VN Mi, 7.12.2005

Politik
Lokal
Sport
Markt
Kultur
Magazin
Welt

Chronik
Leserbriefe

Karriere
VN-Heimat

Anzeigen
eVN.vol.at
eVN-Offline

Leser
werben Leser






Kultur 

Zwischen Kunst und Porno

Die Wiener Albertina präsentiert eine umfassende Schiele-Ausstellung.

Wien (VN-kh) Die "umfassendste Schiele-Ausstellung seit 1948" nennt Albertina-Direktor und Ausstellungskurator Klaus Albrecht Schröder die heute beginnende Präsentation. 220 Werke finden sich hier, davon 130 aus dem Besitz der Albertina selbst; der Rest sind Leihgaben aus Museen und Privatsammlungen.

Das Schwergewicht liegt auf Akt- und Kinderbildnissen sowie Selbstporträts aus den Jahren 1910 bis 1915. Bei ihrer Entstehung waren viele der Werke als Pornographie verschrien, Schiele wurde sogar wegen des Verdachts der Kindesentführung und Schändung im April 1912 für 24 Tage inhaftiert. Zehn der 13 im Gefängnis entstandenen Arbeiten sind nun zu sehen.

Weitestgehend ausgespart sind hingegen die Frühwerke der Jahre 1906 bis 1909 sowie die Spätwerke 1917/1918 und Landschaftsbilder. Die Ausstellung ist chronologisch aufgebaut, gibt einen Überblick über die Arbeiten auf Papier und fasziniert durch die ungewöhnliche Zusammenstellung nach Werkgruppen.

Später nicht zu sehen

Von der "Schamlosigkeit als ästhetisches Prinzip" über "Kinderbilder", "Schiele im Gefängnis" oder den "stigmatisierten Leib" bis zur "Selbstheiligung des verkannten Künstlers" reicht die Palette der Vorgaben. Dadurch wird die stilistische Entwicklung des jung verstorbenen Künstlers - Schiele lebte von 1890 bis 1918 - erkennbar. Werke, die in einer Sitzung entstanden sind, präsentiert die Albertina gruppenweise, um die "filmische Sequenz" der Arbeitsweise Schieles deutlich zu machen.

Zu sehen sind auch jene fünf Schiele-Zeichnungen, die Albertina-Direktor Schröder jüngst zum Missfallen des Bundesdenkmalamts in der Schweiz restaurieren ließ. Vor allem ein entfernter Falz beim "Mädchenhalbakt" erregte die Gemüter. Wegen der Ruhezeiten, die den Arbeiten wegen ihrer Licht- und Temperaturempfindlichkeiten zwischen den Ausstellungen gegönnt werden müssen, werden die jetzt in Wien zu sehenden Schiele-Zeichnungen, Gouachen und Aquarelle ab März wieder für längere Zeit in den Archiven verschwinden.

Geöffnet in der Albertina bis 19. März 2006, täglich 10 bis 18 Uhr, Mittwoch bis 21 Uhr. Katalog: Prestel Verlag, Internet: www.albertina.at

Schiele: "Weibliches Liebespaar", 1915. (Foto: APA)




Kultur 

Zum Seitenbeginn