Das Kitsch-Missverständnis

Von Ingrid Adamer.


Seine ersten Kunstwerke finanzierte der in New York lebende Künstler als Börsenmakler, in den 80er Jahren avancierte er mit Inszenierungen banaler Haushaltsgeräte in Luxusvitrinen zum Star. Auf dem Höhepunkt seines Erfolges heiratete Jeff Koons 1991 den italienischen Pornostar Cicciolina und machte die Beziehung zum Gegenstand seiner Kunst. Seit Mitte der 90er Jahre arbeitet der amerikanische Künstler - inzwischen wieder von Cicciolina geschieden - an den Werkgruppen "Easyfun" und "Celebration", die im Kunsthaus Bregenz zu sehen sind.

Easyfun

Jeff Koons
Jeff Koons

Jeff Koons glaubt an die Macht der Oberflächen als Widerschein des Universellen. Die Serie "Easyfun" besteht aus verschiedenen farbigen Spiegeln, deren Formen Umrisse von Tierfiguren zeigen. Darin spiegeln sich der Ausstellungsraum, die Betrachter, aber auch Ölbilder, die ganz im Stil von Collagen montierte bunte Versatzstücke aus Reklame und Kinderwelt sowie verlockend gemalte Nahrungsmittel zum Inhalt haben. Die Maxime lautet nicht mehr "Erkenne Dich selbst" sondern "Sieh Dich selbst".

"Couple", 2001, ("Easyfun"-Serie)

"Als ich noch ein Kind war und zum Frühstück eine Schüssel Getreideflocken aß, saß ich da und starrte auf die Verpackung meines Essens, weil sie mich faszinierte. In derselben Art und Weise schaue ich heute auf Produkte und Bilder in der Welt," sagt Jeff Koons zu seiner Arbeitsweise. Was ihn besonders anspreche, trägt er mit sich herum, um es irgendwann in seine Arbeit einzubringen.

Kunst und Werbung

"Cheeky", 2000, ("Easyfun"-Serie)

Die Zusammen-
stellung erfolgt am Computer, dann werden die Bilder von zahlreichen Assistenten mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt. Stilistisch erinnern diese Arbeiten an die amerikanische neo-avantgardistische Malerei seit den 60er Jahren. Jeff Koons legt größten Wert auf Perfektion, um so das Vertrauen seines Publikums zu gewinnen:

"Die Basis der Kunst ist, dass sie ein Akt der Mitteilung ist. Die Künstler bieten den Menschen etwas an, mit dem sie hoffentlich etwas anfangen können. Zwischen dem Betrachter und dem Kunstwerk sollte eine Wechselwirkung bestehen. Das ist Kommunikation, wobei dieselben Werkzeuge von Künstlern als auch von Werbefachleuten angewendet werden. Manche Leute haben eine Abneigung dagegen, aber so funktioniert Kommunikation und dieser Wunsch sich mitzuteilen ist der Kern der Dichtkunst ebenso wie von allen großen Kunstwerken."

Kunst, nicht Kitsch

Dass sein Werk häufig mit Kitsch in Verbindung gebracht wird, sieht Jeff Koons als ein Missverständnis. Er arbeite mit Dingen, die den Menschen ein gutes Gefühl vermitteln und seine Kunst könne auch von Leuten verstanden werden, die sich nicht vorher darüber informiert haben. "Ich habe versucht den Betrachter dazu zu bringen, seine eigene kulturelle Vergangenheit anzunehmen. Denn wenn Kunst dazu beiträgt, die eigene kulturelle Geschichte herabzusetzen, dann verlieren wir unsere Kraft und ich habe mit meiner Kunst immer versucht, den Betrachtern eine innere Sicherheit zu vermitteln."

Tipp:

Mit 21 großformatigen Werken aus den Jahren 1995-2001 zeigt das Kunsthaus Bregenz die umfangreichste Ausstellung von Jeff Koons seit seiner Retrospektive vor 9 Jahren. Zu sehen ist die Schau bis zum 16. September.

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