Von E.SCHLOCKER
INNSBRUCK. Der in Marseille lebende Jean-Daniel Berclaz ist
der Erfinder und Betreiber des fiktiven „Musée du Point de
Vue“. Seine Objekte sind Fotografien von Städten und
Landschaften, beobachtet jeweils von zwei unterschiedlichen
Standpunkten aus. Um Leben in die Szenarien zu bringen,
inszeniert Berclaz zu seinen Fototerminen „Vernissagen“ mit
allem Drum und Dran. So geschehen auch in Innsbruck: am 9.
September auf der Seegrube, vier Tage später am Innsteg.
Die Fotos und Videos dieser gesellschaftlichen Ereignisse
sind nun im Kunstraum Innsbruck zu sehen. So manche der
Besucher werden sich selbst in den stehenden wie laufenden
Bildern suchen und auch finden, sind also gleichzeitig Subjekt
und Objekt, Voyeur und Opfer.
Berclaz hat in den Kunstraum Innsbruck aber auch in
französischen bzw. Schweizer Städten und Landschaften
entstandene Fotosequenzen seines fiktiven Museums mitgebracht,
die deutlich sein Verwurzeltsein in der Tradition des
Landschaftsgemäldes des 19. Jahrhunderts zeigen, transportiert
allerdings mit den Mitteln von heute.
Seine neuesten Bilder zeigt der Innsbrucker Maler und
Grafiker Peter Blaas in der Galerie Thomas Flora. Seiner
hintergründig verschlüsselten Zeichenhaftigkeit ist Blaas treu
geblieben, transportiert allerdings in einer neuen, helleren
und fröhlicheren Farbigkeit. Blaas ist kein Abbilder der
Wirklichkeit, sondern ihr Verdichter zu Hausigem, Kopfigem,
Herzigem oder Entigem, zu lesen als individuell ausdeutbare
Metaphern für die unterschiedlichsten menschlichen Sehnsüchte
und Obsessionen. Blaas mag das Spiel mit Kontrasten, mit
Schwarzem und Weißem, Malerischem und Grafischem, Assoziativem
und Autonomem. |