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17.10.2001 - Ausstellung
Vom inneren Wesen und äußeren Ego
"Reisen ins Ich - Künstler/ selbst/Bild" im Museum Essl in Klosterneuburg bezeichnet ein Potpourri, an dem ein doppeltes Dutzend an Künstlern beteiligt ist. Was finden sie an, bei sich?


Der Reigen beginnt bei Carl Moll und Arnold Schönberg. Dann aber gibt es einen Sprung zu meist jüngeren Künstlern, somit auch solchen, die ihr Konterfei nicht nur übers Malen oder Zeichnen, sondern auch über die Medien Photographie oder Video befragen. Zwei Kuratoren: Siegfried Gohr und Gunda Luyken haben die Sammlung Essl durchforscht, aus ihr 33 Werke herausgefiltert und sie durch 45 Leihgaben ergänzt.

Dazu bietet der Katalog zahlreiche historische und gegenwartsbezogene, auch literarische Texte. Daraus entstand ein über den unmittelbaren Anlaß hinausreichendes Kompendium, das schwerer wiegt als die Ausstellung selbst mit ihren meist bekannten Akteuren in wechselnden Rollen. Er läßt auch Künstler mit ihren Selbstbetrachtungen zu Wort kommen. Das ist oft sehr erhellend, mitunter amüsant.

So sagt etwa Zoran Music zu seinen Autoporträts, er male keine Porträts: "Warum auch? Meine Wesen entstammen aus meinem Inneren". In ihre Tiefen suchen ja mehr oder weniger alle einzudringen, häufig ohne je in einen Spiegel zu schauen wie Francesco Clemente: "amorph, verzerrt und fragmentarisch".

Maria Lassnig, frühe Selbstsucherin, sagt, daß der Mensch "ja wie ein Sessel" gebaut sei, und ist eine Meisterin im Herausdestillieren von Amorphem, Verzerrtem; aber auch Judith Zillich, eine noch weniger bekannte Betrachterin ihrer Fragmente, spricht von "Stuhlkörpern".

Von Siegfried Anzinger, der es eher mit Music hält, über Günter Brus oder Valie Export, Martin Kippenberger und Markus Lüpertz reicht die Innenschau bis Arnulf Rainer und den von ihm so genannten Formulierungen seiner "Abstrusitätsphilosophie". Für Oberhuber bildet Eitelkeit den "Anlauf", Attersee hingegen fühlt sich "immer als eine Anzahl mehrerer Personen". Elke Krystufek macht mit sich (kurzsichtig) was sie will, "und ich muß niemanden fragen".

Fragen stellen die Beteiligten aber grundsätzlich nicht nur an sich selbst, und vermutlich glauben viele wie Gilbert & George "an eine verrückte, eine verzweifelte Kunst". Sie "suchen nach der Wahrheit". Werden dabei sicherlich auch mißverstanden wie Kippenberger, der aber meint: "Ich selbst bin ja kein Mißverständnis".

Das Unternehmen bietet somit ausreichend viele Ansätze oder Anregungen, sich zwischen Narzißtischem und (Selbst-)Ironischem dazu anleiten zu lassen, das eigene Ego zu ergründen.

Bis 3. Februar 2002, Di.-So. 10-19, Mi. bis 21 Uhr (bei freiem Eintritt ab 19 Uhr).



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