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kunstraum
Ernst Skricka und Rudolf Kedl führen beide eine
figurative Sprache vor, die in ihren medialen und formalen Gegensätzen
eine schöne Spannung zueinander aufbauen. Tuschezeichnung und spontane
Linienführung steht der konkret modellierten Körperlichkeit in Bronze
entgegen. In beiden Fällen ist ein hoher Abstraktionsgrad im figurativen
Detail erreicht. Skricka hat schon seit den Achtzigerjahren seine
beeindruckenden kolossalen Körperformen auf dem Papier verlassen. Ihre
beinahe skulpturale Erscheinung ist einem leicht kalligrafisch anmutenden
Gestus gewichen. Zeichnung als eine Art von Schreiben, jedoch gebunden an
das Menschenbild. Unmittelbar und stets den spontanen Prozess zulassend,
zieht Skricka seine Tuschfeder auf der groben haptischen Textur des
handgeschöpften Papier. Feine tänzelnde Figurenschriften entstehen. Die
gezeichnete Linie behauptet sich um ihrer selbst willen, kann akrobatische
Akte erzielen - ein "Salto Vitale", so der gewählte Ausstellungstitel: aus
einem gezogenen Strich entsteht Kopf und Hand zugleich - feine
Vexierbilder entwickeln sich, wie wir sie vor allem bei Picassos
fulminanten Zeichnungen so lieben. Kedls Plastiken sind dagegen
geschlossen, voluminös. Blockhafte Parzellen fügen sich zu figürlichen
Rudimenten zusammen. (I., Singerstraße 17; bis 26. April)
GALERIE ULYSSES: KRÄFTIGE MALSPUREN
Schon des öfteren liegen Reisen Markus Prachenskys
tachistischen Kompositionen mit signalhafter Wirkung zugrunde. Inspiriert
von antiken Tempelanlagen, die sich in den blockhaften, jedoch dynamisch
aufgesetzten Pinselhieben wiederfinden, oder die kalifornische Landschaft,
wie nun in seinem jüngsten Werkblock California Miles: Impressionen auf
der Autofahrt durchs Land, begleitet von Miles-Davis-Jazzmusik. Schon in
den 60er Jahren hat Prachensky den Westen Amerikas bereist. Jedoch damals
merklich von der avantgardistischen Malerei des Hard Edges beeinflusst.
Der abstrakt expressionistisch gesteuerte Gestus ist einer mehr
monochromen, beruhigten Farbfeldmalerei gewichen: ein damals wesentlicher
Beitrag zu Österreichs Malerei, die über Jahre stets von der individuellen
Expression bestimmt war. Diese konstruktive, auf Geometrie, Kolorit
orientierte Phase - vergleichbar mit Barnett Newman, Ellsworth Kelly - hat
aber bei Prachensky nicht allzu lange angehalten. Nicht nur die
aktuellsten Bilder wie die hier präsentierten California Miles zeugen
wiederum von der typischen Prachensky-Manier. Es überzeugen die
kleinformatigeren Papier-Arbeiten, deren Bildträger die feinen aber
kräftigen Malspuren besonders aufnehmen, mehr als die großen Leinwände.
(I., Burgring 21; bis 3. Mai)
GALERIE HROBSKY: FEINES SCHIMMERN
Karl Kriebel stellt das Bild als changierendes Medium
zwischen Raum - als eine Art Fensteröffnung - und abstrakter
eigenständiger Farbfläche dar. Lasierend konstruiert der Maler
geometrische Formen übereinander, erzielt manchmal ein feines nuanciert
malerisches Schimmern, wodurch die grafische und formbeschreibende Note
etwas relativiert wird. Somit wird Farbe Licht. Entmaterialisierte
Farbmaterie und Bildträger mutieren zu einer transparenten Erscheinung. In
der ausgestellten Druckgrafik - einer Alugrafie - kommen hingegen die
grafischen Werte stärker zum Ausdruck. Das Bild zeigt sich mehr als
Konstrukt geometrischer kompakter Formen. (I, Grünangergasse 6; bis
18. Mai) Florian Steininger
© Die Presse | Wien
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