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31.07.2003 - Ausstellung
GALERIE WOLFRUM: LICHT UND LINIE - GALERIE GEORG KARGL: SOCIAL ARTIST


kunstraum

Parallel zur Personale im Palais Harrach bringt die Galerie Wolfrum einen Querschnitt von Manfred Hebenstreits jüngeren Arbeiten auf Papier, Leinwand und neuerdings auf Glas. Seine Werke zeigen sich generell konstant in Stil, Topos und Technik. Am originärsten sind die feinen kammermusikalischen Papierarbeiten, die Hebenstreits künstlerische Wurzel klar zum Ausdruck bringen: die Linie. In gerupfter, gestischer Weise bringen Strichbündel Ansätze und Mutationen der Figur und des Landschaftlichen hervor, mit kräftigem Strich, der ein wenig an eine Kaltnadelradierung erinnert - vielleicht ein wenig sanfter. Diese malerische Note fließt sodann in atmosphärische Farbzonen ein, die Weite und Licht ausstrahlen. Das funktioniert sehr gut auf Papier. Auf der Leinwand sind zwar die malerischen Werte gesteigert, jedoch nimmt die Gewebetextur die grafischen Elemente weniger auf. Die Farbe, die Linie sitzt stärker auf dem Bildträger drauf, vermag es seltener zu atmen. Seit kurzem beschäftigt sich Hebenstreit mit dem Material Glas, das er mit seiner zeichnerischen Malerei benetzt, auf Tafeln, Säulen, Vasen. Dabei tritt allzu stark eine dekorative, ja kunstgewerbliche Note auf, die das Wesen von Hebenstreits zeichnerischer Qualität mit allzu großer Leichtigkeit übertüncht. (I., Augustinerstr. 10; bis 30. August.)

GALERIE GEORG KARGL: SOCIAL ARTIST

"This is where you are": eine prägnante, zugleich einfühlsam malerisch-räumliche Intervention des US-amerikanischen Künstlers Chris Johanson. Johanson verwandelt die Galerie in Erlebniswelten: Mit Holzlatten baut er Durchgangssituationen, die an Baumhäuser erinnern. Der Betrachter ist gehemmt, die Barriere in Form einer pyramidalen Plattform ist malerisch strukturiert, zu betreten und fungiert zugleich als ironischer Sockel für den Besucher selbst. Im Hauptraum ist eine Art Kiste aufgestellt, die einen selbstgezimmerten Tannenbaum beherbergt. Gemälde akzentuieren die groß angelegte Installation, deren Bildsprache an Comics, Graffiti und Schülerzeichnungen an Hauswänden erinnert: bewusst dilettantisch mit zittrigen Sprechblasen, den illusionistischen Raum negierend. Dabei zeigt sich deutlich Johansons sozialkritisches Auge, in dem er sich gleichsam in die Rolle des Betroffenen der Großstadtkultur begibt. Er selbst wird auch als "social artist" bezeichnet, als Spiegelbild seines amerikanischen Alltagslebens. Dieser soziale Kontext zeigt sich fast direkter in den feinen Holzinstallationen, wo der Betrachter in den mentalen Bereich des Künstlers direkter eintauchen kann. Sensibel, humorvoll, kindlich, fragil und überzeugend in der Wirkung. (IV., Schleifmühlgasse 5; bis 23. August)
Florian Steininger



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