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29.08.2005 - Kultur&Medien / Ausstellung
Galerie Mauroner: Nippes - Galerie Exner: Ölschwemme - Andreas Huber: Bohème

kunstraum

Über 300 Kilo mussten mit der Ziegel-skulptur "Cuevas Urbanas, Nuevas Cartografías" (33.000 €) von Baltazar Torres in die Ausstellung "Summertime" gehievt werden. In den Bruchlöchern der roten Wand tummeln sich winzige weiße Gestalten. Skurrile Mikrokosmen scheinen es dem portugiesischen Künstler angetan zu haben: Detailverliebt bis hin zum Putzigen hat er auch eine Art Stadt aus Aluminium samt eingebauten Lichtern gebaut. Noch kitschiger wird es dann bei den Schneekugeln (3500 €) von Paloma Muñoz und Walter Martin. Der Clou soll wohl in den souvenir-unüblichen Szenen (z. B. Unfälle) liegen. Diese treten aber nicht so deutlich hervor, das es der Beschaulichkeit Abbruch täte. Die Slowenin Metka Golec stellt in ihren witzigen Computerzeichnungen Figuren dar, die an eine technoide Umwelt ausgeliefert sind. So liegt etwa ein Mann im Kaufhaus vor Regalen voller Haushaltsmaschinen und Hifi-Geräten, als hätte ihn die Shoppingkraft plötzlich verlassen (5500 €). (Bis 3. 9., Weihburg. 26, Wien 1)

Galerie Exner: Ölschwemme

In der Schau "Junger Sommer" trieft es vor buntem Öl. Alle Künstler halten sich ans Gegenständliche, das sich ja aktuell so gut verkauft. In einer derart dem Handwerk verpflichteten Schau ist man für jeden Funken Ironie dankbar: In seinem Gemälde "Doch manchem winkt die ewige Nacht" (1400 €) lässt Oliver Kropf den reuigen Adolf Hitler samt zwei Doppelgängern am gebirgigen Scheideweg knien. Das beste Sommersujet kommt mit "Jojo" (4000 €) von Iris Nemecek, die in flacher Malweise eine junge Frau auf einem Baum festhält und die Ornamentik von Person und Natur ineinander verfließen lässt. Dagegen sind die lila Fantasiemonster mit aufgerissenem Maul von Robert Freund eine echte Zumutung. Auch die Collagen von Tillman Kaiser fallen undynamisch und fad aus. (Bis 5. 9., Rauhensteing. 12, Wien 1)

Andreas Huber: Bohème

Mit den gestellten Gruppenfotos der Schau "the-n0-project" scheinen sich Günter Puller, Heimo Lattner, Andrea Pesendorfer, Wolfgang Kopper und Jeanette Pacher auf historische Künstlerkollektive zu beziehen. Ansonsten lassen die Bilder stark an Theater und Performancekunst denken. Der Einsatz von Requisiten wie Gretelperücke oder Taucheroutfit verleiht den Fotos eine surreale Note. Alles in allem wird aber nicht klar, worauf diese Arbeiten hinaus wollen. An der Ratlosigkeit ändern auch die aufgehängten Debatten aus dem Chatroom wenig, die der Schau vorangegangen sind: Viele Ideen, keine gemeinsame Stoßrichtung. (Bis 10. 9., Capistrang. 3, Wien 6) Nicole Scheyerer

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