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10.09.2002 - Ausstellung
MQ: Wohin zuerst?
Das Wiener Museumsquartier scheint im September zu explodieren. Schuld daran ist neben anderem auch die Eröffnung des neuen „Quartier 21“: Soviel Kultur war selten.
von Georg Mieter


Seiten könnte man füllen, würde man die vielen neuen Einwohner des sogenannten „Quartier 21“ im Museumsquartier (MQ) aufzählen und kurz beschreiben. Über 20 Kulturinstitutionen sind es, die in den beiden Themenstraßen „Electric Avenue“ und „transeuropa“ Raum für Büros, Studios, Ausstellungshallen finden werden. Am 13. September öffnen sie ihre vielen Pforten mit Sonderprogrammen und „open offices“ im renovierten und adaptierten Fischer von Erlach-Trakt. Verständlich, daß, um solches vorzustellen, ein einziger Tag nicht ausreicht. Daher wird drei Tage lang eröffnet, nämlich von Freitag bis Sonntag (13. bis 15. 9.) Videos, Filme, Musik, Ausstellungen und schließlich ein Open air-Konzert mit Grandmaster Flash (22 Uhr), so beginnt der Kulturtrubel am ersten Eröffnungstag. Hier eine kleine Auswahl aus dem Angebot der einzelnen Mieter:
Den Ausstellungsraum im Ausstellungsraum präsentiert etwa das Friedrich-Kiesler-Zentrum: „Art of This Century“ hieß Peggy Guggenheims Surrealistengalerie, die ihr Kiesler in New York entworfen hat. Daneben kann man sich in einem permanenten, multimedialen Schauraum über die Forschungsaktivitäten des Zentrums informieren, das den Nachlaß von Friedrich Kiesler betreut. Tanzfreunde, die nach dem Ende des heurigen Impuls-Tanz-Festivals bereits Entzugserscheinungen haben, dürfen sich bei Tanzfilmen erholen. „Fase“ von Rosas und Anne Teresa De Keersmaeker sowie Teile der Dokumentationsreihe „Impuls Camera & Dance“ sorgen für Erleichterung in dieser neuen Impuls-Tanz-Station im MQ. Die Klangspuren Schwaz, längst eine Institution für neue Musik, beziehen auch ihre Außenstelle im neuen Quartier – natürlich mit jeder Menge neuer Klänge.

Von monochrom bis Polyklamott

Überraschen lassen kann man sich auch davon, was sich die junge Spaßkunsttruppe „monochrom“ zur Eröffnung ausgedacht hat. Oder man informiert sich über aktuelle Strömungen der Kunst: die eingemieteten Redaktionen von „Eikon“ (Photokunst) und „Springerin“ (Gegenwartskultur) machen es möglich. Wem nach Mode ist, wer aber nicht zu viel ausgeben möchte, kann sich bei „Polyklamott“ mit edler Second-Hand-Ware eindecken.

Das übrige gilt es selbst zu entdecken. Und als wäre dies noch nicht genug, bieten auch die anderen, bereits aktiven Institutionen im MQ besondere Veranstaltungen. Wer sich dann von solch kultureller Übermacht bedroht fühlt, kann sich ja an den Quartier 21-Mieter „quintessenz“ wenden. Dieser Verein aus Künstlern, Journalisten und Technikern kümmert sich nämlich um die Wiederherstellung der Menschenrechte im Informationszeitalter!

Ausstellungen


Mumok: „Hommage à Antonin Artaud“, bis 17. 11. Jason Rhoades, „My Special Purpose“
(7. 9. bis 10. 11.)
Leopold Museum: „Alfred Kubin. Aus meinem Reich. Meisterblätter aus dem Leopold Museum“ (4. 10. bis 6. 1. 2003)
Kunsthalle: „Lieber Maler, male mir…“, Radikaler Realismus nach Picabia (20. 9. bis
1. 1. 2003)
Architekturzentrum: „Neues Wohnen in Wien“ (ab 12. 9.)
Zoom Kindermuseum: „Über Hose – Unter Rock“ (ab 18. 9.)
Tanzquartier: Saisonstart am 18. 9., 20.30 mit einem Open air-Event im Hof
Eröffnung des „Quartier 21“ im Fischer von Erlach-Trakt am 13. September um 18 Uhr, Fortsetzung am 14. und 15. September ganztägig. Ausstellungen, Videoprojektionen, Musik aus Ost- und Südosteuropa, Vorträge, Diskussionen, „open offices“ usw. Info: 0820/600 600; Internet: http://www.mqw.at/



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