"Einfach ist das nicht"

Wenn ein Verein aus sechs streitbaren Netzkultur-Initiativen besteht, kommt es fast zwangsläufig zu Reibungsverlusten.


Wozu gründet ausgerechnet die hippe Netz-Avantgarde Österreichs einen Verein? Sie betreiben ja ohnedies schon Mailinglisten, Weblogs, verlinken ihre Homepages untereinander und organisieren sogar ab und zu gemeinsame Offline-Aktivitäten, könnte man meinen.

Einerseits, um nicht noch mehr von den Mühlen der öffentlichen Bürokratie zermahlen zu werden, als dies ohnehin schon der Fall ist, andererseits, um trotz gelebter Heterogenität innerhalb der Szene nicht auf eine solidarische Haltung zu verzichten.

Pragmatischer Ansatz

"Als Verein bist du ein Rechtskörper", bringt es Martin Wassermair, der Vorsitzende des erst eine Woche jungen Vereins konsortium.Netz.kultur auf den Punkt. "Da gibt es ganz andere Möglichkeiten, an Förderungen und Projektgelder zu kommen."

Wichtig sei der Vereinsstatus außerdem für internationale Projekte und Kooperationen. Innerhalb der EU komme man als Partner für geförderte Projekte überhaupt nur als "Rechtskörper" in Frage.

"Rechte und Pflichten"

Eine andere, nicht unwichtige Folge der Vereinsgründung ist für Wassermair, "dass das Ganze mehr Struktur annimmt". Bisher war der Zusammenschluss von Public Netbase t0, subnet.at, mur.at, med-user.net, public voice lab und servus.at von rein informeller Natur.

Aber "informell" werde eben recht schnell zu "unverbindlich". In Zukunft, so hofft zumindest Wassermair, setzt sich bei allen Mitgliedern "ein verstärktes Bewusstsein für Rechte und Pflichten" durch - alle profitieren, alle müssen partizipieren.

Reibebaum "Kommerz"

Eine so unterschiedliche Gruppe von Netzaktivisten auch nur halbwegs auf Linie zu bringen, kann jedoch kaum ohne Reibungsverluste vonstatten gehen. Public Voice Lab etwa sind per Eigendefinition zwar nicht profit-, aber doch immerhin kommerziell orientiert. Allen anderen ist eine gewisse Distanz gegenüber allem inhärent, was auch nur in die Nähe von Kommerz kommt.

Konflikte vorprogrammiert?

"Einfach ist das nicht", gibt Wassermair zu. Aber man habe es sich eben von Anfang an bei der Auswahl der Mitglieder nicht allzu leicht machen wollen. Hier sei der Verein ebenfalls von Vorteil: "Es gibt klare Statuten." Und bei der konstituierenden Sitzung des Konsortiums letzte Woche habe er klar das Ziel definiert: "eine deutliche Positionierung gegen das kulturpolitische Konzept der Creative Industries".

Dazu hätten sich alle bekannt, erklärt Wassermaier: "Die Brauchbarkeit des Konsortiums und die Allianzfähigkeit der Mitglieder werden sich daran messen, wie effektiv diese Zielsetzung erreicht wird."

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