Textarchiv OÖNachrichten www.nachrichten.at/archiv
vom 12.03.2005 - Seite 031
Wegbereiter des Minimalismus

Piet Mondrians kontinuierlicher Weg von der Landschaftsmalerei in die Abstraktion dokumentiert eine umfassende Retrospektive in der Wiener Albertina.

VON WALTER BEYER

Der Holländer Piet Mondrian zählt ohne Zweifel zu den wichtigsten und konsequentesten Künstlerpersönlichkeiten der klassischen Moderne. Ihm - der in heimischen Museen kaum vertreten ist - widmet nunmehr die Albertina eine rund neunzig Zeichnungen und Gemälde umfassende erste Personalausstellung in Österreich. Bei dieser gilt es vor allem, das hier zu Lande so gut wie unbekannte Frühwerk zu entdecken.Die Leihgaben kommen von mehr als dreißig Sammlungen und Museen aus aller Welt.

Schon in Mondrians ersten, noch von der Haager Schule und dem Symbolismus geprägten, ab 1899 entstandenen naturalistischen Landschaften zeigt sich die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem Verhältnis von Horizontale und Vertikale, die sein gesamtes späteres Werk dominieren sollte. Er selbst sprach davon, dass es ihm um Harmonie durch das Gleichgewicht der Beziehungen zwischen Linien, Flächen und Farben ginge.

Die entscheidende stilistische Weiterentwicklung begann 1911 mit seiner Übersiedlung nach Paris und der Auseinandersetzung mit dem Kubismus. Das belegen zwei schöne Stilleben in dieser Ausstellung. Ab 1917 löst sich Mondrian endgültig vom Gegenstand und geht damit weit über sein Vorbild Pablo Picasso hinaus, der ja auch in seinen abstrahierendsten Arbeiten letztlich gegenständlich geblieben ist.

Er prägte Stilrichtung

Mit den ab diesem Zeitpunkt entstehenden reduktiven, auch koloristisch auf wenige Grundfarben beschränkten Bildern wird Mondrian - längst bevor es den Begriff der "Minimal Art" als Stilrichtung gibt - zum eigentlichen Begründer des Minimalismus in der Malerei.

1944 stirbt der Künstler 76-jährig an den Folgen einer Lungenentzündung in New York. Vier Jahre vorher war er dorthin emigriert, um dem Krieg in Europa zu entfliehen.

Info: Ausstellungsdauer bis 19. Juni. Geöffnet täglich 10-18 Uhr, Mittwoch bis 21 Uhr. Der Katalog kostet 29 Euro Internet: www.albertina.at

Solche Bilder Mondrians kennt man - andere weniger. Foto: Reuters/Prammer


© Alle Rechte vorbehalten. Nutzung ausschließlich für den privaten Eigenbedarf.