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27. Jänner 2009
18:14 MEZ

Malerei aus der "postCoBrA" -Zeit: Karel Appel, "Nature #5" , Öl auf Leinwand, 1994.


Wider jede Logik
Das Essl Museum zeigt Werke der Gruppe "CoBrA" aus eigenem Bestand

Klosterneuburg - Im November 1949 stellte die junge Gruppe CoBrA (Kopenhagen, Brüssel, Amsterdam) erstmals im Stedelijk Museum Amsterdam aus. Die internationale Ausstellung für experimentelle Kunst wurde arg verrissen. "Pfuscher, Schmierer und Betrüger" erkannte die Lokalpresse in Appel, Corneille, Constant, Jorn, Volvekamp, Rooskens und Co.

Zudem musste ein Wandgemälde Appels im Amsterdamer Rathaus (heute Grand Hotel) nach Protesten der Beamtenschaft überklebt werden. Seine Bar im städtischen Museum kam wortwörtlich unter Beschuss erboster Kunstfreunde. Die konnten den Frontalangriff der Gruppe auf Kubismus und Konstruktivismus, die strikte Absage an das "akademische" Repertoire von Picasso und Mondrian, nicht verkraften. CoBrA versuchte sich - schriftlich manifestiert wesentlich durch durch Ansgar Jorn - im Kulturkampf. Die damals schon sehr zahlreichen Ismen konterte die Gruppe mit der zeitlosen Kraft von Vor-Bildern aus außereuropäischen Kulturen, der Art brut und Kinderzeichnungen.

In Paris fand zumindest Karel Appel Förderer, Freunde und Erfolg, in Brüssel konnte er 1953 seine erste Personale eröffnen. Im Jahr darauf präsentierte Martha Jackson die ersten Appels in New York. Appel selbst übersiedelte dann 1957 nach New York.

Die CoBrA-Zeit, mit der Appel bis heute fast ausschließlich in Verbindung gebracht wird, war da sowohl gruppendynamisch als auch formal längst vorbei. Übrig blieb der Grundgedanke: "Malen ist das vorherige Zerstören von Systemen, Begriffen, der Logik, der Routine. Es ist die Dynamik und die explosive Kraft der Intuition. Im Geist ist Platz für mehr als einen Ismus." Oder mit den Worten Pierre Alechinskys: "Alles geschieht während der Arbeit (das ist ein Geheimnis der Malerei)."

Anfang der 1990er-Jahre, als Agnes und Karlheinz Essl begannen, ihre bis dahin auf österreichische Malerei beschränkte Sammlung um internationale Positionen zu erweitern, waren es zunächst die "wilden" Bilder von Karel Appel, Ansger Jorn und Pierre Alechinsky, mit der die Neupositionierung der Sammlung eingeleitet wurde. Der CoBrA-Schwerpunkt der Sammlung ist bis heute auf ein Konvolut von etwa 60 Arbeiten angewachsen.

Zum 60-jährigen Gründungsjubiläum der kurzlebigen Gruppe wurde nun Fast-Haus-Kurator Rudi Fuchs eingeladen, ein Hängungskonzept zu entwickeln. Fuchs: "Was die drei Maler in dieser Ausstellung gemeinsam haben, ist diese suchende Freiheit von Hand und Pinsel... Wenn man sie vergleicht, sieht man, wie sie auf ähnliche Weise an das Abenteuer Bild herangehen, wie Form und Farbe des Bildes sich erst über das komplexe, suchende Setzen eines Pinselstriches nach dem anderen erschließen." (Markus Mittringer, DER STANDARD/Printausgabe, 28.01.2009)

Bis 16.8.

 

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