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Kunstberichte

Malerei der verlorenen Gesichter

"Bilder eines Zeitzeugen" von Robert Hammerstiel sind noch bis 24. April im Museum Leopold zu sehen
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Der Mann mit dem Hut ist nicht aus der Werbung und es handelt sich auch nicht um Joseph Beuys.

Robert Hammerstiel trägt sein Markenzeichen in allen Selbstbildnissen. Da er ganz selten Gesichter malt, sondern seine Gestalten mit Schattenrissen charakterisiert, ist dies zur Unterscheidung notwendig.

In den frühen Werken spiegeln sich die schrecklichen Ereignisse seiner Kindheit in dunklen Farben, kühles Grün und Blau mischt sich zu Schwarz.

Krankheit und Flucht

1933 im damaligen Banat in Rumänien geboren, überlebte der Sohn eines Bäckers und Ikonenmalers Lagerhaft, Krankheit und Flucht mit Mutter und Bruder. Der Vater kam erst 1950 aus sowjetischer Gefangenschaft zurück und war sein erster Zeichenlehrer. 1959 bis 1965 besuchte der als Gießer arbeitende Hammerstiel die Kunstschule in Wien, ein wenig sind die realistischen und sozialkritischen Tendenzen eines Fritz Martinz auch in seinen Skizzenbüchern zu spüren. Doch erst 1988 wandte er sich ganz der Malerei und dem Holzschnitt zu.
#Feurige Kontraste

Als zweites Leitmotiv zwischen seinen farbigen Silhouetten taucht ein an Menschen hochspringender Hund auf – die Erinnerung an die Rückkehr aus dem Lager ist in dieser harmlosen Szene gebannt. Seit damals lebt der Künstler mit Hunden. Ab den späten Achtziger-Jahren beginnt das Stadtporträt – vor allem seit seiner ersten Reise nach New York – immer wesentlicher zu werden.

Es ist Wolfgang Kos' Beitrag im Katalog beizupflichten, dass damit auch die grellbunte Farbigkeit und das Ausloten von teils feurigen Kontrasten beginnt. Dies macht den Stil des Vielgeehrten aus, dem nun eine Personale im Museum Leopold gewidmet ist.

Als dritter Abschnitt nach den Bildern der Kindheit und den Veduten stellt Hammerstiel seine Paraphrasen auf Edvard Munch, Ferdinand Hodler, Max Beckmann und Carlo Carrà vor. Doch die autobiografischen Themenkreise sind stärker, da der Gegensatz von poppiger Flächigkeit und teils schwermütigen Szenen besonders anziehend wirkt. Klar, dass Munch ihm ein Seelenverwandter ist, aber auch die selbstständige Grafik – vor allem Holzschnitt und Lithografie – bietet mehr. Dabei findet sich ein Blatt mit dem vom Tod umarmten Kunstkritiker: Ein ironisches Wunschbild?

Robert Hammerstiel

Bilder eines Zeitzeugen

Bis 24. April

Rudolf Leopold, Sandra Tretter (Kuratoren)

http://www.leopoldmuseum.at/

Authentisch.

Freitag, 10. März 2006


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