Die Kunst steigt aus der Krise
Sabine Glaubitz BASEl (SN, dpa). Die Art Basel strotzt vor Selbstvertrauen. Vor wenigen Wochen hat die weltweit größte Messe für Gegenwartskunst Anteile der Hongkonger Kunstmesse Art HK übernommen. Die Art HK gilt als wichtigste Messe für zeitgenössische Kunst im asiatischen Raum. Nach fulminanten Auktionsergebnissen zu Beginn des Jahres weisen die Zeichen sogar auf einen gewissen Übermut hin. Heute, Mittwoch, öffnet die viertägige Art Basel zum 42. Mal.
Der Appetit auf Kunst ist zweieinhalb Jahre nach der Finanzkrise wieder groß. „Die Zeiten, in denen Leute ein schlechtes Gewissen hatten, Kunst zu kaufen, sind vorbei“, sagt Marc Spiegler. Er ist Kodirektor der Art Basel. Eine Meinung, die auch Bruno Vinciguerra, Vizepräsident des Auktionshauses Sotheby’s, teilt. „Das Selbstvertrauen der großen Player kehrt zurück“, prognostiziert er.
Die Zahlen der vergangenen Auktionen sprechen Bände. Schon im Herbst erzielten Impressionisten und Moderne spektakuläre Ergebnisse. „Men in Her Life“ von Andy Warhol wechselte für 63,3 Mill. Dollar den Besitzer und ist damit die zweitteuerste Arbeit des amerikanischen Popkünstlers. Roy Lichtensteins Werk „Ohhh . . . Alright“ kam für 42,6 Mill. Dollar unter den Hammer – der absolute Rekordpreis für ein Werk des Amerikaners.
Große Wachstumsaussichten stecken fraglos in den neuen Märkten. Vor allem China strebt mit reicher werdenden Kunstliebhabern nach vorn. Sotheby’s setzte 2010 mit seinen Auktionen in Hongkong 685 Millionen Dollar um – drei Mal so viel wie 2009.
Die Zukunft liegt im Fernen Osten. Das hat auch Art Basel verstanden und im Mai 60 Prozent der Anteile der Art HK übernommen. Ein gelungener Schachzug, denn nach Informationen des weltweit führenden Kunstportals Artprice wurden bereits im vergangenen Jahr 33 Prozent des Weltumsatzes mit Kunstversteigerungen in China gemacht. Das sind rund drei Prozent mehr als in Amerika, einst der wichtigste Kunstmarkt der Welt.
Damit wollen die Organisatoren nicht nur den europäischen und amerikanischen Galerien den Sprung in den Zukunftsmarkt erleichtern, sondern auch asiatische Besucher nach Basel und zur 2002 gegründeten Art Miami locken. „Der Erfolg in Miami bei den lateinamerikanischen Sammlern hat auch Basel mehr und mehr Sammler aus dieser Region gebracht“, sagte Spiegler.