VON ARIANE
GRABHER
Feldkirch (VN) Den Maler berührte die Poesie einer in sich
geschlossenen, menschlichen Form, der Bildhauer attestiert dem Werk
des Malers einen hohen Grad an Musikalität - so sind sie sich vor
einem Jahr in einer Gruppenausstellung begegnet, Wolfgang Seierl und
Udo Rabensteiner.
Dass es eine große Affinität gibt, die Künstler bzw. Werk
verbindet, beweist beider gemeinsame Ausstellung im Palais
Liechtenstein in Feldkirch. Der Wiener Wolfgang Seierl ist dabei mit
großformatiger Malerei aus den vergangenen Jahren, kleinformatigen
Leinwänden und aktuellen Arbeiten auf Papier vertreten, der
Lustenauer Bildhauer Udo Rabensteiner, der sich bewusst rar macht im
Kunstbetrieb, zeigt nach langer Zeit Kondensate aus seinem
bildhauerischen Schaffen.
Verdichtung
Ein abstrakter Maler und ein figurativer Bildhauer? Ganz so
einfach machen es uns die beiden, die immer wieder zwischen den
beiden Kategorien zu wechseln scheinen, und deren Arbeiten
spannungsreich und doch harmonisch aufeinander reagieren, nicht.
Wolfgang Seierls Bilder gerinnen aus einem
Linien-Flächen-Farben-Kontinuum. Aus der Verdichtung von Strukturen
entsteht eine von differenziert-zarter Farbigkeit bestimmte Malerei,
die den eher abstrakten Zugang des Musikers und Komponisten, als der
Seierl zugleich tätig ist, verrät. Im Gegen- und Miteinander von
grafischen und malerischen Elementen thematisiert der Künstler die
Flüchtigkeit des Augenblickes und damit "Dinge, die nicht auf eine
konkrete Form festzulegen sind" (Seierl). Das in einer neuen,
großformatigen Arbeit aufscheinende Selbstporträt ist eine
Reminiszenz an ein intimes Bewahren und gleichzeitiges Verbergen,
und damit die perfekte Überleitung zu den ausgewählten, ungewöhnlich
präsentierten Schwarzzement-Skulpturen von Udo Rabensteiner.
Distanz und Nähe
"Du kannst immer nur aus einem Buch heraus arbeiten - und das ist
dein eigenes", sagt der Bildhauer über sein Schaffen, welches durch
die Kategorisierung "figurativ" nur unzulänglich charakterisiert
wird. Nicht die simple Darstellung eines Aktes ist das Ziel - "Das
allein wäre mir zuwenig" (Rabensteiner). Die Figur wird vielmehr zum
Ausgangspunkt des Gestaltens und zum wandelbaren formalen Vehikel,
das Inhalte transportiert, die man getrost unter "abstrakt"
subsumieren kann.
Großen Anteil daran hat auch die ungewöhnliche Präsentationsform
der Figuren, bei denen es sich um männliche Akte, etwas unter
Lebensgröße, handelt. Paarweise in eine Umarmung oder Bewegung
verstrickt, oder allein für sich, frei schwebend im Raum hängend,
losgelöst vom Boden und aller Erdenschwere entledigt, offenbaren sie
Durchblicke und Einblicke, Materie und Formen, die nicht sofort
zuzuordnen sind. In einer merkwürdigen Verschränkung von Distanz und
Nähe werfen sie den Betrachter auf sich selbst und seine eigene
Verletzlichkeit zurück.