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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
19. März 2008
17:29 MEZ
Bis 24. 3. 
Foto: Wolfgang Thaler, GfZK
Aktuelle Ausstellung: "Freundliche Feinde" aus der Reihe Carte Blanche.

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Leipzig: Start eines öffentlichen Kunsthauses mit privater Finanzierung

Leipzig – Deutschlands öffentliche Töpfe sind leer, hohlgespült. Und wenn die Geldmittel knapp werden, wird bekanntlich zuerst an Kultur und Bildung gespart, wie all diejenigen, die davon leben sollen, nur zu gut wissen. Dann sind Privatinitiativen gefordert.

Eine solche läuft gerade in der Leipziger Galerie für Zeitgenössische Kunst (GfZK) Probe. Die GfZK ist keine kommerzielle Galerie, sondern ein öffentliches Ausstellungshaus für aktuelle Kunst und Kunst nach 1945, allerdings seit der Gründung schon als Public-Private-Partnership geführt.

Das bedeutet im konkreten Fall, dass die GfZK zu je einem Drittel aus Mitteln der Stadt, des Landes und von privater Hand unterstützt wird. Das neue Projekt zur Durchmischung von Geld und Kunst, von privatem und öffentlichem Interesse, von persönlichem Nutzen und musealer Unabhängigkeit startete gerade unter dem Titel Carte Blanche und ist auf eine Laufzeit von zwei Jahren angelegt, in denen zehn eingeladene Unternehmen, Sammler und Galeristen auf eigene Rechnung im GfZK Ausstellungen zeigen können. Diese können sie selbst kuratieren oder aber kuratieren lassen. "Carte blanche" heißt zu Deutsch "weiße Karte", meint jungfräulich, unbeschrieben, offenlassend, was sich der private Finanzier für die von ihm gebuchte Zeit an Ausstellungsaktivitäten ausdenkt oder in Auftrag gibt.

Die Carte Blanche ist kein Fördervereinsprojekt, um Gelder für Ankäufe zu akquirieren, oder reiner Lückenbüßer, um Ausstellungsfläche ununterbrochen bespielen zu können, sondern zielt auch darauf ab, das Verhältnis zwischen Kunst und Wirtschaft auszuloten, in dem es der Sache fast gänzlich freien Lauf lässt. Der ausstellende Gast hat sämtliche Kosten – auch für den laufenden Betrieb und Personal – für sein Projekt zu tragen.

Freundliche Feinde

Mit der Einführungsschau, Freundliche Feinde, erhebt Direktorin Barbara Steiner das Paradoxon, das symbiotische, dennoch oft enorm konfliktbeladende Verhältnis von Geld und Kunst zum Motto.

Noch komplett von der Museumsleitung geplant, sind in dieser Schau Arbeiten von Rosemarie Trockel, Olaf Nicolai, Martin Eder, Andreas Gursky und anderen aus den Sammlungen der künftigen Carte- Blanche-Aussteller versammelt, die den Bezug von Geld und Geist oder Kunst ansprechen.

Zukünftige Aussteller werden zum Beispiel die Galerie Eigen +Art aus Berlin und Leipzig und die Sammler Brigitte und Arend Oetker aus Berlin sein. Die verdeckten Kosten für die aktuelle Präsentation kann der Besucher beim Durchschreiten der Ausstellung auf Anhieb sehen, denn sie sind einzeln auf einer Wandtapete angeführt. (Bettina Krogemann / DER STANDARD, Print-Ausgabe, 20.3.2008)


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