Mehr Architektur | |
"Jetzt spielen wir in der A-Liga!", schwärmt der Leiter des Architekturzentrums in Wien, Dietmar Steiner. |
Immerhin 17 internationale
Architektur-Häuser haben Vertreter entsandt, um mit ihren Wiener Kollegen
zu feiern und tags darauf ein Kuratoren-Treffen abzuhalten. Mehr Platz Das bereits seit 1993 im Museumsquartier arbeitende Architekturzentrum
hat nun jene Räumlichkeiten, die es für seine vielfältigen Aktivitäten
benötigt. "Jetzt ist das Provisorium endgültig beendet", freute sich
AZW-Obmann Hannes Pflaum, "jetzt gilt's!" Rund 2000 Quadratmeter stehen
künftig zur Verfügung. Zur "Alten Halle" (300 qm), die vor allem für
historische Ausstellungen, Archiv-Präsentationen und Ausstellungen zur
österreichischen Architektur genutzt werden soll, und dem
Veranstaltungsraum "Podium" (180 qm) kam auf der anderen Seite des
Volkstheater-seitig gelegenen ehemaligen Staatsratshofes ein neuer
Haupteingangsbereich (für Ticketverkauf und Shop), die "Neue Halle" (300
qm) für internationale Wanderausstellungen und große Eigenproduktionen,
eine kleine Halle "F3" sowie das attraktive Oktogon (150 qm), in dem
künftig Archiv und Bibliothek untergebracht sind. Weniger Geld Dass die "erste öffentlich zugängliche Architekturbibliothek
Österreichs" (Steiner) mit ihren derzeit rund 2000 Titeln, 80
Zeitschriften und umfassender Datenbankrecherchemöglichkeit sowie das von
der Stadt Wien angekaufte (und teilweise im Internet abrufbare)
Achleitner-Archiv erst im Laufe der kommenden Wochen geöffnet werden
können, hat zwar mehr mit Bauverzögerungen zu tun, doch der laufende
Betrieb macht auch finanzielle Sorgen. Das Finanzierungsverhältnis des AZW von ursprünglich zwei Drittel Stadt
Wien und einem Drittel Bund "hat sich längst zu Lasten der Stadt
verschoben", beklagte Pflaum, "obwohl sich unsere Tätigkeit bei weitem
nicht auf Wien beschränkt." 20 Millionen Schilling lässt sich jährlich die
Stadt Wien den Betrieb des AZW kosten, fünf Millionen die Kunstsektion des
Bundes, um Wissenschaftsmittel wurde angesucht. "Wir bräuchten ein
Jahresbudget von 30 Millionen", so Steiner, "wünschen würde ich mir 40,
dann könnten wir auch mehr Öffentlichkeitsarbeit machen." Mehr Experiment
Weniger Exponate Die Eröffnungsausstellung der Neuen Halle mit dem Titel "Sturm der
Ruhe. What is Architecture?" versteht sich als selbstkritische
Hinterfragung der eigenen Position und frönt dem Prinzip der
Mediatisierung von Architektur. Bauwerke lassen sich eben nur als Abbilder
präsentieren. Der vom Duo Eichinger oder Knechtl gestaltete Raum ist in
einzelne Stationen gegliedert. Diese reichen von der "Architektur der
Kinder" (mit Fotos von Baumhäusern u.ä.) über "Das ideale Museum" (mit den
bekannten Modellen der blauen Museumscontainer von Haus-Rucker-Co) bis zu
"Das einfache Leben" (mehrere aufgeschlagene Exemplare des Fotobandes von
Erika und Wieland Schmied zu Thomas Bernhards Häusern) und "Garagen" (mit
einem wunderschönen Farbfoto des "Geburtsortes des Silicon Valley", des
Schuppens von Bill Hewlett und Dave Packard). Die in der Ausstellung gestellte Frage "What is Architecture?" wird
dagegen von Adolf Loos auf denkbar unspektakuläre Weise beantwortet - mit
einer winzigen Zeichnung und einem kurzen Zitat: "Wenn wir im walde einen
hügel finden, sechs schuh lang und sechs schuh breit, mit der schaufel
pyramidenförmig aufgerichtet, dann werden wir ernst, und es sagt in uns:
Hier liegt jemand begraben. Das ist architektur." Link: Architekturzentrum Wien | ||||