|
Galerie Meyer Kainer. Mit Gebirgsphotographien von
mystischer Schönheit hat sich der Bozner Walter Niedermayr einen
Namen gemacht. Dabei ist seine Sicht auf die Berge keine idyllische, eher
eine gebrochene - nicht nur, weil Niedermayr seine Motive meist auf
mehrere Bildteile verteilt. Ohne dezidiert ökologische Kritik zu üben
dokumentiert Niedermayr die Spuren der Zivilisation im hochalpinen
Bereich. Das können Reste, Grundfesten einer alten Bergbahn sein;
jahrzehntealte Schlepplifte, die, aus der Ferne betrachtet, das Gelände
linear zergliedern; oder die Terrassen von Ausflugslokalen.
Dem stehen die Menschen gegenüber, wie sie sich in der
Natur zwecks Zeitvertreib Nischen und Bewegungsräume schaffen. Oft
photographiert Niedermayr sie aus großer Entfernung, so daß sie sich gegen
die weite Unendlichkeit des Umlands gerade noch als lebendige bunte
Pünktchen behaupten. In neueren Arbeiten, von denen der Präsentation hier
zwei schöne Beispiele vorangestellt sind, erweitert Niedermayr die
Thematik, dem Phänomen der Erkundung des Verhältnisses von Mensch und
Natur ist er jedoch konsequent treu geblieben (I., Eschenbachgasse 9; bis
3. November).
Galerie Steinek. Der Amerikaner Donald
Baechler beansprucht für sich, die Malerei "neu zu erfinden". Für
einen kleinen Wiener Werkblock hat er sich dafür die Thematik der Menge
vorgenommen und konzentriert sich in kleinformatigen Gouachen und Collagen
vorrangig auf die Anhäufung symbolhaft reduzierter Gesichter. Dazu kommen
Schafe, Blumen, Äpfel, manchmal schreibt Baechler seine Initialen ins
Bild. Was hier auf welche Weise neu erfunden sein will, ist
Interpretationssache. Sonderlich präzise formuliert ist der theoretische
Anspruch jedenfalls nicht (I., Himmelpfortgasse 22; bis 9. November).
Galerie Hohenlohe & Kalb. Wesentlich innovativer ist da schon
die Malerei des jungen Will Fowler, ohne daß es dieser groß
ankündigen würde. Fowler malt, zeichnet und collagiert seine Werke. In den
einzelnen, unterschiedlich ausgeführten Schichten seiner Bilder bezieht
Fowler sich sowohl auf die "Drip-Paintings" von Jackson Pollock & Co
als auch auf die Techniken und das Ausdrucksrepertoire der Moderne. Das
ergibt nicht nur einen komplexen Stilmix, sondern darüber hinaus auch
einfach gute, lustvoll anzusehende Malerei (I., Bäckerstraße 4; bis 19.
Oktober). Galerie Krinzinger. Ein unbedingtes Must für
Malerei-Interessierte ist die One-Man-Show des jungen Hamburgers
Jonathan Meese. "Van Gogh 1924 (Selbstbildnis mit Spindel)" heißt
sie, womit eine wichtige künstlerische Referenz genannt ist.
Ein zweiter Bezugspunkt ist der von Jonathan Meese als
persönlicher Jahresregent auserkorene Balthus. Thematische Anspielungen
auf beide durchziehen seine Bilder und Zeichnungsserien. Absolut
eigenständig aber ist Meeses Art zu malen. Mutig und virtuos lotet er die
Grenzen des Mediums aus. Bei dünnstem Auftrag verleiht er den Farben bald
ein inneres Leuchten, bald wiederum setzt er sie dick, pastos, reliefartig
ein, so als müßten bestimmte Teile seiner Bilder in den Raum, der sich vor
ihnen auftut, hineinwachsen (I., Seilerstätte 16; bis 17. November).
© Die Presse | Wien
|
|