VN Sa, 15.11.2003

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Kultur 

Die Suche nach Gesichtern

Retrospektive Hannes Klocker wird heute Abend im Kornmarkttheater eröffnet

Bregenz (VN-ag) In seiner Malerei wollte er "das Gesicht in ein neues Licht" rücken. Fünf Jahre nach dem Tod des Bregenzer Künstlers Hannes Klocker (1965Ö1998) setzt sich eine kleine Retrospektive im Foyer des Theaters am Kornmarkt mit diesem Aspekt auseinander.

Als der Maler Hannes Klocker, 33-jährig, freiwillig aus dem Leben schied, hinterließ er einen künstlerischen Nachlass von einigen hundert Arbeiten. In den kurzen Jahren seines Schaffens, von der Wiener Akademiezeit bis zum Lebensende in Bregenz, durchlief er eine ungeheure Spanne verschiedenster Stilrichtungen. Damit entzieht er sich nicht nur jeglicher Einordnung seines Werks, die Vielfalt verweist zugleich auch auf das künstlerische Potential, das dem jungen Malertalent von vielen Seiten attestiert wurde.

Geklärter Blick

Vier Jahre sind seit der ersten Retrospektive vergangen. Zeit für Elisabeth "Sisi" Klocker, die Kuratorin der Ausstellung und Schwester des Künstlers, den Nachlass zu ordnen und erfassen. Im Gegensatz zum vor vier Jahren gezeigten Querschnitt durch dieses in seiner Breite oft widersprüchlich scheinende Werk, scheint der Blick aus einer gewissen zeitlichen Distanz mittlerweile geklärter. Im Mittelpunkt der aktuellen, rund zwanzig Werke umfassenden Schau stehen mit dem Gesicht und den Musikbildern zwei zentrale Aspekte, die das Schaffen schlaglichtartig erhellen. Eine Beschränkung, die sich auch in Bezug auf die Räumlichkeiten als geschickter Zug erweist. Bei den Gesichtern reicht die Palette vom meisterhaft gemalten, braven Aquarell-Selbstporträt der Akademiezeit, über die expressiveren und deutlich von Francis Bacon beeinflussten Porträts bis zu den dialogischen Kuss- bzw. Paarszenen, oder den sich in Form und Farbe auflösenden Köpfen. "Ich bin auf der Suche nach Gesichtern, die in unserer Zeit hinter den stählernen Masken der Medienklischees verborgen liegen. Ich rücke das Gesicht in ein neues Licht", erklärte der Künstler anlässlich einer früheren Präsentation seine Beschäftigung mit dem Gesicht.

Ein Suchender

Auf der Suche nach neuen malerischen Ausdrucksformen blieb ihm die Selbstbefragung stets ein probates Mittel. Klocker hat gesucht, gefunden und ist trotzdem zeitlebens immer ein Suchender, ein Fragender und Zweifelnder geblieben. Einen relativ geschlossenen, eigenständigen Werkkomplex bilden die so genannten "Musikbilder". In narrativ angelegten Bildsetzungen, in flachen Bildräumen und der Beschränkung auf die Primärfarben sowie Schwarz und Weiß, lotet Hannes Klocker die synästhetische Analogie zwischen Klang und Farbe aus. Ein weißer Strich und ein ebensolcher Punkt dienen als Signatur bzw. als "Drehpunkt, um den sich die schweren Farbmassen drehen" (Klocker).

Die Ausstellung wird heute Abend um 19 Uhr im Foyer des Theaters am Kornmarkt in Bregenz eröffnet. Dauer der Ausstellung bis 19. Dezember, während der Theateraufführungen.

Arbeit von Hannes Klocker. (Foto: A. Grabher)




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