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20.06.2002 - Ausstellung
Aufgeräumter Neustart mit Pop Art und Fluxus
"FOKUS 01 - Rebellion und Aufbruch" ist der Titel einer Ausstellung, die sich auf die Entwicklung zwischen Fluxus und Pop Art konzentriert.
VON KRISTIAN SOTRIFFER


Edelbert Köb, der neue Direktor des Museums moderner Kunst (Mumok), hat aufgeräumt. Der Sammlungsquerschnitt, mit dem das problematische neue, unüberbietbar abweisende Haus im Museumsquartier eröffnet wurde, wich einem programmatischen Einblick in wesentliche Bestände. Ihre Auffächerung schafft Übergänge, Verbindungen gegensätzlicher Positionen.

Ganz oben, im umgestalteten, quasi "beruhigten" Kuppelsaal, hat Köb selbst Hand angelegt und in ihm durch reizvolle Gegenüberstellungen Kontraste betont, zugleich aber auch überbrückt. Abstraktion und Figuration verweisen auf ein paar Klassiker und stellen sie in Bezug zu späteren Ausformungen. Abstrakte Bilder korrespondieren mit skulpturalen Körpern. Jetzt ist auch das unikate Glasfenster von Henri Matisse wieder zusehen.

Im übrigen überläßt Köb das Spielfeld seinen Kuratoren im Rahmen dessen, was er als "wissenschaftliche Anstalt" auszubauen bestrebt sein wird. Schwerpunkte will er weiter profilieren, dabei vor allem dokumentarisches Material sammeln, wie es schon jetzt die Entstehungsgeschichte zentraler Werke im Museumsbesitz verstehen lehrt.

Was nun also auf mehreren, von Stellwänden, Nischen, Sockelleisten befreiten, dafür zusammengezogenen Raumeinheiten oder Ebenen gezeigt wird, gilt den mit Agitation verbundenen sechziger Jahren. Das sind Fluxus, Nouveau Réalisme, Pop Art und der Wiener Aktionismus. Der soll in Zukunft einen permanent gezeigten Sammlungs-Schwerpunkt bilden.

Was die Sammlung Hahn angeht, die das Profil des Museums neben den Beständen aus dem Ludwig-Komplex stark mitbestimmt, stellte sich Unvermutetes heraus. Sie wurde von der Republik Österreich seinerzeit zwar zu günstigen Bedingungen erworben - aber bis heute nicht abbezahlt. Köbs Budget wird dadurch neben all dem, was er ergänzend anzukaufen sucht, über Jahre belastet. An die Notwendigkeit des Ausbaus der zentralen Bestände aber glaubt er unbedingt. Wien soll - was etwa die Fluxusbewegung von Beuys bis Vostell angeht - zu einer Art Forschungszentrum werden.

Nebenan - in der Hofstallung außer Dienst - kann das Mumok jene Malaktion von Hermann Nitsch rekonstruieren, die in der Secession im Jahr 1987 stattgefunden hat. Köb war damals deren Präsident (bis 8. September).

Im übrigen wurde - abgesehen von der Neuadaption der jetzt geradezu ein "klassisches" Ambiente bildenden Schauräumen - Innenkosmetik betrieben. In den dominanten, martialisch wirkenden Aufzugsschacht oder was ihn begleitet wurde ein "weißer Kubus" von Heimo Zobernig implantiert. Was dabei herausgekommen ist, gleicht mehr dem Hinweis auf eine Wunde, verdeutlicht im Grund die planerischen Fehlgriffe des jetzt offenbar resignierenden Architektenbüros Ortner & Ortner.

Dem Begründer des Happenings, Allan Kaprow, wurde auf Ebene 3 Raum für ein Environment gegeben. Dabei handelt es sich um "Push and Pull. Eine Möbelkomödie für Hans Hofmann" (1963). Besucher sollen dort aktiv werden. Darüber, "why Installations are not Environments and why Performances are not Happenings" wird der Künstler einen Vortrag halten (20. 6., 18 Uhr).

Schließlich werden in einem von Adolf Krischanitz gestalteten mobilen Kinoraum im untersten Geschoß Filme aus der Zeit gezeigt. All dies verbunden mit der Hoffnung, das von Anfang an angeschlagene Image des neuen Hauses stark aufbessern zu können.

Bis 26. Oktober, Di.-So. 10-18, Do. bis 19 Uhr.



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