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aughty but nice." Sylvie Fleurys kesser grüner Leuchtspruch wird
sich in Salzburg sicher gut verkau fen. Ein bisserl unanständig darf man
hier schon sein, aber immer brav ausschauen sollte man dabei. Gelatin wird
sich das wohl nicht zu Herzen nehmen. Ein Herz gefasst hat sich aber die
deutsche Galerie "Sprüth Magers Lee" und ist heuer für einen Monat nach
Salzburg übersiedelt. Als seltener ausländischer Gast unter Salzburgs
Galerien. Und als eine ziemliche Konkurrenz.
Um Sylvie Fleurys Leuchtobjekte im Zentrum der
Gruppenausstellung "Shadow and Light" reihen sich in der ehemaligen
Tanzschule Arbeiten von Bruce Naumann ("Eat War" von 1980, 325.000
Dollar), Jenny Holzer, Gilbert & George und eine "Moving Wall" von
Rosemarie Trockel. Eine Rarität die frühe Fotoserie von Cindy Sherman aus
1976: "Busriders", um 150.000 Dollar. Das Eigenheim bemalen kann man sich
mit Kara Walkers Schatten-Wandbild. Die Folie mit Lizenz zum Ausmalen
kostet 7500 Euro.
Zum ersten Mal gastieren "Sprüth Magers Lee" in Salzburg
- "praktisch alle unserer Kunden sind in den nächsten Wochen hier", sind
sich die beiden Galeristinnen sicher. Weniger sicher waren sich heuer die
Wiener Galerien. Sowohl Ursula Krinzinger als auch Meyer Kainer - die 2002
in der ehemaligen Tanzschule ausstellten - blieben Salzburg heuer fern. Zu
viele anstrengende Messebeteiligungen, zu wenig interessiertes
internationales Publikum sind die Begründungen. Heike Curtze und Feichtner
& Mizrahi sind in diesem Jahr die einzigen beiden Wiener Vertreter,
beide setzen sie auf Querschnitte durch ihre Programme.
Der unangefochtene "Leader of the pack" - nicht nur in
Salzburg - ist allerdings einmal mehr Thaddaeus Ropac, der mit einer
Einzelausstellung von Anselm Kiefer dominiert. Persönlich suchte der
Galerist für seine erste große Kiefer-Personale die Exponate im
südfranzösischen Atelier-Gelände des scheuen deutschen Malerfürsten aus.
Die für Kiefer ungewöhnlich unbeschwerten Gemälde und Skulpturen, alle aus
2002 und 2003, verwandeln die Räumlichkeiten am Mirabellplatz in lichte
Gedächtnis-Speicher. Die großformatigen Bilder rangieren zwischen 300.000
und 400.000 € die Skulpturen zwischen 160.000 und 250.000 €.
Sorgen um Kundschaft braucht sich Ropac bei Kiefer
jedenfalls nicht zu machen: "Am Tag der Eröffnung war alles ausverkauft",
sagt er ungerührt. Österreichische Sammler habe der Künstler bisher
praktisch keine, erklärt der Galerist das wunderliche Kiefer-Vakuum in
Österreich. Ein wichtiger heimischer Sammler und ein Museum sollen sich
jetzt interessieren. Ein Phänomen, das selbst Ropac nicht erklären kann,
ist Kiefers Präsenz in Japan und Korea: "Seit den 80er Jahren gilt Kiefer
hier gemeinsam mit Gerhard Richter als Synonym für europäische Malerei."
Mutig für eine Einzelausstellung hat sich auch die
Galerie Academia entschieden und mit Jaume Plensa unbeabsichtigt einen
neuen wunden Punkt Salzburgs getroffen: Während in der Dependance der
Galerie am Ignaz-Rieder-Kai 24 "Kinder Freuds" ihre Tränen in triste
Wasserbottiche kullern lassen, richtet es sich in den Gewölben in der
Residenz wieder einmal auf, das Männliche - "naughty", aber diesmal auch
"nice".
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