Die Albertina Wien zeigt in "Sieben Frauen" beachtliche
Neuankäufe
Feminine Linienspuren
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer Welche Kraft, Eindringlichkeit
und Faszination von Zeichnungen ausgehen können, beweist die Albertina
gerade mit einer kleinen Ausstellung in der Galerie: "Sieben Frauen" zeigt
noch bis 6. Februar Neuankäufe von jungen Künstlerinnen.
"Sieben Frauen", die sich sehen lassen können:
Adriana Czernin, Christine und Irene Hohenbüchler, Elke Krystufek, Ulrike
Lienbacher, Michaela Spiegel und Petra Sterry. Zu sehen sind die
Zeichnungen der jungen Künstlerinnen (alle sind zwischen 1963 und 1970
geboren) in der Galerie der Albertina - noch bis 6. Februar. Sofort
ins Auge sticht eine rezente Zeichnung von Ulrike Lienbacher: ein mit
brauner Tusche gezeichnetes monumentales Haarfeld (ohne Titel) und die
subtilen neuen Bunt- und Bleistift-Blätter Adriana Czernins in Rosarot und
Braun (ebenfalls ohne Titel). Die Albertina besitzt von beiden bereits
sechs frühere Arbeiten, die aber aus Platzgründen nicht verglichen werden
konnten. Für Lienbacher sind das geordnete, meist geflochtene Haar und der
in einer Linie, aber von sachlich vorgeführten Posen und Haltungen
bestimmte Körper, Zeichen einer Zwangssituation innerhalb der
Gesellschaft. Im Haarfeld wird nun diese oft beklemmende Konstruktion wie
in einer expressiven Zornes- oder Trauergeste aufgelöst und doch ist auch
hier Spannung und unheimliche Wirkung dominant. Czernin setzt ihre vom
Ornament teilweise überblendeten und überwucherten Frauenkörper mit
Kleidern in eine diffuse Räumlichkeit; meist ist die Draufsicht an einem
Gefühl des Schwebens oder Fallens beteiligt. Die reduzierte Farbigkeit und
die gebückten und gedrehten Stellungen der Personen lassen auf ähnliche
erzwungene (weibliche) Verhaltensmuster schließen, wie sie auch Lienbacher
wesentlich sind. Das florale Paradies ist brüchig wie die Welt der Elke
Krystufek, deren Selbstbildnisse nebst Schriftblöcken von Selbstmördern
wie van Gogh sprechen, die "I like drawing" der Mitteilung "I hate
painting" gegenüberstellen. Die suggestiven Blicke der Kohlezeichnungen
ziehen an, doch die Worte sind nur scheinbar persönlich. Auch hier geht es
um Konstruktion und Distanz zur Persönlichkeit, die sich hinter der
Kunstfigur verbirgt. Michaela Spiegel nennt ihren Stil "Wiener Schule
des feministischen Irrealismus"; sie konfrontiert im Zyklus
"Mädi-Zynisches Nachschlagewerk" alte französische medizinische
Illustrationen und Texte in Collage, Mischtechnik und Gouache mit ihrer
Gegenwart: Da werden kalte Frauenschultern gezeigt oder Totenköpfe mit
Tanzkrönchen. Das Konzept der multiplen Autorenschaft, bei der auch
Künstler, Gefangene oder Geistesgestörte mitwirken können, haben die
beiden Künstlerinnen Hohenbüchler zur Methode erhoben. Mit einem rosa- und
blaubehosten Bein setzen sie sich ironisch mit dem Thema Feminismus und
Identität auseinander. Themenbereiche wie Angst, Gewalt und Einsamkeit
berührt Petra Sterry in ihrem Zyklus "Kollektives Gedächtnis". Ihre kaum
bekleideten, ausgedürrten, erhängten Menschen haben eine eindringliche
Wirkung. Auch Sterry stellt Fragen des Mangels und falschen Umgangs
mit Gefühlen an die Gesellschaft und zeigt - wie ihre Kolleginnen -, dass
die Zeichnung selbst für Video- oder Objektkünstlerinnen immer noch einen
wesentlichen Stellenwert hat.
Erschienen am: 05.10.2004 |
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