Salzburger Nachrichten am 22. März 2006 - Bereich: Kultur
Tirol macht Kehrtwende

"Das ist ein Alleingang von mir", sagt Landeshauptmann Herwig van Staa zur überraschenden Einigung über eine Kooperation mit der Universität Mozarteum.

Thomas Hödlmoser Interview Nach einem jahrelangen Tauziehen haben sich die Länder Salzburg und Tirol bzw. die Universität Mozarteum in Salzburg und das Innsbrucker Landeskonservatorium doch noch auf eine Zusammenarbeit geeinigt. So wird das Mozarteum ab dem Wintersemester in Innsbruck ein neues Bachelorstudium Instrumental- und Gesangspädagogik (IGP) anbieten. Der Vorteil aus Tiroler Sicht: Die Musikstudenten am Konservatorium können ab dem Wintersemester einen akademischen Grad erwerben. Aus Salzburger Sicht ist die befürchtete Konkurrenz und eine mögliche "Abwanderung" von Teilen der Ausbildung vom Tisch. Die SN sprachen am Dienstag mit dem Tiroler Landeshauptmann Herwig van Staa (ÖVP) über den überraschenden Durchbruch bei den Verhandlungen.

Sie haben sich nun doch durchgerungen, eine Kooperation mit der Universität Mozarteum einzugehen. Woher kommt dieser Gesinnungswandel? Van Staa: Das war das Ergebnis von Verhandlungen, die es ermöglichten, die Interessen des Konservatoriums und des Landes Tirols unterzubringen. Die Mozarteum-Außenstelle wird zu einem echten Standort aufgewertet. Wir haben derzeit viele Doppelgleisigkeiten, die damit abgebaut werden. Wir werden die Synergieeffekte nützen. Wir haben jetzt eine praktikable Win-Win-Situation.

Anfangs hatte es geheißen, die Abteilung Musikpädagogik des Mozarteums in Innsbruck solle in die geplante Tiroler Kunstfakultät eingegliedert werden. Dann planten Sie, unabhängig vom Mozarteum eine Kunst- und Musikpädagogik aufzubauen. Jetzt ist eine Kooperation angekündigt. Wird es bei dieser bleiben? Van Staa: Das ist fix. Ich habe in den letzten Wochen intensiv verhandelt - ohne Partei- oder politische Querelen. Die Leute sehen jetzt, dass es mir immer um das Sachliche ging.

Warum kommt diese Lösung dann erst jetzt, nach Jahren der Debatte? Van Staa: Das war immer sehr schwierig zu verhandeln, weil das Mozarteum für uns nicht der Gesprächspartner war, sondern das Ministerium. Der Bund hat 1996 beschlossen, dass Innsbruck Standort einer eigenen Kunstuniversität wird. Dann tauchte plötzlich das Geschrei auf, wir wollten das Mozarteum zerschlagen.

War der öffentliche Protest aus Salzburg gegen die Tiroler Kunstfakultätspläne ein Grund für die neue Linie in der Tiroler Wissenschaftspolitik? Van Staa: Überhaupt nicht. Die Salzburger Proteste haben mich nie tangiert. Mir ging es um eine Sachlösung. Wenn man weniger protestiert und zielgerichtet gearbeitet hätte, hätte schon viel früher eine Lösung gefunden werden können.

Spielte der Abgang des ehemaligen Rektors Roland Haas von der Universität Mozarteum eine Rolle? Van Staa: Das kann ich nicht kommentieren. Der amtierende Rektor (Interimsrektor Gottfried Holzer-Graf, Anm.) und der Vorsitzende des Universitätsrats, Friedrich Urban, sind jedenfalls offen und haben Handschlagqualität. Ich kann beiden nur höchste Anerkennung aussprechen.

Hat Sie Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) davon zu überzeugen versucht, einen gemeinsamen Weg mit Salzburg zu suchen? Van Staa: Überhaupt nicht. Das war ein Alleingang von mir. Es gab bei den Verhandlungen allerdings mehrere Optionen.

Es hat den Anschein, als würden Sie sich von den Plänen für eine Tiroler Kunstfakultät verabschieden. Van Staa: Bei der Bildenden Kunst heißt es das nicht. Im Bereich der Musik schon. Wir haben jetzt eine Universität, die nicht ein Anhängsel ist für die Notversorgung von IGP-Studenten. Wir sind auch bereit, den Standort Innsbruck des Mozarteums nach den Wünschen des Mozarteums weiter auszubauen.

Woraus könnte eine Tiroler Kunstfakultät künftig noch bestehen? Van Staa: Das entscheidet die Leopold-Franzens-Universität. Da mische ich mich überhaupt nicht ein. Eine Arbeitsgruppe soll prüfen, wie es mit der Bildenden Kunst in Westösterreich weitergehen soll.

In Salzburg heißt es jetzt, man habe sich im Tauziehen mit Tirol durchgesetzt. Van Staa: Salzburg setzt sich immer durch - bei den Olympischen Spielen wie beim Mozarteum. Ich nehme das zur Kenntnis. Mir geht es um das Ergebnis.