Wiener Zeitung · Archiv


Kunstberichte
Leopold Museum: Ringturm.Kunst – Querschnitt der Sammlung Vienna Insurance Group

Adam unter schwebendem Hausboot

Verhüllung des Wiener 
Ringturms nach einem Entwurf von Hubert Schmalix im Jahr 2008. Foto: 
Wiener Städtische/Thomas Pitterle

Verhüllung des Wiener Ringturms nach einem Entwurf von Hubert Schmalix im Jahr 2008. Foto: Wiener Städtische/Thomas Pitterle

Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer

Aufzählung Seit den 20er Jahren sammelt die Wiener Städtische Versicherung, die in der Stadt nach 1945 mit dem Ringturm auch architektonisch Akzente setzte. Da es sich um einen der Hauptsponsoren des Leopold Museums handelt, wird nun ein repräsentativer Querschnitt durch die ohne Jury meist in der Direktion entschiedenen Ankäufe im ersten Untergeschoss präsentiert.

Die Anfänge mit Namen wie Anton Romako, aber auch Herbert Boeckl, Oskar Kokoschka oder Josef Floch, und dann gleich nach dem Krieg mit der abstrakten Gruppe aus der Galerie nächst St. Stephan, vor allem Josef Mikl und Markus Prachensky, zeigt wenig Unterschiede zu anderen Sammlungen. Auffallend dabei ist ein frühes Bild von Rudolf Hausner, noch im Stil der "Neuen Sachlichkeit".

Analyst der Wiener Fassaden

Er setzt dann auch in der die 70er Jahre beherrschenden Gruppe der "Phantastischen Realisten" mit einem selbstbespiegelnden Adam "Unter der Lampe" fort. Der damals gefeierte Helmut Leherb ist heute nahezu vergessen. Einige Arbeiten am Rande dieser Gruppe vom Analysten der Wiener Fassaden, Franz Zadrazil, haben hohe Qualität, auch er ist heute zu wenig bekannt. Von den Abstrakten nach Max Weiler und Arnulf Rainer fallen die beiden besonderen Begabungen unter den Malerinnen, Martha Jungwirth und Maria Moser, auf, denen längst ein höherer Stellenwert gebührte.

Die "Neuen Wilden" von Siegried Anzinger bis Hubert Scheibl bieten als Besonderheit ein großes Gemälde des früh verstorbenen Alfred Klinkan auf.

Ab den 80ern und in der Gegenwart trifft nach Figuralem die Konzeptkunst und strenge Gegenstandslosigkeit mit einem zerschnittenen Gemälde zusammen, das Peter Weibel 1991 "Scanned Object" nannte. Das wilde Spiel mit Textil bei Gudrun Kampl oder Andrea Kalteis und Florentina Pakostas "Balkenbilder" werden mit der strengen Geometrie in Werken Barabara Höllers, Gerold Tagwerkers oder bei Rini Tandon und Marco Lulic konfrontiert.

Peter Kogler, Eva Schlegel und Julius Deutschbauer leiten zur Dualität von Malerei und Fotografie über. Fotografie zum Objekt erweitern Ilse Haider oder Irene Andessner. Lorenz Estermann hat speziell für die Schau das Mobile "Gloryville" 2010 geschaffen, seine Hausbootmodelle schweben nun über allem.

Den Abschluss bildet das Modell des Ringturms von Architekt Erich Boltenstern, samt Möbelausstattung und seine Verhüllungen durch Robert Hammerstiel, Hubert Schmalix und Christian Ludwig Attersee als Verklammerung zum Ort, an dem die Kunst sonst hängt. Dass dieser Bau 1955 genehmigt wurde, verwundert nach wie vor, da alle Türme danach wegen dem "Weltkulturerbe" über das Projektstadium nicht hinauskamen.

Aufzählung Ausstellung

Ringturm. Kunst – Sammlung Vienna Insurance Group
Franz Smola, Barbara Hagen (Kuratoren)
Leopold Museum
bis 24. Jänner 2011



Printausgabe vom Donnerstag, 04. November 2010
Online seit: Mittwoch, 03. November 2010 18:23:27

Kommentar senden:
Name:

Mail:

Überschrift:

Text (max. 1500 Zeichen):

Postadresse:*
H-DMZN08 Bitte geben sie den Sicherheitscode aus dem grünen Feld hier ein. Der Code besteht aus 6 Zeichen.


* Kommentare werden nicht automatisch veröffentlicht. Die Redaktion behält sich vor Kommentare abzulehnen. Wenn Sie eine Veröffentlichung Ihrer Stellungnahme als Leserbrief in der Druckausgabe wünschen, dann bitten wir Sie auch um die Angabe einer nachprüfbaren Postanschrift im Feld Postadresse. Diese Adresse wird online nicht veröffentlicht. Bitte beachten Sie unsere Feedback-Regeln.

Wiener Zeitung · 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10 · Tel. 01/206 99 0 · Mail: online@wienerzeitung.at