungeteilten Beifall. Der damalige Kulturstadtrat Christian Buchmann (ÖVP) war ein Befürworter der neuen Leitung. Sein Nachfolger Miedl will Hochreiter ebenfalls unterstützen. Was Miedl hingegen "nicht länger dulden" werde, seien die "permanenten Querschüsse des Aufsichtsrats in der Öffentlichkeit"gegen Hochreiter. "Falls das weiter geht, werde ich das über das Gericht abstellen."

Im Stadtmuseum ist

derzeit die Inventarisierung im Gang, mögliche Standorte von "verschwundenen" Exponaten müssen überprüft werden. Der Verkauf von einigen angeblich wertvollen Exponaten könne eine "geplante Aktion" von Gegnern Hochreiters gewesen sein, bei der absichtlich wertvolle Dinge unter museal wertlose gemischt worden sein könnten, sagte Miedl. Dass weniger wichtige Stücke aus dem Bestand veräußert würden, passiere immer wieder und sei nicht unüblich. "Zur Klärung dieser Dinge habe ich eine Sachverhaltsdarstellung an die Staatsanwaltschaft geschickt, die wird sich jetzt darum kümmern", erklärte der Kulturstadtrat. Nach fast einjähriger Schließzeit wird das Stadtmuseum mit der aus eigenen Beständen beschickten Gemäldeausstellung "Kunstdepot"am 27. April wieder geöffnet. SN, APA