Der Mann mit dem Hut ist nicht aus der Werbung und
es handelt sich auch nicht um Joseph Beuys.
Robert Hammerstiel trägt sein Markenzeichen in allen Selbstbildnissen.
Da er ganz selten Gesichter malt, sondern seine Gestalten mit
Schattenrissen charakterisiert, ist dies zur Unterscheidung notwendig.
In den frühen Werken spiegeln sich die schrecklichen Ereignisse seiner
Kindheit in dunklen Farben, kühles Grün und Blau mischt sich zu Schwarz.
Krankheit und Flucht
1933 im damaligen Banat in Rumänien geboren, überlebte der Sohn eines
Bäckers und Ikonenmalers Lagerhaft, Krankheit und Flucht mit Mutter und
Bruder. Der Vater kam erst 1950 aus sowjetischer Gefangenschaft zurück und
war sein erster Zeichenlehrer. 1959 bis 1965 besuchte der als Gießer
arbeitende Hammerstiel die Kunstschule in Wien, ein wenig sind die
realistischen und sozialkritischen Tendenzen eines Fritz Martinz auch in
seinen Skizzenbüchern zu spüren. Doch erst 1988 wandte er sich ganz der
Malerei und dem Holzschnitt zu.
#Feurige Kontraste
Als zweites Leitmotiv zwischen seinen farbigen Silhouetten taucht ein
an Menschen hochspringender Hund auf – die Erinnerung an die Rückkehr aus
dem Lager ist in dieser harmlosen Szene gebannt. Seit damals lebt der
Künstler mit Hunden. Ab den späten Achtziger-Jahren beginnt das
Stadtporträt – vor allem seit seiner ersten Reise nach New York – immer
wesentlicher zu werden.
Es ist Wolfgang Kos' Beitrag im Katalog beizupflichten, dass damit auch
die grellbunte Farbigkeit und das Ausloten von teils feurigen Kontrasten
beginnt. Dies macht den Stil des Vielgeehrten aus, dem nun eine Personale
im Museum Leopold gewidmet ist.
Als dritter Abschnitt nach den Bildern der Kindheit und den Veduten
stellt Hammerstiel seine Paraphrasen auf Edvard Munch, Ferdinand Hodler,
Max Beckmann und Carlo Carrà vor. Doch die autobiografischen Themenkreise
sind stärker, da der Gegensatz von poppiger Flächigkeit und teils
schwermütigen Szenen besonders anziehend wirkt. Klar, dass Munch ihm ein
Seelenverwandter ist, aber auch die selbstständige Grafik – vor allem
Holzschnitt und Lithografie – bietet mehr. Dabei findet sich ein Blatt mit
dem vom Tod umarmten Kunstkritiker: Ein ironisches Wunschbild?
Robert Hammerstiel
Bilder eines Zeitzeugen
Bis 24. April
Rudolf Leopold, Sandra Tretter (Kuratoren)
http://www.leopoldmuseum.at/
Authentisch.
Freitag, 10. März
2006