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derStandard.at | Kultur | Bildende Kunst 
16. September 2004
20:54 MESZ
Service

"Silvia Kolbowski. inadequate...Like...Power" von 17. 9. bis 11.11. im Hauptraum

"Regina Moeller. embodiment - dress plot", von 17. 9. bis 14.11. in der Galerie, Grafisches Kabinett

Öffnungszeiten Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 und Donnerstag bis 20 Uhr

Secession, 1., Friedrichstraße 12

Link

secession.at

 
Foto: Secession / Kolbowski
Silvia Kolbowski: an inadequate history of conceptual art (1998-1999)

Zeitgeist-Phänomene neu installiert
Die Secession präsentiert Silvia Kolbowskis Ton- und Videoinstallationen - Neu: "Proximity to Power: American Style"

Wien - Die Secession präsentiert ab Freitag die New Yorker Künstlerin Silvia Kolbowski (Hauptraum) und die Berlinerin Regina Möller (Galerie, Grafisches Kabinett). Kolbowski zählt zu den zentralen Vertreterinnen ortsbezogener Rauminstallationen, die von der Tradition der Konzeptkunst der 60er und 70er Jahre geprägt sind. Möller arbeitet im Grenzbereich von Kunst, Mode und Comic und setzt sich mit den identitätsstiftenden, ökonomischen und funktionalen Konnotationen kultureller Kommunikation auseinander.

"Proximity to Power: American Style"

Kolbowski, geboren 1953 in Buenos Aires, ist mit drei raumgreifenden Installationen vertreten. Für die Ton- und Videoinstallation "an inadequate history of conceptual art" (1998-1999), entstanden als Reaktion auf das Revival der Konzeptkunst Mitte der 90er Jahre, hat Kolbowski 22 KünstlerInnen gebeten, aus ihrer - freilich subjektiven, und daher einem objektiven Geschichtsbegriff "unangemessenen" - Erinnerung ein Werk aus den Jahren 1965 bis 1975 zu beschreiben. Kolbowski zeigt dabei nur die Hände der Interviewten und spult die dazugehörige Tonspur in einem anderen Raum ab.

Für "Like Looking Away" (2000-2002) hat die Künstlerin 30 junge Frauen über ihre Beziehung zu "Shopping" befragt, eine Schauspielerin spricht die Interviews und imitiert dabei den Sprachduktus der Frauen, ohne dass der Begriff "Shopping" je fällt. Parallel dazu werden Porträts der Frauen und der Schauspielerin gezeigt, im Nebenraum läuft ein Loop mit Gewaltszenen eines Hollywood-Blockbusters.

Die dritte Arbeit, "Proximity to Power: American Style" (2003-2004), entwickelte Kolbowski eigens für die Secession. Interviewt wurden dafür mit Männer in Machtpositionen. Den wieder von Schauspielern gesprochenen Texten, unterlegt mit einer Filmmusik, die auf dem Soundtrack eines bekannten Films über den Vietnamkrieg basiert, werden Dias von Detailaufnahmen der Goya-Radierung "Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer" gegenübergestellt. Eine weitere Diareihe illustriert die Antworten von Jungen zwischen sieben und elf Jahren auf die Frage, was für sie Macht repräsentiert.

Materialien mit neuen Bedeutungen

Die gebürtige Münchnerin Regina Möller entwirft seit 1993 unter ihrem Label embodiment Kleidung, Tapeten, Möbel und Innenausstattungen, bei denen sie die Materialien mit neuen Bedeutungen auflädt und die soziokulturellen Parameter der Produkte jenseits vergänglicher Moden untersucht. Bekannt geworden ist sie auch mit ihrer Zeitschrift "regina", die mit den Oberflächen herkömmlicher Frauenmagazine spielt.

Für ihre Ausstellung "embodiment - dress plot" hat Möller eine Mode-Kollektion rund um die Comicfigur Poison Ivy entworfen und erzählerisch-installativ inszeniert. Die ursprünglich als Randfigur bei Batman konzipierte, inzwischen aber mit einem eigenen Comic als Superheldin emanzipierte Poison Ivy ist über ihre Doppelidentität als einerseits grüne Umweltschützerin und andererseits zerstörende Verbrecherin mit konträren Weiblichkeits-Klischees von Heimchen und "Femme Fatale" verbunden. Möller konterkariert den Entwurf idealer Weiblichkeit mit ihrem eigenen Körper: An ihm nimmt sie Maß für ihre Kostümentwürfe und stilisiert ihn in comic-artigen Porträtzeichnungen. (APA)


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