Die Sammlerfamilie

"Wir sind dafür bekannt, dass wir österreichische Gegenwartskunst sammeln und die bedeutendsten Kunstwerke der letzten 50 Jahre in unserer Sammlung vertreten sind", so Karlheinz Essl.
Von Susanne Oppolzer.


Karlheinz Essl wurde 1939 in Hermagor als Sohn eines Lebensmittelgroßhändlers geboren. Ende 1959 stieg er in das Unternehmen des Schwiegervaters, die Firma Schömer Baustoffe und Mineralölhandel, ein.

Im Jahr 1976 übernahm er den Betrieb von seinem Schwiegervater. Dadurch standen Karlheinz Essl in der Folge größere Ankaufsbudgets für den Aufbau einer Bildersammlung zur Verfügung. Im Herbst 1999 wurde das neue Museum bei Klosterneuburg fertig gestellt.

Karlheinz Essl in seinem Museum, November 2001 / ©Bild: APA
Karlheinz Essl in seinem Museum, November 2001 / ©Bild: APA

Anlässlich der Museumspreisverleihung an die Sammlung Essl hat Susanne Oppolzer für ON Kultur Karlheinz Essl zu seinem Wirken befragt.

ON Kultur: Ministerin Gehrer zeichnet "die Sammlung Essl mit dem Museumspreis 2000 für herausragende Leistungen dieses individuellen Museums" aus. Ist das nicht eine eigenartige Formulierung, denn die Sammlung Essl, das sind Karlheinz und Agnes Essl.

Karlheinz Essl: Das ist richtig, es stehen natürlich meine Frau und ich hinter der Sammlung. Wir haben 30 Jahre gebraucht, um diese Sammlung zusammenzutragen. Aber es geht mir nicht so sehr um die Personen, die das machen, sondern mehr um das Werk selbst, das ja jetzt in einer Privatstiftung, in einer Kunststiftung, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist.

ON Kultur: Das Sammlerehepaar Essl: Da repräsentieren Sie die Sammlung nach außen hin, Ihre Frau hält sich mehr im Hintergrund. Gibt's da so etwas wie eine Aufgabenteilung? Welche Rolle spielen Sie und welche Ihre Frau?

Karlheinz Essl: Also eine genau definierte Aufgabenteilung gibt es sicher nicht. Das ergibt sich ganz einfach aus dem Geschehen. Meine Frau ist mit sehr vielen Künstlern in Kontakt, sie ist sehr viel mehr im Museum als ich. Wir bekommen aus der ganzen Welt Besuche, seien es Museumsdirektoren oder auch Künstler selbst, die sie dann empfängt und mit ihnen auch Gespräche führt. Meine Frau ist sehr stark in das Kunstgeschehen involviert. Da ergeben sich naturgemäß immer wieder Ansätze, um in unserer Sammlungstätigkeit einerseits und andererseits bei den Ausstellungen Vorschläge einzubringen und neue Impulse zu setzen.

ON Kultur: Was waren die ursprünglichen Ziele Ihrer Sammlung, welche Objekte möchten Sie zeigen?

Karlheinz Essl: Wir sind dafür bekannt, dass wir österreichische Gegenwartskunst sammeln und die bedeutendsten Kunstwerke der letzten 50 Jahre in unserer Sammlung vertreten sind. Darüber hinaus muss ich aber auch sagen, dass die klassische österreichische Moderne, das ist die Kunst zwischen den beiden Weltkriegen, auch sehr stark vertreten ist. Seit Anfang der 90er Jahre haben meine Frau und ich begonnen, internationale Kunst in die Sammlung aufzunehmen, um die österreichischen Künstler einer internationalen Konkurrenz auszusetzen.

Das Ehepaar Essl, November 2000 / ©Bild: APA
Das Ehepaar Essl, November 2000 / ©Bild: APA

ON Kultur: Als Sie Ihre Sammlungstätigkeit begonnen haben, wurden Sie nicht immer ganz ernst genommen. Was sagen Sie rückblickend zu dieser anfänglichen Skepsis?

