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Aktionskünstler Erwin Puls gestorben

Im Alter von 63 Jahren - Beschäftigung mit Pornografie sorgte immer wieder für Diskussionen.

Wien (APA) - Der Aktionskünstler Erwin Puls ist am 2. Jänner 63-jährig in Wien einem Krebsleiden erlegen. Das melden heute, Mittwoch, die Tageszeitungen "Der Standard" und "Die Presse". Der in Oldenburg geborene Wahlwiener sorgte mit seiner philosophischen wie künstlerischen Beschäftigung mit Pornografie immer wieder für Aufsehen und auch für gerichtliche Auseinandersetzungen. "Erwin Puls hat Pornografie denkwürdig gemacht", heißt es im "Standard"-Nachruf.

Erwin Puls war ausgebildeter Reprofotograf. Seinen Zugang zur Kunst fand er in den sechziger Jahren als Schüler von Joseph Beuys. Seine Ausstellungen und Montagen verwendeten immer wieder pornografische Fotos, von denen Puls eine große Sammlung anlegte. Kunst oder Provokation - die Diskussion über die Einschätzung seines Werks durchzog das Schaffen von Puls, der sich auch mit der Ästhetik und Wirkung von Werbung und Massenmedien auseinander setzte. So gab er unter dem Titel "PULS, der klare Blick, das wahre Wort" ein satirisch-künstlerisches Boulevardblatt heraus oder sorgte mit Plakataktionen, bei denen etwa die Aufnahme eines Toten affichiert wurde, für Erregung.

Im Zürcher Haffmans Verlag erschien 1997 sein Buch "Das Mittel ...". Dabei lieferte der Strauß-Walzer "An der schönen blauen Donau" die formale Struktur. Jedem Takt entsprach eine Textseite einer fortlaufenden ästhetischen Auseinandersetzung sowie einem Pornofoto im Anhang. Zwischen diesen Elementen war der Leser dazu angehalten, hin- und herzublättern. Möglichst im Dreivierteltakt.
2003-01-08 09:58:27