"Es ist mir wichtig, daß Kunst Stellung bezieht zu den
Problemen in Politik und Gesellschaft", sagte Kunststaatssekretär Franz
Morak bei der Eröffnung des internationalen Kunst-Projekts "urban tension"
am Dienstag in der Schirn Kunsthalle in Frankfurt. Fünf Künstler - Ricardo
Basbaum (Brasilien), Mircea Cantor (Rumänien, Frankreich), Minerva Cuevas
(Mexiko), Jens Haaning (Dänemark), Erik van Lieshout (Niederlande) -
werden bis Ende 2003 ihre Arbeiten zu gesellschaftspolitisch virulenten
Themen in Städten wie Frankfurt, Brüssel, Wien und Rom zeigen: die
Großbilder (10 mal 10 Meter) werden jeweils einige Wochen an ausgewählten
öffentlichen Plätzen zu sehen sein.
Den Anfang machte die 27jährige mexikanische Künstlerin
Minerva Cuevas, deren Arbeit seit Dienstag an der Fassade der Frankfurter
Schirn Kunsthalle hängt: ein Zitat auf vierfarbigem Hintergrund soll
Anstoß sein, um über alltägliche Machtstrukturen zu reflektieren. Cuevas,
die sich derzeit auch auf der Schweizer Expo 2002 präsentiert, will ihre
Arbeiten als politische Aktionen verstanden wissen. "Ich bevorzuge für
meine Werke öffentliche Plätze außerhalb von Institutionen", so Cuevas.
"Ich glaube, daß Künstler eine größere Sensibilität der
Welt, der Menschheit gegenüber haben", sagte Morak. Deshalb sei es
wichtig, sie zu aktuellen Themen zu befragen - etwa zur Globalisierung, zu
den Konfliktpotentialen städtischer Ballungsräume. Ausgewählt wurden die
Künstler von einem sechsköpfigen internationalen Kuratoren-Team.
"Globale Lesbarkeit"
Da die Bilder in verschiedenen Städten mit
unterschiedlichem sozialen und kulturellen Kontext präsentiert werden,
müssen sie eine "globale Lesbarkeit" aufweisen. Diese Internationalität
wird von Morak besonders betont: "Mit diesem Projekt gehen wir über die
Grenzen Österreichs hinaus", so Morak. "Es ist ein Signal, die Debatte um
Kunst und Gewalt grenzenlos zu führen."
Durch die Präsentation im öffentlichen Raum werden die
Ergebnisse der künstlerischen Auseinandersetzung ins unmittelbare
Lebensumfeld der Menschen gestellt. Ziel sei es, das kritische Potential
von Kunst zu nutzen und eine breite Öffentlichkeit für das "ewige Thema"
Kunst und Gewalt, Krieg und Frieden zu sensibilisieren, so Morak.
Für das Konzept und die Abwicklung des Projekts ist der
1990 in Wien gegründete private Kunstverein "museum in progress" in
Kooperation mit "Art & Vision", dem Trägerverein der Initiative "Kunst
gegen Gewalt", und der Schirn Kunsthalle Frankfurt verantwortlich. Die
Österreichischen Kulturforen im Ausland sorgen dafür, daß die Serie in
ganz Europa zu sehen ist. Neben Rom, Frankfurt, Brüssel sind Standorte in
Paris und Belgrad im Gespräch. Ab Mitte September kommen die Arbeiten nach
Wien: das Burgtheater, Volks- und Staatsoper werden bis Ende 2003 jeweils
für einige Wochen eines der Großbilder tragen.
© Die
Presse | Wien