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16.10.2001 - Ausstellung
AUSGESTELLT IN WIEN von JOHANNA HOFLEITNER


Galerie Meyer Kainer. Mit Gebirgsphotographien von mystischer Schönheit hat sich der Bozner Walter Niedermayr einen Namen gemacht. Dabei ist seine Sicht auf die Berge keine idyllische, eher eine gebrochene - nicht nur, weil Niedermayr seine Motive meist auf mehrere Bildteile verteilt. Ohne dezidiert ökologische Kritik zu üben dokumentiert Niedermayr die Spuren der Zivilisation im hochalpinen Bereich. Das können Reste, Grundfesten einer alten Bergbahn sein; jahrzehntealte Schlepplifte, die, aus der Ferne betrachtet, das Gelände linear zergliedern; oder die Terrassen von Ausflugslokalen.

Dem stehen die Menschen gegenüber, wie sie sich in der Natur zwecks Zeitvertreib Nischen und Bewegungsräume schaffen. Oft photographiert Niedermayr sie aus großer Entfernung, so daß sie sich gegen die weite Unendlichkeit des Umlands gerade noch als lebendige bunte Pünktchen behaupten. In neueren Arbeiten, von denen der Präsentation hier zwei schöne Beispiele vorangestellt sind, erweitert Niedermayr die Thematik, dem Phänomen der Erkundung des Verhältnisses von Mensch und Natur ist er jedoch konsequent treu geblieben (I., Eschenbachgasse 9; bis 3. November).

Galerie Steinek. Der Amerikaner Donald Baechler beansprucht für sich, die Malerei "neu zu erfinden". Für einen kleinen Wiener Werkblock hat er sich dafür die Thematik der Menge vorgenommen und konzentriert sich in kleinformatigen Gouachen und Collagen vorrangig auf die Anhäufung symbolhaft reduzierter Gesichter. Dazu kommen Schafe, Blumen, Äpfel, manchmal schreibt Baechler seine Initialen ins Bild. Was hier auf welche Weise neu erfunden sein will, ist Interpretationssache. Sonderlich präzise formuliert ist der theoretische Anspruch jedenfalls nicht (I., Himmelpfortgasse 22; bis 9. November).

Galerie Hohenlohe & Kalb. Wesentlich innovativer ist da schon die Malerei des jungen Will Fowler, ohne daß es dieser groß ankündigen würde. Fowler malt, zeichnet und collagiert seine Werke. In den einzelnen, unterschiedlich ausgeführten Schichten seiner Bilder bezieht Fowler sich sowohl auf die "Drip-Paintings" von Jackson Pollock & Co als auch auf die Techniken und das Ausdrucksrepertoire der Moderne. Das ergibt nicht nur einen komplexen Stilmix, sondern darüber hinaus auch einfach gute, lustvoll anzusehende Malerei (I., Bäckerstraße 4; bis 19. Oktober).
Galerie Krinzinger. Ein unbedingtes Must für Malerei-Interessierte ist die One-Man-Show des jungen Hamburgers Jonathan Meese. "Van Gogh 1924 (Selbstbildnis mit Spindel)" heißt sie, womit eine wichtige künstlerische Referenz genannt ist.

Ein zweiter Bezugspunkt ist der von Jonathan Meese als persönlicher Jahresregent auserkorene Balthus. Thematische Anspielungen auf beide durchziehen seine Bilder und Zeichnungsserien. Absolut eigenständig aber ist Meeses Art zu malen. Mutig und virtuos lotet er die Grenzen des Mediums aus. Bei dünnstem Auftrag verleiht er den Farben bald ein inneres Leuchten, bald wiederum setzt er sie dick, pastos, reliefartig ein, so als müßten bestimmte Teile seiner Bilder in den Raum, der sich vor ihnen auftut, hineinwachsen (I., Seilerstätte 16; bis 17. November).



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