Über zu geringe Preise braucht sich Maria Lassnig derzeit nicht zu
beklagen - weder, was den Kunstmarkt, noch was den Erhalt von
Auszeichnungen betrifft. In Österreich hält sie seit dem vergangenen Jahr
den Auktions-Preisrekord für zeitgenössische heimische Künstler (ihr
Ölbild "Woman Power" wurde um 2,745 Mio. Schilling [199.487 Euro]
ersteigert), und der Roswitha-Haftmann-Preis ist bereits der dritte
Kunstpreis, der ihr in den vergangenen Monaten zuerkannt wurde.
Ausstellungstour
Zunächst erhielt sie den Kunstpreis der Norddeutschen Landesbank. Die
damit verbundene Ausstellung ihrer Bilder der vergangenen Jahre ging
kürzlich in der Kestner Gesellschaft in Hannover zu Ende und soll in Kürze
nach München übersiedeln. Danach wurde ihr der Rubens-Preis der Stadt
Siegen zugesprochen. Die Übergabe ist, in Verbindung mit einer
Ausstellungs-Eröffnung, für Juni geplant.
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Maria Lassnig / ©Bild:
APA |
Dennoch hadert Maria Lassnig im Gespräch mit der APA mit ihrer
Rezeption. "Von allen europäischen Ländern ist mir die Schweiz am meisten
wohlgesinnt." Hier wurde sie mit großen Ausstellungen gewürdigt, hier wird
sie auch von Museen gesammelt. "Die anderen haben es sich ja alle
verdorben mit mir!" Auch Österreich? "Österreich hat sich's auch verdorben
mit mir!"
Groll übers mumok
Als Beleg für ihren Unmut empfiehlt Lassnig, die 1980 an der Hochschule
für Angewandte Kunst Österreichs erste Malerei-Professorin wurde und 1988
den Großen Österreichischen Staatspreis erhielt, einen Blick in das
Museumsquartier. "Direktor Hegyi hatte im Museum Moderner Kunst nur ein
einziges kleines Bildchen von mir hängen. Seither war ich nicht mehr dort.
Ich hoffe, unter (seinem Nachfolger, Anm.) Köb wird es besser." Hatte
Lorand Hegyi nicht immerhin 1999 eine schöne Retrospektive zu ihrem 80.
Geburtstag im 20er-Haus ermöglicht? "Die musste er ja notgedrungen
machen", grollt die Künstlerin, räumt aber wenig später versöhnlicher
gestimmt ein: "Die Ausstellung war wenigstens wirklich gut gemacht."
Kurzbio
Die 1919 in Kärnten geborene Maria Lassnig, gilt als die große alte
Dame der österreichischen Gegenwartskunst. Sie arbeitet figurativ und hat
auch immer wieder ungewöhnliche Selbstporträts geschaffen.
Nach einem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien ging
sie nach Paris. 1968 siedelte sie nach New York über, 1980 wurde sie die
erste Professorin für Malerei an einer Akademie in Österreich. Lassnig war
an der Kunstbiennale in Venedig und an der "documenta" in Kassel beteiligt
und hatte viele Einzelausstellungen in Österreich, Deutschland, den USA
und Frankreich.