Er zählt zu jener Linzer
Künstlergeneration, die an der Schnittstelle zwischen
Realismus und Surrealem auch internationale Erfolge verbuchen
können: Prasthan Dachauer (66) - ab 22. September im Linzer
Nordico mit einer umfassenden Werkschau zu sehen - im
OÖN-Gespräch.
OÖN: Sie stammen
zwar aus einer berühmten Malerfamilie, aber war Ihr eigenes
großes Talent auch schon als Kind zu
erkennen?
Dachauer: Ja. Das war von
Anfang an klar. Ich war damals erst so ca. fünf Jahre, aber
schon da sind die Leut' zusammengelaufen. Ich wollte auch als
Kind schon immer Maler werden. Bereits in der ersten
Volksschul-Zeichenklasse sind nach der Stunde die ganzen
Lehrer, auch aus den Hauptschul- und Gymnasialklassen, hinter
mir gestanden und haben zugeschaut. Das war damals so ein
bissl eine Wunderkind-Geschichte.
OÖN:
In Ihren Werken sind mehrere Brüche zu erkennen. Was waren die
Auslöser?
Dachauer: Kurz gesagt: Ich
war früher so ein malerischer Expressionist. Ein Vertreter der
Klassischen Moderne, wenn sie wollen. Bis zu meiner Scheidung
mit 29 Jahren. Da hab ich alles weggeschmissen und hab mit dem
Marderpinsel surreale Sachen gemacht. Irgendwie Traum als
Konfliktbewältigung.
OÖN: Die
Scheidung als Scheideweg?
Dachauer: Ja
genau, das war ein richtiger emotionaler Bruch bei mir. Wobei
ich mit diesen Arbeiten dann besonders in Wien sehr bekannt
wurde.
OÖN: Die nächste Station war
dann ein mehrjähriger Aufenthalt in Indien. In diese Zeit fiel
auch die Änderung Ihres Vornamens von Wolfram zu
Prasthan.
Dachauer: Das ist mein
spritueller Name, damit signiere ich auch meine Arbeiten. Nach
Indien ging ich mit 35 Jahren. Hab dort sehr viel meditiert.
Und dann sind mir die Konflikte ausgegangen. Ich hab wieder
begonnen, Äpfel zu zeichnen und
Akte.
OÖN: Auch heute noch bestimmt
das Thema Mensch Ihre Arbeit.
Warum?
Dachauer: Porträt und Akt war
mir immer das Liebste. Landschaften langweilen mich,
interessieren mich einfach nicht.
OÖN:
Dafür sind sie in den Arbeiten aber doch sehr
präsent?
Dachauer: Schon, aber das
geschieht eher aus dem Traum
heraus...
OÖN: Also Landschaft eher
als Sinnbild denn als
Abbild?
Dachauer: Ja, als Nachhall
einer Erinnerung vielleicht. Das, was mich da wirklich
interessiert in der Malerei, ist nicht das Abstrakte oder der
Naturalismus oder was weiß ich, was es da so an anderen -ismen
gibt, sondern ich sehe halt jede Zeit hin und wieder ein Bild,
das ist für mich einfach überirdisch. Auch wenn's hundertmal
Biedermeier ist oder egal was: Die Wirklichkeit ist oft so
packend - drum sag ich auch, ich will subjektive Wirklichkeit
zeichnen und nicht Natur...
OÖN: Ein
sehr spiritueller Ansatz.
Dachauer: Es
ist halt nicht alles Kopf bei uns. Da gibt es eben auch das
Sonnengeflecht, und wenn man etwas Schönes anschaut, dann
kitzelt das in der Magengrube, und das ist ja ein wichtiger
Zugang zur Kunst: der Genuss, das Entzücktsein von einem
Reiz.
OÖN: In der technischen
Umsetzung haben Sie eine starke Verbindung zum auch
international bereits höchst begehrten oberösterreichischen
Druckgrafiker Rudi
Hörschläger.
Dachauer: Es ist mir
immer so eine Freude, mit ihm zu arbeiten. Der kann sich über
jedes meiner Experimente freuen. Da ist er aufgeregt wie ein
kleines Kind. Ich habe nämlich ganz neue Sachen gemacht. Mit
Schütten auf den Lithostein.
Die Litho-Tusche ergibt
lauter Pünktchen auf dem Wasser, und die treib ich dann mit
dem Fön vor mir her. Dieses Gestalten ist wie Sandspielen. Da
kriegt man dann, wenn das auftrocknet, ganz tolle Strukturen,
das kriegt man beim Malen nie hin. Und das verwend ich dann in
der Landschaft.
OÖN: Haben Sie so
etwas wie eine persönliche
Maxime?
Dachauer: Ich bemühe mich
darum, alles zu akzeptieren, wie es
ist.
OÖN: Das klingt nach
buddhistischer Philosophie?
Dachauer:
Ja. Und das ist mir auch eindeutig die sympathischeste unter
den Religionen.
vom 14.09.2006 |