Produktionsrelikte: James Beckett, "Volume 1 & 2".
Objekt seiner umfassenden Recherchen war diesmal ein Sägewerk in Lissabon.
Wien - "In Manufaktur und Handwerk bedient sich der Arbeiter des Werkzeugs, in der Fabrik dient er der Maschine." Zwischen rohen Holzbrettern, Ölkanistern und Maschinenteilen - zwischen Relikten technischer Produktion - kommt einem dieses Zitat von Karl Marx in den Sinn.
Der 1977 im Simbabwe geborene und heute in Amsterdam lebende Künstler James Beckett hat diese kunstfernen, angestaubten Objekte und Einzelteile versammelt: hat sie in Vitrinen und auf rollbare Gestelle gehoben, an die Wand geschraubt oder in zarte Heiligenschreine gesteckt. Eine Musealisierung und Überhöhung einfachster und durch Alter und Isolierung sogar nutzlos gewordener Materialien und Gegenstände, die jedoch im Zusammenhang mit dem Titel der Ausstellung im Neuen Kunstverein Wien Sinn macht: Die Sägemühle der Großmutter meines Freundes André Avelãs.
Ebendiese heruntergekommene Sägemühle, eine Manufaktur im Zentrum Lissabons und seit Generationen ein Familienunternehmen, dient Beckett als Spiegel für ökonomisch-demografische Entwicklungen infolge des industriellen Fortschritts. Das einstige Zentrum der Jotobaholz-Verarbeitung (ein edles und hartes brasilianisches Holz) leidet seit langem unter der Rezession. Die Probleme der kleinen Manufakturen werden durch Standardisierung der Produktion und Globalisierung verstärkt, und auch die Arbeit des Einzelnen, der Handwerker verliert an Bedeutung.
Becketts Inszenierung scheint dem "altmodischen" Betrieb ein Denkmal zu setzen. Obwohl von theoretischen Überlegungen zur Ökonomie und dem Wert der Arbeit getragen, sind doch seine Installationen nicht didaktisch oder rein dokumentarisch zu verstehen. Vielmehr haben das halbverfaulte, gesplitterte Holz, die von Sägemehl bedeckten Kanister und die wie Schmuck ausgebreiteten Maschinenteile eine symbolische und sinnliche Dimension.
Auch in früheren Arbeiten Becketts (der zunehmend auch mit experimentellen Soundelementen arbeitet) waren Erfindungen im Bereich der industriellen Revolution Inspiration für umfangreiche Nachforschungen bei Firmen wie Philips oder BASF. Die Übersetzungen in Kunst sind jedoch stets unmittelbar und dynamisch. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 12.5.2011)
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