"Ich schreibe mit meinem Körper"
Die Galerie allerArt eröffnet das Jahr mit dem Themenschwerpunkt Bild /Wort.
ARIANE GRABHER
Bludenz (VN) Im
Zweifelsfall haben uns die Engländer sprachlich etwas voraus. Wo
effizient zwischen "Colour" und "Paint" unterschieden wird, bedient man
sich im deutschen Sprachraum ganz allgemein des Begriffs der "Farbe".
Das sorgt für Verwicklungen, wie sie den Farbkringeln auf den Werken
von Barbara Höller, derzeit in der Bludenzer Galerie allerArt, nicht
unähnlich sind. Farbinjektionen
Die sind beides und
sind es doch nicht - Material und Farbe, Bild und Objekt, Malerei und
Schrift. Denn Malen hat bei Barbara Höller mit Schreiben zu tun, wenn
Acrylfarbe mittels einer Spritze aufgetragen wird. Dabei rinnt der
Farbstrahl aus der gleichmäßig über den Bildträger bewegten Spritze
durch die Luft. Jede noch so kleine Bewegung sorgt für Abweichung und
der Farbfaden kringelt sich. Diese Schnörkel
erinnern zwar nur entfernt an Buchstaben, doch ist es die fortlaufende
lineare Bewegung, der Fluss der Farbe, der die Künstlerin immer wieder
dezidiert auf den Begriff des Schreibens zurückkommen lässt. "Ich
schreibe mit dem Körper und mit der Luft", sagt Barbara Höller. Zeit
wird in einer Linie
ablesbar und wie immer geht es der Malerin, die vor einem stark
konzeptionellen Hintergrund agiert, auch um die Ordnung der Dinge. So
entsteht jede Arbeit aus einem System von selbst gesetzten Spielregeln
heraus, die den Handlungsrahmen der Künstlerin einschränken, im
Endprodukt aber eine Vielzahl von Möglichkeiten zu sehen und zu denken
anlegen. Es sind die Dualitäten die die Künstlerin interessieren, die
Gegensätze und Gleichzeitigkeiten. Die ewige Suppe
Dazu zählt in den
neueren Arbeiten auch die verstärkte Hinwendung zu Grau, das Farbe und
Nicht-Farbe zugleich ist. "Es reizt mich als Malerin mit etwas zu
arbeiten, das eigentlich keine Farbe ist", kommentiert Barbara Höller
ihre "Malerei ohne Farbe". Während in den
mehrteiligen Wandarbeiten nur die Kanten mit der Farbspritze behandelt
werden oder die Farbmodulation im Träger selbst stattfindet, fordern
die Tafelbilder das Auge mit fast unmerklichen Farbverläufen heraus.
Diese allmählichen Übergänge entstehen durch das Wegnehmen und wieder
Dazugeben von jeweils gleichen Mengen grauer oder weißer Farbe in einem
quasi geschlossenen Kreislauf. Was kann das Auge erkennen? Nähe und Distanz
beantwortet sich die Frage über die Bewegung vor den Objekten und die
Suche nach dem Betrachterstandpunkt im Raum. Dass die Werke jenseits
dieser analytischen Bildentstehung, auch eine poetische oder gar
humorvolle Komponente haben, darauf verweisen Titel wie "Die ewige
Suppe". Die Ausstellung
in der Remise Bludenz, ist bis zum 11. Februar zu besichtigen,
Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonn- und Feiertag 15Ö18, Donnerstag 16Ö20
Uhr. ZUR PERSON
Barbara Höller
Die Malerin Barbara Höller stellt in der Bludenzer Galerie allerArt aus
Geboren: 1959 in
Wien Ausbildung: Hochschule für angewandte Kunst in Wien Laufbahn:
Ausstellungen u. a. in Wien, Graz, Klosterneuburg Auszeichnungen: u. a.
Anerkennungspreis des Landes NÖ Wohnort: Wien Es reizt mich, mit etwas zu arbeiten, das eigentlich keine Farbe ist.
BARBARA HÖLLER
Der gekringelte Farbfaden erinnert bei Barbara Höllers Arbeiten an die Zeichen einer Schrift. (Foto: Grabher)
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