Der Reigen beginnt bei Carl Moll und Arnold Schönberg.
Dann aber gibt es einen Sprung zu meist jüngeren Künstlern, somit auch
solchen, die ihr Konterfei nicht nur übers Malen oder Zeichnen, sondern
auch über die Medien Photographie oder Video befragen. Zwei Kuratoren:
Siegfried Gohr und Gunda Luyken haben die Sammlung Essl durchforscht, aus
ihr 33 Werke herausgefiltert und sie durch 45 Leihgaben ergänzt.
Dazu bietet der Katalog zahlreiche historische und
gegenwartsbezogene, auch literarische Texte. Daraus entstand ein über den
unmittelbaren Anlaß hinausreichendes Kompendium, das schwerer wiegt als
die Ausstellung selbst mit ihren meist bekannten Akteuren in wechselnden
Rollen. Er läßt auch Künstler mit ihren Selbstbetrachtungen zu Wort
kommen. Das ist oft sehr erhellend, mitunter amüsant.
So sagt etwa Zoran Music zu seinen Autoporträts, er male
keine Porträts: "Warum auch? Meine Wesen entstammen aus meinem Inneren".
In ihre Tiefen suchen ja mehr oder weniger alle einzudringen, häufig ohne
je in einen Spiegel zu schauen wie Francesco Clemente: "amorph, verzerrt
und fragmentarisch".
Maria Lassnig, frühe Selbstsucherin, sagt, daß der Mensch
"ja wie ein Sessel" gebaut sei, und ist eine Meisterin im
Herausdestillieren von Amorphem, Verzerrtem; aber auch Judith Zillich,
eine noch weniger bekannte Betrachterin ihrer Fragmente, spricht von
"Stuhlkörpern".
Von Siegfried Anzinger, der es eher mit Music hält, über
Günter Brus oder Valie Export, Martin Kippenberger und Markus Lüpertz
reicht die Innenschau bis Arnulf Rainer und den von ihm so genannten
Formulierungen seiner "Abstrusitätsphilosophie". Für Oberhuber bildet
Eitelkeit den "Anlauf", Attersee hingegen fühlt sich "immer als eine
Anzahl mehrerer Personen". Elke Krystufek macht mit sich (kurzsichtig) was
sie will, "und ich muß niemanden fragen".
Fragen stellen die Beteiligten aber grundsätzlich nicht
nur an sich selbst, und vermutlich glauben viele wie Gilbert & George
"an eine verrückte, eine verzweifelte Kunst". Sie "suchen nach der
Wahrheit". Werden dabei sicherlich auch mißverstanden wie Kippenberger,
der aber meint: "Ich selbst bin ja kein Mißverständnis".
Das Unternehmen bietet somit ausreichend viele Ansätze
oder Anregungen, sich zwischen Narzißtischem und (Selbst-)Ironischem dazu
anleiten zu lassen, das eigene Ego zu ergründen.
Bis 3. Februar 2002, Di.-So. 10-19, Mi. bis 21 Uhr
(bei freiem Eintritt ab 19 Uhr).
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