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27.04.2002 - Ausstellung
Malerei vor der Linse
Lois Renner, Maler und Photograph, füllt im Rahmen der Ausstellung "Augenblick Foto/Kunst" einen eigenen Raum im Kunsthaus Essl mit einer neuen Werkgruppe.
VON KRISTIAN SOTRIFFER


Bekannt wurde der Künstler durch seine vertrackten photographischen Einsichten in das wechselnde Arrangement des eigenen Ateliers. Dabei geht es um Wechselbeziehungen zwischen Raum, Skulptur, Bild - um Realität und Fiktion. Zwei in der Art der Atelierstücke gemalte Tafeln sind aber - im Gegensatz zur Bildersuite im Katalog - die einzigen Bilder, die an Renners bisherige Arbeit erinnern.

Der Künstler malt etwas in lockerer Manier - eine Frauenfigur, ein Stilleben, ein Fuhrwerk oder einen verschleierten Kopf ("Das Geheimnis"). Seine Art der Malerei könnte Kopfschütteln hervorrufen, aber sie dient ihm ja für einen anderen Zweck, nämlich zur Herstellung eines "Cocktails von Photographie und Gemälde", mitunter samt Rahmen.

Zu diesem Zweck photographiert Renner seine Bilder, bläst sie zu großformatigen C-Prints auf und versiegelt sie gewissermaßen hinter Plexiglas mit - einkalkulierten - Spiegeleffekten. In einer Art Umkehrprozeß nimmt er also nicht die Photographie zum Anlaß eines durch Malerei veränderten Prozesses, sondern lenkt den Blick auf malerische Texturen und Strukturen durch deren Vergrößerung, technische Manipulation.

All dies läuft unter dem Kennwort "Intervention", durch die Renner einen "neuen Raum für Kunst" entstehen lassen möchte. Der dazu führende dialektische, komplizierte Vorgang mag halbwegs einsichtig erscheinen, aber dem jeweiligen Resultat ist wenig abzugewinnen, was der Betrachter als Gewinn ansehen könnte. Dies im Gegensatz zu Renners komplexen Konklusionen im Rahmen seiner Experimentierbühne, wie er sie sich in seinem Atelier errichtet hat und der er eine andere Form von "Bild" abzugewinnen versteht.

Ausstellungsende gemeinsam mit "Augenblick" am 30.6. Di. bis So. 10 bis 19, Mi. bis 21 Uhr.



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