Edelbert Köb, der neue Direktor des Museums moderner
Kunst (Mumok), hat aufgeräumt. Der Sammlungsquerschnitt, mit dem das
problematische neue, unüberbietbar abweisende Haus im Museumsquartier
eröffnet wurde, wich einem programmatischen Einblick in wesentliche
Bestände. Ihre Auffächerung schafft Übergänge, Verbindungen
gegensätzlicher Positionen.
Ganz oben, im umgestalteten, quasi "beruhigten"
Kuppelsaal, hat Köb selbst Hand angelegt und in ihm durch reizvolle
Gegenüberstellungen Kontraste betont, zugleich aber auch überbrückt.
Abstraktion und Figuration verweisen auf ein paar Klassiker und stellen
sie in Bezug zu späteren Ausformungen. Abstrakte Bilder korrespondieren
mit skulpturalen Körpern. Jetzt ist auch das unikate Glasfenster von Henri
Matisse wieder zusehen.
Im übrigen überläßt Köb das Spielfeld seinen Kuratoren im
Rahmen dessen, was er als "wissenschaftliche Anstalt" auszubauen bestrebt
sein wird. Schwerpunkte will er weiter profilieren, dabei vor allem
dokumentarisches Material sammeln, wie es schon jetzt die
Entstehungsgeschichte zentraler Werke im Museumsbesitz verstehen lehrt.
Was nun also auf mehreren, von Stellwänden, Nischen,
Sockelleisten befreiten, dafür zusammengezogenen Raumeinheiten oder Ebenen
gezeigt wird, gilt den mit Agitation verbundenen sechziger Jahren. Das
sind Fluxus, Nouveau Réalisme, Pop Art und der Wiener Aktionismus. Der
soll in Zukunft einen permanent gezeigten Sammlungs-Schwerpunkt bilden.
Was die Sammlung Hahn angeht, die das Profil des Museums
neben den Beständen aus dem Ludwig-Komplex stark mitbestimmt, stellte sich
Unvermutetes heraus. Sie wurde von der Republik Österreich seinerzeit zwar
zu günstigen Bedingungen erworben - aber bis heute nicht abbezahlt. Köbs
Budget wird dadurch neben all dem, was er ergänzend anzukaufen sucht, über
Jahre belastet. An die Notwendigkeit des Ausbaus der zentralen Bestände
aber glaubt er unbedingt. Wien soll - was etwa die Fluxusbewegung von
Beuys bis Vostell angeht - zu einer Art Forschungszentrum werden.
Nebenan - in der Hofstallung außer Dienst - kann das
Mumok jene Malaktion von Hermann Nitsch rekonstruieren, die in der
Secession im Jahr 1987 stattgefunden hat. Köb war damals deren Präsident
(bis 8. September).
Im übrigen wurde - abgesehen von der Neuadaption der
jetzt geradezu ein "klassisches" Ambiente bildenden Schauräumen -
Innenkosmetik betrieben. In den dominanten, martialisch wirkenden
Aufzugsschacht oder was ihn begleitet wurde ein "weißer Kubus" von Heimo
Zobernig implantiert. Was dabei herausgekommen ist, gleicht mehr dem
Hinweis auf eine Wunde, verdeutlicht im Grund die planerischen Fehlgriffe
des jetzt offenbar resignierenden Architektenbüros Ortner & Ortner.
Dem Begründer des Happenings, Allan Kaprow, wurde auf
Ebene 3 Raum für ein Environment gegeben. Dabei handelt es sich um "Push
and Pull. Eine Möbelkomödie für Hans Hofmann" (1963). Besucher sollen dort
aktiv werden. Darüber, "why Installations are not Environments and why
Performances are not Happenings" wird der Künstler einen Vortrag halten
(20. 6., 18 Uhr).
Schließlich werden in einem von Adolf Krischanitz
gestalteten mobilen Kinoraum im untersten Geschoß Filme aus der Zeit
gezeigt. All dies verbunden mit der Hoffnung, das von Anfang an
angeschlagene Image des neuen Hauses stark aufbessern zu können.
Bis 26. Oktober, Di.-So. 10-18, Do. bis 19 Uhr.
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