Bregenz (VN-ag) In seiner Malerei wollte er "das Gesicht in ein
neues Licht" rücken. Fünf Jahre nach dem Tod des Bregenzer Künstlers
Hannes Klocker (1965Ö1998) setzt sich eine kleine Retrospektive im
Foyer des Theaters am Kornmarkt mit diesem Aspekt auseinander.
Als der Maler Hannes Klocker, 33-jährig, freiwillig aus dem Leben
schied, hinterließ er einen künstlerischen Nachlass von einigen
hundert Arbeiten. In den kurzen Jahren seines Schaffens, von der
Wiener Akademiezeit bis zum Lebensende in Bregenz, durchlief er eine
ungeheure Spanne verschiedenster Stilrichtungen. Damit entzieht er
sich nicht nur jeglicher Einordnung seines Werks, die Vielfalt
verweist zugleich auch auf das künstlerische Potential, das dem
jungen Malertalent von vielen Seiten attestiert wurde.
Geklärter Blick
Vier Jahre sind seit der ersten Retrospektive vergangen. Zeit für
Elisabeth "Sisi" Klocker, die Kuratorin der Ausstellung und
Schwester des Künstlers, den Nachlass zu ordnen und erfassen. Im
Gegensatz zum vor vier Jahren gezeigten Querschnitt durch dieses in
seiner Breite oft widersprüchlich scheinende Werk, scheint der Blick
aus einer gewissen zeitlichen Distanz mittlerweile geklärter. Im
Mittelpunkt der aktuellen, rund zwanzig Werke umfassenden Schau
stehen mit dem Gesicht und den Musikbildern zwei zentrale Aspekte,
die das Schaffen schlaglichtartig erhellen. Eine Beschränkung, die
sich auch in Bezug auf die Räumlichkeiten als geschickter Zug
erweist. Bei den Gesichtern reicht die Palette vom meisterhaft
gemalten, braven Aquarell-Selbstporträt der Akademiezeit, über die
expressiveren und deutlich von Francis Bacon beeinflussten Porträts
bis zu den dialogischen Kuss- bzw. Paarszenen, oder den sich in Form
und Farbe auflösenden Köpfen. "Ich bin auf der Suche nach
Gesichtern, die in unserer Zeit hinter den stählernen Masken der
Medienklischees verborgen liegen. Ich rücke das Gesicht in ein neues
Licht", erklärte der Künstler anlässlich einer früheren Präsentation
seine Beschäftigung mit dem Gesicht.
Ein Suchender
Auf der Suche nach neuen malerischen Ausdrucksformen blieb ihm
die Selbstbefragung stets ein probates Mittel. Klocker hat gesucht,
gefunden und ist trotzdem zeitlebens immer ein Suchender, ein
Fragender und Zweifelnder geblieben. Einen relativ geschlossenen,
eigenständigen Werkkomplex bilden die so genannten "Musikbilder". In
narrativ angelegten Bildsetzungen, in flachen Bildräumen und der
Beschränkung auf die Primärfarben sowie Schwarz und Weiß, lotet
Hannes Klocker die synästhetische Analogie zwischen Klang und Farbe
aus. Ein weißer Strich und ein ebensolcher Punkt dienen als Signatur
bzw. als "Drehpunkt, um den sich die schweren Farbmassen drehen"
(Klocker).