Bregenz (VN-cd) Welch eine Fügung: Während ein Schwerpunkt des
Bregenzer Festspielsommers 2004 dem Komponisten Kurt Weill gewidmet
ist (Neo-Intendant David Pountney inszeniert selbst), führt in
Dessau, wo seit Jahren ein Weill-Festival ausgerichtet wird, ein
Vorarlberger Regie - Martin Gruber.
Der Aktionstheatergründer, -leiter und Regisseur aus Dornbirn
setzt mit seinen Schauspielern das "Mahagonny-Songspiel" um. Seine
Partner sind dabei die Münchner Symphoniker, das Vokalensemble
Singer Pur und die Hamburger Künstlergruppe Dura Lux.
Premiere dieser Produktion, mit der der Vorarlberger Künstler
erneut beweist, dass große Institutionen (zuletzt führte er an der
Wiener Volksoper Regie) längst ein Auge auf ihn geworfen haben
ist am 5. März 2004 in der Dessauer Marienkirche.
Nach Ulrich Gabriel kommt Gerald Futscher
"Wir stellen uns der Großstadt, erachten die Auftritte in
Vorarlberg aber als genau so wichtig", meint der Regisseur in Bezug
auf seine neuen Vorhaben. Nachdem "Die Vögel" nach Texten von
Aristophanes kurz vor der Premiere stehen, wurden die Projekte für
das kommende Jahr fixiert. Für Aristophanes hat Martin Gruber mit
Ulrich Gabriel zusammengearbeitet, im nächsten Jahr wird der
Feldkircher Gerald Futscher Aktionstheater-Komponist, womit man
erneut auf Kräfte aus der Region setzt. Er schafft die Musik zu
"Sakontala", einer alten, gefühlsbeladenen Fabel von Glück und
Schicksal aus Indien, die von Martin Gruber als "beispielhaftes
Humanitätsdrama" ausgewählt wurde.
Mit Norbert Brunner wurde außerdem ein aufstrebender bildender
Künstler Vorarlbergs (er nahm zuletzt an großen internationalen
Ausstellungsprojekten teil) für das Bühnenbild entdeckt. Das Stück
wird voraussichtlich im nächsten Frühjahr in Bregenz Premiere haben
und kommt dann nach Wien.
Die Herbstproduktion ist eine "Revue", die sich das
Aktionstheater selbst schreibt,
und dabei Theater, Entertainment und Politik hinterfragt, wobei
auch Versagensängste und Allmachtsphantasien Themen sind.
Problemfaktor Bund
Als Theaterunternehmen gut positioniert, stehe das
Aktionstheater, so Gruber, immer noch in Diskussion mit dem
Subventionsgeber Bund. Nach dem Totalausstieg als Geldgeber ist der
Bund weiterhin kein verlässlicher Partner des Vorarlberger und
Wiener Unternehmens.