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27.03.2006 - Kultur&Medien / Ausstellung
Galerie artbits: künstlich - Martin Janda: kindlich

kunstraum

Die Künstlerin Flora Neuwirth zeichnet mit dem Computer. Eine zusätzlich artifizielle Note bekommen die mit der Maus festgehaltenen Räume und Objekte durch Farben des digitalen Drucks: Für Magenta, Cyan, Gelb und Pantone-Grün entschied sich die 1971 geborene Grazerin bereits vor vielen Jahren, als zeitgenössische Lesart der auf Rot-Gelb-Blau reduzierten Farbpalette des Bauhauses. Die "Galerie artbits" stellt regelmäßig Künstlerinnen und Künstler vor, die im nahen Druckstudio "Salon Iris" Arbeiten produzieren lassen. Und da Neuwirth viel mit Digitaldruck arbeitet, passt sie perfekt ins Programm. Unter dem Titel "No headline yet" zeigt sie jetzt "digitalen Abfall", also Entwürfe, Skizzen und Beiprodukte. Das merkt man den auf Büttenpapier gedruckten Unikaten allerdings weniger einzeln an, als in der gemeinsamen Präsentation, wo nichts so recht zusammenpasst. Neuwirths große Raumsensibilität aber manifestiert sich in Arbeiten wie "LKH 2000" (3200 Euro) oder "Residence R.M.S.g" (1400 €), die an architektonische Entwürfe erinnern und sich doch klar unterscheiden. In "Lichtschattenbildern" wie "Fleck [*]8" (1400 €) legt die Künstlerin ihre Lieblingsfarben zu changierenden Klecksen übereinander. (Bis 20. Mai, Lindengasse 28, Wien 7)

Martin Janda: kindlich

Eine der ersten kreativen Herausforderungen im Leben vieler Menschen stellt das Malbuch dar. Der Amerikaner Allan Rupersberg benützt Sujets solcher Heftchen aus den Dreißigerjahren, um sich mit kollektiven Mythen und den Massenmedien auseinander zu setzen. Der 1944 geborene Konzeptkünstler überzieht die Galeriewände mit großformatigen, in Folie eingeschweißten Bildern von den drei Schweinchen, lustigen Enten oder Autos. Diese Siebdrucke wurden tatsächlich von Kindern bemalt und können von den Betrachtern im Sinn einer Geschichte umgehängt werden. Die Präsentationsform lässt an das Storyboard eines Films denken; Ruppersberg versteht seine Arbeiten als Bildgedichte und baut Textstellen ein, die konkreter Poesie nahe kommen. Die Bild-Text-Komposition wird als Diashow noch deutlicher. Bei der Vernissage konnten sich die Besucher aus aufgelegten Kopien ihr eigenes "Poem" zusammenstellen, das der Künstler dann signiert hat. (Bis 15. April, Eschenbachgasse 11, Wien 1) Nicole Scheyerer

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