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17.04.2003 - Ausstellung
GALERIE CONTACT: TÄNZELNDE FIGUREN - GALERIE ULYSSES: KRÄFTIGE MALSPUREN - GALERIE HROBSKY: FEINES SCHIMMERN


kunstraum

Ernst Skricka und Rudolf Kedl führen beide eine figurative Sprache vor, die in ihren medialen und formalen Gegensätzen eine schöne Spannung zueinander aufbauen. Tuschezeichnung und spontane Linienführung steht der konkret modellierten Körperlichkeit in Bronze entgegen. In beiden Fällen ist ein hoher Abstraktionsgrad im figurativen Detail erreicht. Skricka hat schon seit den Achtzigerjahren seine beeindruckenden kolossalen Körperformen auf dem Papier verlassen. Ihre beinahe skulpturale Erscheinung ist einem leicht kalligrafisch anmutenden Gestus gewichen. Zeichnung als eine Art von Schreiben, jedoch gebunden an das Menschenbild. Unmittelbar und stets den spontanen Prozess zulassend, zieht Skricka seine Tuschfeder auf der groben haptischen Textur des handgeschöpften Papier. Feine tänzelnde Figurenschriften entstehen. Die gezeichnete Linie behauptet sich um ihrer selbst willen, kann akrobatische Akte erzielen - ein "Salto Vitale", so der gewählte Ausstellungstitel: aus einem gezogenen Strich entsteht Kopf und Hand zugleich - feine Vexierbilder entwickeln sich, wie wir sie vor allem bei Picassos fulminanten Zeichnungen so lieben. Kedls Plastiken sind dagegen geschlossen, voluminös. Blockhafte Parzellen fügen sich zu figürlichen Rudimenten zusammen. (I., Singerstraße 17; bis 26. April)

GALERIE ULYSSES: KRÄFTIGE MALSPUREN

Schon des öfteren liegen Reisen Markus Prachenskys tachistischen Kompositionen mit signalhafter Wirkung zugrunde. Inspiriert von antiken Tempelanlagen, die sich in den blockhaften, jedoch dynamisch aufgesetzten Pinselhieben wiederfinden, oder die kalifornische Landschaft, wie nun in seinem jüngsten Werkblock California Miles: Impressionen auf der Autofahrt durchs Land, begleitet von Miles-Davis-Jazzmusik. Schon in den 60er Jahren hat Prachensky den Westen Amerikas bereist. Jedoch damals merklich von der avantgardistischen Malerei des Hard Edges beeinflusst. Der abstrakt expressionistisch gesteuerte Gestus ist einer mehr monochromen, beruhigten Farbfeldmalerei gewichen: ein damals wesentlicher Beitrag zu Österreichs Malerei, die über Jahre stets von der individuellen Expression bestimmt war. Diese konstruktive, auf Geometrie, Kolorit orientierte Phase - vergleichbar mit Barnett Newman, Ellsworth Kelly - hat aber bei Prachensky nicht allzu lange angehalten. Nicht nur die aktuellsten Bilder wie die hier präsentierten California Miles zeugen wiederum von der typischen Prachensky-Manier. Es überzeugen die kleinformatigeren Papier-Arbeiten, deren Bildträger die feinen aber kräftigen Malspuren besonders aufnehmen, mehr als die großen Leinwände. (I., Burgring 21; bis 3. Mai)

GALERIE HROBSKY: FEINES SCHIMMERN

Karl Kriebel stellt das Bild als changierendes Medium zwischen Raum - als eine Art Fensteröffnung - und abstrakter eigenständiger Farbfläche dar. Lasierend konstruiert der Maler geometrische Formen übereinander, erzielt manchmal ein feines nuanciert malerisches Schimmern, wodurch die grafische und formbeschreibende Note etwas relativiert wird. Somit wird Farbe Licht. Entmaterialisierte Farbmaterie und Bildträger mutieren zu einer transparenten Erscheinung. In der ausgestellten Druckgrafik - einer Alugrafie - kommen hingegen die grafischen Werte stärker zum Ausdruck. Das Bild zeigt sich mehr als Konstrukt geometrischer kompakter Formen. (I, Grünangergasse 6; bis 18. Mai) Florian Steininger



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