"Die Albertina ist einerseits eine der größten und berühmtesten
Sammlungen der Welt, die größte grafische Sammlung. Darüber ist ein
bisschen in Vergessenheit geraten, dass vor über 80 Jahren - nämlich 1922
- auf Beschluss der damaligen Regierung ein österreichisches
Architektur-Museum gegründet und in die Albertina integriert wurde",
erzählt Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder im Gespräch mit
kultur.ORF.at.
Seither seien auch immer zwei bis drei wissenschaftliche Kuratoren im
Haus für diesen Bereich tätig gewesen. Mit ihren rund 25.000 Exponaten
zählt sie zu den großen Architektur-Sammlungen.
Von Romano bis Coop
Himmelb(l)au
Zu den Architektur-Beständen zählen u.a. große Konvolute und Nachlässe
von Giulio Romano, Francesco Borromini, Johann Bernhard Fischer von
Erlach, Theophil Hansen, Adolf Loos, Clemens Holzmeister sowie einzelne
Arbeiten von Coop Himmelb(l)au, Frank Lloyd Wright oder Zaha Hadid.
![Adolf Loos, Haus für Josephine Baker / ©Bild: Albertina](00060238-Dateien/1-loos_modell_baker.jpe) |
Adolf Loos, Haus für Josephine Baker / ©Bild:
Albertina |
Die Sammlung verfügt außerdem über Architektur-Modelle u.a. nach Otto
Wagner, Lois Welzenbacher, Le Corbusier, Ludwig Mies van der Rohe, Theo
van Doesburg und Alvaar Aalto.
Auf Stärken konzentrieren
"Ich bin nicht sicher, ob man diese Sammlung in den letzten Jahrzehnten
nicht besser dotiert worden wäre, hätte man verdeutlicht, dass die
Albertina eine so große Architektur-Sammlung besitzt", meint Schröder.
Während man in der Grafischen Sammlung vor allem zeitgenössische Kunst
kaufe - sowohl aufgrund der Qualität des Bestandes als auch der
finanziellen Möglichkeiten - gehe man in diesem Bereich einen anderen Weg.
"Wir werden uns dabei auf die Sammlungsstärken konzentrieren. Und das sind
in diesem Fall das 19. und frühe 20. Jahrhundert", meint Direktor
Schröder.
"Abstimmen notwenig"
"In diesem Bereich sollten wir nicht in einen Wettbewerb treten, denke
ich, sondern uns besser mit der Architektur-Sammlung des MAK oder jener
des Architektur-Zentrums abstimmen", stellt Schröder fest.
Künftiges Foto-Museum
![Rudolf Koppitz, Ausschnitt aus](00060238-Dateien/1-foto-frau.jpe) |
Rudolf Koppitz, Ausschnitt aus "Composition",
1925 / ©Bild: Albertina |
"Im vierten
Stock des Palais ist derzeit noch die Musiksammlung der Österreichischen
Nationalbibliothek untergebracht. In einigen Jahren wird diese Sammlung
aber in ihren neuen Sitz in der Herrengasse haben. Dann wird die
Foto-Sammlung hier einziehen", erklärt Albertina-Direktor Schröder.
"Damit wird dann ein echtes, österreichisches Foto-Museum, das diese
Sparte endlich als Kunstform begreift, was in anderen Ländern längst zum
Alltag zählt, Wirklichkeit geworden sein", meint Schröder.
Jüngste Sammlung
Mit der im Oktober 1999 gegründeten Foto-Sammlung wurde eine
wesentliche Lücke in Österreich gefüllt: Erstmals gibt es ein Zentrum für
Sammel-, Forschungs- und Ausstellungstätigkeit im Bereich historischer und
zeitgenössischer Fotografie.
Mit der Übernahme der vom Wissenschaftler Josef Maria Eder essenziell
geförderten Sammlung der Höheren Graphischen Bundes-Lehr- und
Versuchsanstalt in Wien wurde das Fundament für die neue Fotosammlung
geschaffen. Hier finden sich neben Atelier-Fotografie, früher
Farbfotografie und piktorialistischen Arbeiten vor allem
Wissenschafts-Fotografie (Kurzzeit-, Röntgen-, Mikro- und
Chronofotografie).
US-Fotografie und Nachlässe
Die weiteren Bestände reichen von den Anfängen des Mediums bis zur
Gegenwart. Ein Schwerpunkt liegt auf der US-amerikanischen Fotografie.
Besonderes Augenmerk wird außerdem den Nachlässen österreichischer
Fotografen gewidmet.
"In der Foto-Sammlung wollen wir noch einige historische Lücken des 19.
Jahrhunderts schließen, wie wir das in den letzten Tagen bei einer Auktion
in Paris getan haben. Die Sammlung entwickelt sich allmählich zu einer der
wichtigsten der amerikanischen Fotografie der 60er und 70er Jahre", so
Schröder.