Der Groll der alten Dame

Die 82-jährige Doyenne der österreichischen Malerei erhält am Donnerstag in Zürich den hoch dotierten Roswitha-Haftmann-
Preis.


Über zu geringe Preise braucht sich Maria Lassnig derzeit nicht zu beklagen - weder, was den Kunstmarkt, noch was den Erhalt von Auszeichnungen betrifft. In Österreich hält sie seit dem vergangenen Jahr den Auktions-Preisrekord für zeitgenössische heimische Künstler (ihr Ölbild "Woman Power" wurde um 2,745 Mio. Schilling [199.487 Euro] ersteigert), und der Roswitha-Haftmann-Preis ist bereits der dritte Kunstpreis, der ihr in den vergangenen Monaten zuerkannt wurde.

Ausstellungstour

Zunächst erhielt sie den Kunstpreis der Norddeutschen Landesbank. Die damit verbundene Ausstellung ihrer Bilder der vergangenen Jahre ging kürzlich in der Kestner Gesellschaft in Hannover zu Ende und soll in Kürze nach München übersiedeln. Danach wurde ihr der Rubens-Preis der Stadt Siegen zugesprochen. Die Übergabe ist, in Verbindung mit einer Ausstellungs-Eröffnung, für Juni geplant.

Maria Lassnig / ©Bild: APA
Maria Lassnig / ©Bild: APA

Dennoch hadert Maria Lassnig im Gespräch mit der APA mit ihrer Rezeption. "Von allen europäischen Ländern ist mir die Schweiz am meisten wohlgesinnt." Hier wurde sie mit großen Ausstellungen gewürdigt, hier wird sie auch von Museen gesammelt. "Die anderen haben es sich ja alle verdorben mit mir!" Auch Österreich? "Österreich hat sich's auch verdorben mit mir!"

Groll übers mumok

Als Beleg für ihren Unmut empfiehlt Lassnig, die 1980 an der Hochschule für Angewandte Kunst Österreichs erste Malerei-Professorin wurde und 1988 den Großen Österreichischen Staatspreis erhielt, einen Blick in das Museumsquartier. "Direktor Hegyi hatte im Museum Moderner Kunst nur ein einziges kleines Bildchen von mir hängen. Seither war ich nicht mehr dort. Ich hoffe, unter (seinem Nachfolger, Anm.) Köb wird es besser." Hatte Lorand Hegyi nicht immerhin 1999 eine schöne Retrospektive zu ihrem 80. Geburtstag im 20er-Haus ermöglicht? "Die musste er ja notgedrungen machen", grollt die Künstlerin, räumt aber wenig später versöhnlicher gestimmt ein: "Die Ausstellung war wenigstens wirklich gut gemacht."

Kurzbio

Die 1919 in Kärnten geborene Maria Lassnig, gilt als die große alte Dame der österreichischen Gegenwartskunst. Sie arbeitet figurativ und hat auch immer wieder ungewöhnliche Selbstporträts geschaffen.

Nach einem Studium an der Akademie der bildenden Künste in Wien ging sie nach Paris. 1968 siedelte sie nach New York über, 1980 wurde sie die erste Professorin für Malerei an einer Akademie in Österreich. Lassnig war an der Kunstbiennale in Venedig und an der "documenta" in Kassel beteiligt und hatte viele Einzelausstellungen in Österreich, Deutschland, den USA und Frankreich.

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