Winzige Werbeillustrationen blies Roy Lichtenstein auf Leinwandgröße auf: "Bread in Bag" (1961) ist das, was es ist - das Bild eines Brotes im Papiersackerl.
Wien - Mehr als seine berühmten Comic-Porträts erschließt ein simpler Golfball den Bildkosmos von Roy Lichtenstein: 1962 setzte er das verkraterte Rund umschattet wie den Mond bildfüllend auf die Leinwand. Ein Planet aus reiner Oberfläche, der nichts anderes darstellt als sich selbst, nicht über sich hinausweist, aber dennoch ein Angriff auf die damals dominierenden Kunstrichtungen, auf Abstrakten Expressionismus und Minimal Art, war.
In der Albertina zeigt man nun eine selten ausgestellte Werkgruppe Lichtensteins. Großformatige Schwarz-Weiß-Zeichnungen, begleitet von einigen Leinwandbildern der gleichen Zeitspanne (1961-68) verdeutlichen, wie wichtig das Grafische für die Entwicklung seines einzigartigen, ikonenhaften Stils ist. Insbesondere Lichtensteins Technik wird in der Schau, die wohltuend weniger bekannte Aspekte beleuchtet, sehr anschaulich.
"Sie scheint mechanisch, also Antikunst zu sein, weil Kunst Gefühl haben soll", sagte Lichtenstein selbst über seine auf Werbung, Comics und Ikonen der Massenkultur gerichtete Arbeit. "Meine Leidenschaft ist aber natürlich der leidenschaftslose Stil." Eine Passion, zu der Roy Fox Lichtenstein, geboren 1923 in Manhattan, relativ spät fand. Denn es ist nicht die Revolution eines Jungen, der dem sich entäußernden, aber bereits akademisierten Ausdruck eines Willem de Kooning oder Jackson Pollock die radikal banalen, pathoslosen Zeichnungen von zum Zeichen stilisierten Kaffeetassen, Erdnussbuttertörtchen, Steaks und Hot Dogs entgegensetzt.
Gebändigter Pinselstrich
Subtil und ironisch wird das in der Brushstroke-Serie: Da bändigt er den Pinselstrich als Symbol für den freien, malerischen Ausdruck - er wird zu einer isolierten und präzis gearbeiteten Struktur.
Bei seinem Druchbruch war Lichtenstein 38 Jahre alt, hatte bereits an mehreren Universitäten als Dozent gelehrt und vor allem lange Zeit expressiv gemalt. Ein Umstand, an den noch zwei in Pinsel und Tusche hingeworfene, allerdings schon auf spätere Comicsujets verweisende Disneyfiguren (Mickey und Donald) von 1958 erinnern.
Entscheidend für seine künstlerische Neuerfindung war die Begegnung mit Allan Kaprow, aber auch mit John Cage, Jasper Johns und Robert Rauschenberg, die allesamt für ein radikal neues, unkonventionelles und (er)lebensnahes Kunstverständnis standen.
Im Kommerz und in der knallbunten Warenwelt, nicht in der individuellen Freiheit, erkannte Lichtenstein das viel größere, amerikanische Thema. Winzige Werbeillustrationen übersetzte er in riesengroße Zeichnungen und übernahm dabei auch das Punkteraster, die sogenannten BendayDots, des Drucks.
Lichtenstein ahmte also mit zeichnerischen Mitteln die Offset-Lithografie nach: zuerst mit einer handgefertigten Schablone, dann mittels Frottagetechnik (Oberflächenstrukturen werden durch Abreiben auf das Papier übertragen). Beides erschien ihm nicht optimal, weil er nicht die Härte und Schärfe erhielt, die er wünschte. Und so perfektionierte er die Arbeit mit den Schablonen. (Anne Katrin Feßler / DER STANDARD, Printausgabe, 28.1.2011)
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ein Hoch der Konsumkunst. Frage mich, wie lange noch die Kunstgeschichte diese sterile Kunstmarktkunst durch tiefschürfende Interpretationen legitimieren möchte? Eine amüsante oberflächliche Zeiterscheinung, mehr nicht. Heute freilich die hochdotierte Aktie an der Wand. Fad.
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