Kultur/Medien | 14.08.01 | www.DiePresse.at
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Die Kunst, ein Medium: Zwanzig Jahre "Parnass"

Charlotte Kreuzmayr wagte sich vor zwanzig Jahren an die Gründung einer überregionalen österreichischen Kunstzeitschrift: "Parnass" feiert Geburtstag.

Gelb mit blauem "PARNASS"-Schriftzug, "Wegbereiter" steht darauf, und der Hinweis "20 Jahre" findet sich auch noch auf dem Cover des aktuellen Heftes aus dem Parnass-Verlag. Es ist ein Jubiläumsheft.
Ausgerechnet in Linz begann es, im Jahr 1981. "Ich bin keine Kunsthistorikerin. Mein Vater hatte eine Druckerei, und ich habe die Graphische besucht, war danach im Wiener Verlag tätig. Schließlich bin ich wieder nach Linz zurückgekehrt und begann in der Druckerei meines Vaters mitzuarbeiten. Ich war Mädchen für alles, habe viel gelernt, mich aber immer schon für Kunst interessiert": So umreißt Charlotte Kreuzmayr kurz ihren Werdegang vor der "Parnass"-Zeit.
Um die Liebe zur Kunst zu stillen, hat sie viele Kunstzeitschriften gelesen. "Dabei habe ich gemerkt, daß es keine überregionale Kunstzeitschrift in Österreich gibt." So entstand die Idee, ein solches Produkt selbst herauszugeben. "Ich habe es meinem Vater vorgeschlagen und ein Jahr lang an einem Konzept gearbeitet. Ein Konzept, das alles verbinden, sich nicht nur auf bildende Kunst konzentrieren sollte. Österreich ist auch viel zu klein, um sich hier zu spezialisieren", meint Kreuzmayr.

Weigel widerlegt

In der Wiener Albertina wurde 1981 dann die erste Ausgabe präsentiert. Laudator Hans Weigel ließ es sich nicht nehmen, dem Produkt viel Glück zu wünschen - und ein kurzes Leben zu prophezeien. Es kam anders. Freilich, ohne die Unterstützung der väterlichen Druckerei hätte Weigel wohl recht behalten - aber "nach drei Jahren hatte wir soviele Abonnenten, daß es einen Sinn hatte, weiterzumachen", erzählt Kreuzmayr, "und nach fünf Jahren waren wir soweit, daß wir schon gar nicht mehr aufhören wollten".
Nach zehn Jahren - die Linzer Druckerei war inzwischen verkauft worden, der Parnaß-Verlag ausgegliedert - hieß es nach Wien umziehen. Dies bedeutete einen finanziellen Neuanfang. Vor allem über Inserate aber auch durch öffentliche Unterstützung wird seither die "Parnaß"-Produktion finanziert.
Die neue Adresse in der Bundeshauptstadt ermöglichte aber auch ein leichteres Arbeiten. 370 Autoren haben bisher für die Kunstzeitschrift Beiträge verfaßt. Seit einem halben Jahr ist man schließlich im Internet - freilich nicht mit dem gesamten Inhalt des Heftes. Aber für die Verbreitung über die Landesgrenzen hinaus bietet das Medium interessante Möglichkeiten: "Einen Vertrieb in Deutschland kann man sich ja nicht leisten. Wir haben das schon zweimal versucht."
Um die 8000 Stück beträgt die Auflage des viermal jährlich erscheinenden Heftes. Bei der fünften Ausgabe - den sogenannten Sonderheften, die sich eines Themas schwerpunktmäßig annehmen - liegt sie bei 15.000 Stück. 1984 erschien das erste davon, und viele sind heute längst vergriffen. Die Jubiläumsausgabe - über "Wegbereiter" - markiert hier eine Zäsur: Mit diesem achtzehnten Sonderheft läuft die Reihe aus.
Kreuzmayr setzt inzwischen auf sogenannte Künstlerserien, die, als Schwerpunkte in die regulären "Parnass"-Ausgaben integriert, sich mit einem ausgewählten Künstler auseinandersetzen. Die Sonderprojekte sollen schließlich so ihren Platz in erweiterten "Parnass"-Ausgaben finden. Die Abonnenten werden also nicht auf ihren gewohnten Lesestoff verzichten müssen.
Schließlich sind auch für diese normalen Ausgaben einige Änderungen geplant: "Ich habe soviele neue Ideen", erklärt Kreuzmayr. "Im nächsten Jahr wird es ein neues Konzept geben, vor allem inhaltlich möchte ich den Parnass anders strukturieren." Nach den bisher erschienenen 116 Ausgaben wartet also wieder neues auf Kunstfreunde - eines bleibt jedoch gleich, versichert Kreuzmayr: der Preis.

© Die Presse | Wien
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