In dieser temporären Außenstelle für künstlerische
Balkan-Angelegenheiten stellen nun schon während des gesamten
Kulturhauptstadtjahrs 2003 und während des „steirischen herbstes“, jeweils ein
junger Kurator jeweils zwei Monate lang die aktuellsten Standpunkte
zeitgenössischer Kunst aus jeweils einer „Balkanstadt“ vor.
Der Begriff
„Kunst“ ist dabei weit gefasst: Ein Café in der Belgiergasse mit aufliegenden
Magazinen und Büchern aus der jeweiligen Stadt, eine jeweils eintägige Filmreihe
in der Mediathek der Stadt Graz oder Workshops in der „celery’s_the juice bar“
gehören dabei genauso dazu, wie verschiedene DJ-Partys in der Bar „vipers im
thienfeld“.
Gemeinsam mit „museum im progress“ werden zudem ausgewählte
„Balkan-Arbeiten“ im öffentlichen Raum, auf Plakaten und in internationalen
Tageszeitungen, präsentiert.
„Wir wollten mit diesem umfassenden Programm
zeigen, dass man heutzutage den Begriff ‚Balkan’ nicht mehr nur historisch oder
geografisch definieren kann“, so die Leiterin Margarethe Makovec, „Balkan kann
genauso gut eine Lebenseinstellung sein, ein Temperament oder eine Haltung. Der
Titel ‚Balkan Konsulat’ ist durchaus auch ironisch gemeint.“
Dass es <
rotor > mit dem viel diskutierten -und derweil ein wenig obsolet anmutenden-
Begriff „Balkan“ nicht so genau nimmt, zeigt dann auch die Auswahl der
„Balkan-Städte“: Den Anfang machte Belgrad, es folgte die Grazer Partnerstadt
St. Petersburg, daraufhin kamen Prag, Istanbul, Budapest an die Reihe. Gerade
ist Sarajevo mit sieben Künstlern am Zug (Kuratorin Lejla Hodziæ, bis
15.11.2003). Zu guter Letzt wird dem Balkan übrigens zuhause aufgespürt werden:
nämlich in Wien.
„Ich sehe das Balkan Konsulat als eine Art Abbild für
unser großes < rotor > -Netzwerk, das indessen von der Ukraine bis nach
Slowenien reicht“, erklärt Margarethe Makovec. Dass < rotor > mit seinem
Balkan Konsulat nicht auf den derzeitigen Trend für diese Thematik (siehe die
Ausstellungen „In den Schluchten des Balkans“ von René Block im Kassler
Friedericanum, bis 23.11. und „Blut & Honig“ in der Sammlung Essl von Harald
Szeemann, bis 29.9.) aufspringt, ist Makovec wichtig. Immerhin annähernd neun
Jahre, so die Leiterin, arbeitet der Kunstverein schon an seinem Archiv, das
unzählige Kontakte mit Museen, Galerien und Künstlern in ganz Südosteuropa
umfasst. Kürzlich ist < rotor > sogar mit dem staatlichen Würdigungspreis
für grenzüberschreitende Kulturarbeit ausgezeichnet worden.
Indes der Verein
steht wie viele kleinere Kulturinitiativen in Graz im nächsten Jahr vor dem
finanziellen Desaster. Was im Kulturhauptstadtjahr rausgepulvert und angeleiert
wurde, wird dann nicht mehr weiterfinanziert, sogar Kürzungen stehen ins Haus.
Der Bund, der ihnen den Würdigungspreis verliehen hat, kürzte das Bugdet für
2004. Die Pointe: um die Höhe des erhaltenden Förderungspreise. Für
Institutionen wie < rotor > eine Katastrophe: "Über das Jahr der
Kulturhauptstadt kommen wir noch irgendwie drüber“, so der zweite < rotor
>- Leiter Anton Lederer (seit neuesten auch Chef des Forum Stadtpark), “aber
ohne Umdenken in der Kulturpolitik gibt es den < rotor > im April 2004
nicht mehr. " Dabei waren gerade internationale Positionierungen wie das
"Balkan-Konsulat mit ausschlaggebend dafür, dass Graz das Rennen um die
Kulturhauptstadt überhaupt machen konnte, meint Lederer. Die Schließung der
Galerie ist bereits beschlossene Sache, sollte nicht noch ein Wunder geschehen.
Margarethe Makovec setzt in Zukunft indes auf Mobilität und will zur
Abwechselung vermehrt österreichische Kunst nach Osteuropa exportieren.
Ob die Kunst, die im Balkan Konsulat zu sehen ist, dem Klischee vom
Balkan entspricht oder nicht, das will < rotor > übrigens gar nicht
festlegen. Das soll der Besucher tunlichst selbst entscheiden. Und vielleicht
kommt der ja dann zum gleichen Schluss wie der Philosoph Slavoj Zizek, der
einmal meinte: „Der Balkan ist immer der Andere“.
Öffnungszeiten:
Di - Fr 10.00 - 18.00, Sa 10.00 -
13.00
c/o < rotor > association for contemporary art
Belgiergasse 8/ I, A - 8020 Graz, + 43 316 688306
KünstlerInnen:
Danica Dakic (Düsseldorf / Sarjevo), Sejla Kameri (Sarajevo), Kristina
Leko(Zagreb), Lala Rascic(Amsterdam/Sarajevo), Slaven Tolj (Dubrovnik),
Aleksandra Vajd (Prag/ Maribor), Vanda Vukicevic (London / Sarajevo)
Kuratorin:
Lejla Hodzic (Sarajevo Center for Contemporary Arts)
Ausstellung:
27.9. - 15.11.2003 erschienen in Kunstzeitung
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