Karlheinz Essl: Man war es in Österreich nicht gewohnt, dass sich eine private Initiative in so einem Umfang mit der Kunst auseinandersetzt. Seit Maria Theresias Zeiten ist Kunst eine dem Staat, früher dem Kaiserhaus vorbehaltene Angelegenheit gewesen. Private Initiativen hat es - ganz im Gegensatz zu den anglikanischen Staaten - in Österreich kaum oder nur in beschränktem Maße gegeben. Plötzlich gibt es hier eine private Sammlung, die eine Bedeutung hat, und mit großen internationalen Häusern gleichzustellen ist. Das war eine sehr ungewohnte Situation für unser Land.

ON Kultur: Glauben Sie, wird der Museumspreis 2000 für die Inhalte oder auch für das wirtschaftliche Konzept von rein privater Kunstförderung vergeben?

Karlheinz Essl: Ich glaube, man kann das Eine vom Anderen nicht trennen - es ist eine allgemeine Prämierung, sowohl der Sammlungstätigkeit als auch des Museums selbst. Wir haben den gesamten Ehrgeiz in den Versuch, ein rein privates Museum ohne öffentlicher Gelder oder Unterstützungen zu führen, gesteckt. Gestatten Sie mir bei dieser Gelegenheit eine sehr kritische Anmerkung: Das private Museum ist den öffentlichen Museen steuerlich nicht gleichgestellt. Das ist eine Diskriminierung und ich empfinde es auch als eine Missachtung der Leistungen, die wir erbracht haben. Auf der anderen Seite prämiert man uns als eines der wichtigsten Museen Österreichs und darüber hinaus für die Leistungen, die wir erbracht haben. Und auf der anderen Seite negiert man einfach die Tatsache, dass wir dem Staat nicht zur Last fallen. Der Staat musste uns kein Museum bauen, er musste uns nicht die Sammlung abkaufen, er muss nicht jährlich zwei- bis dreistellige Millionenbeträge investieren, das versuchen wir alles selbst zu erledigen. Was ich verlange ist die Gleichstellung, dass wir die selben Möglichkeiten haben wie die öffentlichen Museen.

ON Kultur: Wie unterscheiden sich die Konditionen?

Karlheinz Essl: Wenn ein Sponsor der Sammlung Essl, zum Beispiel 100.000 Schilling (7267,- Euro) für Kataloge zur Verfügung stellt, dann muss er auch die Möglichkeit haben, diese steuerlich abzusetzen. Es gibt einen Erlass, dass solche Spenden an kulturelle Einrichtungen auch abgesetzt werden können. Das sind namentlich genannte öffentliche Museen, die Sammlung Essl ist hier nicht inkludiert. Seit drei Jahren kämpfe ich vergeblich, und das muss ich schon sagen, das kränkt mich zutiefst, weil ich es als grobe Missachtung unserer Leistungen betrachte. Auf der einen Seite die Auszeichnung, auf der anderen Seite das Negieren einer Notwendigkeit. Es gibt bereits einen Gesetzesentwurf vom Ministerium für Wissenschaft und Kunst, der seit mehr als einem Jahr vorliegt. Die Umsetzung wird von Minister Grasser beharrlich verweigert. Auch wenn man mit der FPÖ spricht hört man: "Das ist ja in unseren Statuten drinnen, wir wollen die private Kunst fördern". Wir entlasten den Staat um Milliardenbeträge und dann negiert man ganz einfach, dass wir auch das brauchen, was für die öffentlichen Museen selbstverständlich ist.

ON Kultur: Im Shanghai-Museum waren sehr viele Bilder der Sammlung Essl zu sehen. Sind Sie ein Aushängeschild der österreichischen Regierung?

Karlheinz Essl: Natürlich sind wir das. Wir haben gemeinsam mit der österreichischen Regierung mindestens 50 Ausstellungen gemacht. Jetzt zum Schluss in Shanghai. Wir waren aber auch in Amerika bis hin zu Indien. Wir sind das Aushängeschild Österreichs, wo man immer froh ist, darauf zurückgreifen zu können, wenn man uns braucht. Aber wenn man dann eine Kleinigkeit als Gegenleistung erwartet, nicht einmal als Geschenk, sondern nur eine Gleichstellung, dass man das dann nicht einmal akzeptiert, das ist etwas, was wir nicht verstehen können.

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