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kunstraum
Parallel zur Personale im Palais Harrach bringt die
Galerie Wolfrum einen Querschnitt von Manfred Hebenstreits jüngeren
Arbeiten auf Papier, Leinwand und neuerdings auf Glas. Seine Werke zeigen
sich generell konstant in Stil, Topos und Technik. Am originärsten sind
die feinen kammermusikalischen Papierarbeiten, die Hebenstreits
künstlerische Wurzel klar zum Ausdruck bringen: die Linie. In gerupfter,
gestischer Weise bringen Strichbündel Ansätze und Mutationen der Figur und
des Landschaftlichen hervor, mit kräftigem Strich, der ein wenig an eine
Kaltnadelradierung erinnert - vielleicht ein wenig sanfter. Diese
malerische Note fließt sodann in atmosphärische Farbzonen ein, die Weite
und Licht ausstrahlen. Das funktioniert sehr gut auf Papier. Auf der
Leinwand sind zwar die malerischen Werte gesteigert, jedoch nimmt die
Gewebetextur die grafischen Elemente weniger auf. Die Farbe, die Linie
sitzt stärker auf dem Bildträger drauf, vermag es seltener zu atmen. Seit
kurzem beschäftigt sich Hebenstreit mit dem Material Glas, das er mit
seiner zeichnerischen Malerei benetzt, auf Tafeln, Säulen, Vasen. Dabei
tritt allzu stark eine dekorative, ja kunstgewerbliche Note auf, die das
Wesen von Hebenstreits zeichnerischer Qualität mit allzu großer
Leichtigkeit übertüncht. (I., Augustinerstr. 10; bis 30. August.)
GALERIE GEORG KARGL: SOCIAL ARTIST
"This is where you are": eine prägnante, zugleich
einfühlsam malerisch-räumliche Intervention des US-amerikanischen
Künstlers Chris Johanson. Johanson verwandelt die Galerie in
Erlebniswelten: Mit Holzlatten baut er Durchgangssituationen, die an
Baumhäuser erinnern. Der Betrachter ist gehemmt, die Barriere in Form
einer pyramidalen Plattform ist malerisch strukturiert, zu betreten und
fungiert zugleich als ironischer Sockel für den Besucher selbst. Im
Hauptraum ist eine Art Kiste aufgestellt, die einen selbstgezimmerten
Tannenbaum beherbergt. Gemälde akzentuieren die groß angelegte
Installation, deren Bildsprache an Comics, Graffiti und Schülerzeichnungen
an Hauswänden erinnert: bewusst dilettantisch mit zittrigen Sprechblasen,
den illusionistischen Raum negierend. Dabei zeigt sich deutlich Johansons
sozialkritisches Auge, in dem er sich gleichsam in die Rolle des
Betroffenen der Großstadtkultur begibt. Er selbst wird auch als "social
artist" bezeichnet, als Spiegelbild seines amerikanischen Alltagslebens.
Dieser soziale Kontext zeigt sich fast direkter in den feinen
Holzinstallationen, wo der Betrachter in den mentalen Bereich des
Künstlers direkter eintauchen kann. Sensibel, humorvoll, kindlich, fragil
und überzeugend in der Wirkung. (IV., Schleifmühlgasse 5; bis
23. August) Florian Steininger
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Wien
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