Hasen-Affäre, nächstes Kapitel: Die SPÖ bringt
eine parlamentarische Anfrage an Bildungsministerin Gehrer ein. Eine
Sperrfrist für Kunstwerke wird diskutiert. "Falscher Ansatz" sagt der oö.
Landesgalerie-Chef Martin Hochleitner.
VON IRENE JUDMAYER
"Mit den österreichischen Behörden besteht derzeit eine geringfügige
Meinungsverschiedenheit rein technischer Natur, die sich auf die Erlaubnis
bezieht, fünf wichtige Werke der insgesamt 86 Leihgaben der Albertina nur
für die Dauer von vier Wochen anstatt für die gesamte Laufzeit der
Ausstellung zu zeigen." - Dermaßen diplomatisch umschifft eine von
Albertina und Prado gemeinsam verfasste Presseerklärung die Probleme
aufgrund der voreiligen Ausfuhr von Dürer-Werken aus der Albertina in das
Museum Prado in Madrid. Bezüglich der weiteren "verwaltungstechnischen
Vorgangsweise" sei man wegen der vorgeschlagenen besonderen Maßnahmen
"zuversichtlich".
Zuversicht prägt auch noch die National Gallery Washington, die ihre
Dürerausstellung ab 2. Oktober mit rund 120 Werken der Albertina bestücken
will. Museumssprecherin Ziska: "We still hope". Obwohl laut
Bundesdenkmalamt (BDA) auch die in Madrid gezeigten Dürer-Blätter nach der
Prado-Schau fünf Jahre "ruhen" müssen.
Albertina-Chef Klaus Albrecht Schröder sagt jedenfalls, dass die große
Dürer-Ausstellung der Albertina (2003) stets als "Einheit" zu sehen
gewesen sei mit den Ausstellungen in Madrid und Washington. Er verwies
auch darauf, dass man im internationalen Leihverkehr "Gegengeschäfte" zu
tätigen habe. So waren bei der Dürer-Schau in der Albertina vier Werke aus
Washington und dem Prado zu sehen. - darunter mit der "Haller-Madonna",
das schönste und qualitätvollste Beispiel für die frühe Malerei bei Dürer.
Weniger optimistisch sieht es die SPÖ, die eine parlamentarische
Anfrage an Bildungsministerin Gehrer einbrachte: "Hat das Bewahren
wertvoller Exponate aus Ihrer Sicht Vorrang vor dem internationalen
Kultur-Großereignis?" heißt es darin unter anderem.
"Ich finde, dass Diskussionen über Sperrfristen ein falscher Ansatz
sind." - sagt Martin Hochleitner, Leiter der oö. Landesgalerie im
OÖN-Gespräch: "Jetzt wird viel über Vollrechtsfähigkeit von Museen
gesprochen. Das muss dann viele Dinge umfassen, auch die Verantwortung für
Exponate."
Hochleitner findet den Dürer-Eklat insgesamt "eigenartig". Es gehe in
Wahrheit weniger um das Objekt, als "um Macht und Streitigkeiten". Der
auch im Ausland renommierte Kunsthistoriker weiters: "Wenn ein Museum den
Auftrag hat, wirtschaftlich Einnahmen zu lukrieren, dann ist die
internationale Leihpraxis ein wesentlicher Faktor. Das ist ein sehr
komplexes System." Es sei ohnehin Teil einer musealen Perspektive, seine
Kernstücke auch im Haus selbst zu zeigen. Im oö. Landesmuseum ist dies die
bedeutende Kubin-Sammlung.
Deutscher Künstler und Kunsttheoretiker an der
Schwelle von Spätgotik zu Renaissance. Geboren (1471) und gestorben (1528)
in Nürnberg, wo er auch seine Werkstatt hatte. Ausgebildeter Maler und
Goldschmied.
Kontakte zu humanistischen Gelehrten. Reisen nach Italien (1494) und in
die Niederlande (1505-'07). Werk: Altarbilder, Porträts, Zeichnungen,
Aquarelle. Erneuerte Kupferstichtechniken und Holzschnitt.
Fast exakt fünf Jahrhunderte, nach denen so ein Meister Lampe Albrecht
Dürer Modell "saß", sorgt das Abbild für Aufsehen. (Litzlbauer)