15. Juli 2005
22:54 MESZ
Kommentar: Akademiehof, Mahnmal des Versagens
Statt den Akademiehof als Ausstellungshaus zu führen, muss dieser nun vermietet werden
Immer wieder klagten die Rektoren der Angewandten über Raumnot. Doch
sie scheiterten mit ihren Plänen, das Hauptgebäude durch einen großen
Neubau zu ergänzen. Doch kein Schaden ohne Nutzen: Die
Infrastrukturkosten (4,4 Millionen Euro) bewegen sich in einem
vertretbaren Verhältnis zum Gesamtbudget (26 Millionen Euro). Und das
ist nicht unwichtig, seit die Universitäten selbst über das Budget
verfügen. Der Akademie der bildenden Künste hingegen gelang es unter
Rektor Carl Pruscha in den 90er-Jahren, enorm zu expandieren: Hinzu kam
zum Beispiel das Semper-Depot als platzverschwenderisches Atelierhaus.
Die Rechnung dafür bekam jetzt Stephan Schmidt-Wulffen präsentiert: Der
Rektor kann sich das ehemalige Kulissenlager eigentlich nicht mehr
leisten. Denn insgesamt sieben Millionen Euro, mehr als ein Drittel des
Gesamtbudgets (20 Millionen), fließen in die Infrastruktur. Und die
Ausgaben für die Infrastruktur steigen, wie jene für das Personal,
stetig. Die Universitäten bekommen die Mehrkosten (abgesehen von den
Lohnerhöhungen für die Beamten) aber nicht ersetzt: Das frei verfügbare
Budget schmolz im Fall der Akademie bereits gegen null. Statt den
Akademiehof als Ausstellungshaus zu führen, wie geplant, oder als
Medienzentrum zu verwenden, wie angedacht, wird das Gebäude, das zum
Teil der Akademie gehört, nun vermietet - und News Daily (oder wie
immer die Fellner-Tageszeitung heißen mag) beherbergen. Mit den
Einnahmen können zwar drei Professuren bezahlt werden. Ein Mahnmal des
Versagens ist der Akademiehof dennoch. Sowohl für die Akademie, die das
Kupferstichkabinett mit seinen Weltkulturerbe-Kunstschätzen irgendwohin
verlagert, als auch für das Bildungsministerium, das den Universitäten
nicht jene Finanzierung zugesteht, die eben notwendig ist. (DER
STANDARD, Printausgabe vom 16./17.7.2005)
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