Erster Prüfbericht zur Kunsthalle Wien
Wien (SN-hkk). Die von der Kunsthalle Wien in Auftrag gegebene erste Prüfung stellt der Kunsthalle Wien einen Persilschein aus. „Wir haben keinen Hinweis auf Vertragsverletzungen oder Fehlabrechnungen festgestellt“, heißt es im Bericht, den der Wiener Wirtschaftsprüfer Andreas Röthlin von der IB Interbilanz Hübner GmbH verfasst hat. Es wird resümiert, „dass sämtliche Abrechnungen und Weiterbelastungen korrekt durchgeführt wurden“.
Auslösend für diese Sonderprüfungen waren Medienberichte seit Mitte April. Denen zufolge war Gerald Matt, Direktor der Kunsthalle, als Privatperson vom Parlament mit zwei Ausstellungen und einem Buch zu „Österreichs Kunst der 60er Jahre“ beauftragt; dafür standen ihm 15.000 Euro Honorar (für das Kuratieren) und 32.500 Euro (für die Buchproduktion) zu.
Angeblich aber haben Mitarbeiter der Kunsthalle Wien in ihrer Dienstzeit einen Großteil des Kuratierens, Lektorierens und Redigierens erledigt, während Gerald Matt das Geld kassiert hat. In dem am 5. April präsentierten Buch sind tatsächlich Mitarbeiter der Kunsthalle genannt: Matts Sekretärin und zwei weitere im Impressum, andere als Autoren von Interviews mit Künstlern.
Auf Nachfrage der SN sagte Andreas Röthlin, er sei zu Verschwiegenheit verpflichtet und nicht befugt, ohne Rücksprache mit dem Vorstand über Details zu reden.
Im Bericht wird wiederholt, was der Vorstand des Trägervereins der Kunsthalle und sein Präsident Thomas Häusle in Aussendungen bereits beteuert haben: Der Vorstand sei von Gerald Matt von Ausstellungen und Buchprojekt informiert worden und habe dies als Kooperation gutgeheißen.
Für die Verrechnung der Kosten des Buchs habe Gerald Matt am 30. März 2010 „ein eigenes Bankkonto eingerichtet“, heißt es im Bericht. Auf dem seien die Zahlung des Parlaments (bisher 23.600 Euro) und die Projektkosten ordnungsgemäß gebucht. Unter Einberechnung noch zu erwartender Ausgaben wird ein Defizit von 4800 Euro erwartet. „Aufgrund der vertraglichen Grundlagen und Vereinbarungen wird dieser Verlust von Herrn Dr. Gerald Matt (persönlich) getragen werden müssen“, heißt es im Bericht.
Es wird bestätigt, dass Mitarbeiter der Kunsthalle für das Buch gearbeitet haben. Für Interviews seien Honorare gestellt worden. Und die „durch das Buchprojekt entstandenen Überstunden“, aber nicht die Leistungen während der regulären Arbeitszeit seien an Gerald Matt weiterverrechnet.
„Ein sehr genaues Zeiterfassungssystem“, wie Matt laut „Profil“ erläutert hat, wird im Bericht nicht erwähnt. Da heißt es vage: „Es kann jedoch glaubhaft angenommen werden, dass der Anteil an Normalarbeitszeit der Mitarbeiter der Kunsthalle für Tätigkeiten des Buchprojekts kein wesentliches Ausmaß erreicht hat.“ Zwei Monate verzögert Wie berichtet, wird die gesamte Auflage des Buchs von 1000 Stück vernichtet. Denn Bernhard Böhler, Direktor des Wiener Diözesanmuseums, hat das Interview mit Alfred Hrdlicka geführt, in dem am 5. April präsentierten Buch ist aber Gerald Matt als Autor genannt. Nachdem Böhler die Schwärzung des Textes sowie Schaden- und Kostenersatz gefordert hatte, gab Matt die Vernichtung in Auftrag. Das neu zu druckende Buch sollte in etwa vier Wochen ausgeliefert werden, teilte Silvia Jaklitsch, Wiener Repräsentantin des Verlags für moderne Kunst Nürnberg, den SN mit. Parlament nicht informiert Übrigens: Das Parlament, das für das Buchprojekt Gerald Matts 32.500 Euro zahlt, ist von diesem nicht über den Neudruck informiert. Dies bestätigte Gottfried Marckhgott, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit. Er habe von der Vernichtung der Bücher bisher nur von den SN erfahren.
Das Projekt „Österreichs Kunst der 60er Jahre“ löste erste Vorwürfe gegen Matt aus. Diesen folgten Vorwürfe wegen ähnlicher Projekte, die in der Sonderprüfung nicht berücksichtigt sind. Zudem wird Matt und dem Vereinsvorstand vorgeworfen, potenziellen ausländischen Geldgebern die österreichische Staatsbürgerschaft in Aussicht gestellt zu haben, wenn sie je 1,4 Mill. Euro an die Kunsthalle zahlten. Deswegen ist u. a. bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft Anzeige erstattet.