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25.07.2002 - Ausstellung
Die Schrift als Bild an der Hallenfassade
"Urban tension", ein internationales Projekt der Initiative "Kunst gegen Gewalt", startete in der Frankfurter Schirn Kunsthalle mit einem Großbild der mexikanischen Künstlerin Minerva Cuevas. Im September kommt die Bildserie nach Wien.
VON REINHARD ELLENSOHN


"Es ist mir wichtig, daß Kunst Stellung bezieht zu den Problemen in Politik und Gesellschaft", sagte Kunststaatssekretär Franz Morak bei der Eröffnung des internationalen Kunst-Projekts "urban tension" am Dienstag in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt. Fünf Künstler - Ricardo Basbaum (Brasilien), Mircea Cantor (Rumänien, Frankreich), Minerva Cuevas (Mexiko), Jens Haaning (Dänemark), Erik van Lieshout (Niederlande) - werden bis Ende 2003 ihre Arbeiten zu gesellschaftspolitisch virulenten Themen in Städten wie Frankfurt, Brüssel, Wien und Rom zeigen: die Großbilder (10 mal 10 Meter) werden jeweils einige Wochen an ausgewählten öffentlichen Plätzen zu sehen sein.

Den Anfang machte die 27jährige mexikanische Künstlerin Minerva Cuevas, deren Arbeit seit Dienstag an der Fassade der Frankfurter Schirn Kunsthalle hängt: ein Zitat auf vierfarbigem Hintergrund soll Anstoß sein, um über alltägliche Machtstrukturen zu reflektieren. Cuevas, die sich derzeit auch auf der Schweizer Expo 2002 präsentiert, will ihre Arbeiten als politische Aktionen verstanden wissen. "Ich bevorzuge für meine Werke öffentliche Plätze außerhalb von Institutionen", so Cuevas.

"Ich glaube, daß Künstler eine größere Sensibilität der Welt, der Menschheit gegenüber haben", sagte Morak. Deshalb sei es wichtig, sie zu aktuellen Themen zu befragen - etwa zur Globalisierung, zu den Konfliktpotentialen städtischer Ballungsräume. Ausgewählt wurden die Künstler von einem sechsköpfigen internationalen Kuratoren-Team.

"Globale Lesbarkeit"

Da die Bilder in verschiedenen Städten mit unterschiedlichem sozialen und kulturellen Kontext präsentiert werden, müssen sie eine "globale Lesbarkeit" aufweisen. Diese Internationalität wird von Morak besonders betont: "Mit diesem Projekt gehen wir über die Grenzen Österreichs hinaus", so Morak. "Es ist ein Signal, die Debatte um Kunst und Gewalt grenzenlos zu führen."

Durch die Präsentation im öffentlichen Raum werden die Ergebnisse der künstlerischen Auseinandersetzung ins unmittelbare Lebensumfeld der Menschen gestellt. Ziel sei es, das kritische Potential von Kunst zu nutzen und eine breite Öffentlichkeit für das "ewige Thema" Kunst und Gewalt, Krieg und Frieden zu sensibilisieren, so Morak.

Für das Konzept und die Abwicklung des Projekts ist der 1990 in Wien gegründete private Kunstverein "museum in progress" in Kooperation mit "Art & Vision", dem Trägerverein der Initiative "Kunst gegen Gewalt", und der Schirn Kunsthalle Frankfurt verantwortlich. Die Österreichischen Kulturforen im Ausland sorgen dafür, daß die Serie in ganz Europa zu sehen ist. Neben Rom, Frankfurt, Brüssel sind Standorte in Paris und Belgrad im Gespräch. Ab Mitte September kommen die Arbeiten nach Wien: das Burgtheater, Volks- und Staatsoper werden bis Ende 2003 jeweils für einige Wochen eines der Großbilder tragen.



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