Verein macht Druck

Ein Verein will der Regierung erklären, warum ihr Kultur im Netz etwas wert sein muss.


Mit der Gründung des Vereins wurde der seit eineinhalb Jahren bestehende lose Zusammenschluss verschiedener Initiativen aus den Bereichen Netzkultur und freie Medien amtlich.

Langfristiges Ziel des Konsortiums ist die Schaffung einer unabhängigen Medienöffentlichkeit im Internet, abseits von E-Commerce und etablierten Online-Medien. Eine breitere Öffentlichkeit soll verstehen lernen, warum Kultur im Netz überhaupt nötig ist.

Kampf um Geld und Förderung

Mittelfristig geht es um die Schaffung von Infrastruktur, die es Kreativen ermöglicht, frei von finanziellen Zwängen Inhalte im Netz zu schaffen, von elitärer Netzkunst über Online-Musik bis hin zur täglichen Information via E-Mail-Newsletter.

Kurzfristig kämpfen die Institutionen um Geld bzw. um die Gesprächsbereitschaft der Regierung, die verschiedenen Organisationen und Projekte des Vereins zu fördern.

Sechs URLs, ein Verein

Die Idee hinter dem Konsortium, gemeinsam gegenüber den Behörden stärker auftreten zu können als einzeln, wurde spätestens 1998 geboren. Damals wurden die Grundsätze und Forderungen der österreichischen Netzkultur-Community im gelben Papier zusammengefasst.

Seit März 2000 treten sechs Organisationen, von Wien bis Vorarlberg, von Public Netbase t0 bis med-user.net, gemeinsam unter dem Namen konsortium.Netz.kultur an die Öffentlichkeit.

Hickhack mit Morak

Das Hickhack etwa, das sich die Wiener Vernetzer von Public Netbase t0 seit Antritt der neuen Regierung mit Kunststaatssekretär Franz Morak (ÖVP) liefern, ist eines jener Beispiele, wo das Konsortium in Aktion tritt.

Der international anerkannten Organisation rund um den Medienkünstler Konrad Becker wurden die Subventionen für 2000 und 2001 zunächst ungewöhnlich lange vorenthalten und schließlich im Vergleich zu 1999 halbiert.

Kein Platz für Public Netbase?

Mit dem Mietvertrag im neuen Museumsquartier gibt es ebenfalls schon seit Jahren Probleme. Einmal heißt es von Seiten des ÖVP-nahen Betreibers, Public Netbase t0 könne bleiben, dann wieder nicht.

Als Hintergrund für diese als Schikane empfundenen Zustände wird die regierungskritische Haltung von Public Netbase t0 vermutet. Zahlreiche "Widerstands-Sites" sind auf dem t0-Server gelagert.

Lobbying für Mitglieder

Das konsortium.Netz.kultur verfasst zur Unterstützung Pressemitteilungen und macht sich bei zahlreichen Anlässen für die unter Druck geratenen Mitglieder des neuen Vereins stark.

Das hat zwar außer verstärkter internationaler Solidarität der Netzkulturszene und einigen engagierten Artikeln - sogar der britische "Guardian" hat berichtet - noch nicht viel bewirkt, aber immerhin.

"Trotzdem" gemeinsamen Nenner finden

Angesichts der Verschiedenartigkeit der im konsortium.Netz.kultur vertretenen Initiativen werde ein gemeinsames Vorgehen in Zukunft oft nicht möglich sein, gibt sich Peter Riegersperger vom Salzburger Netzkultur-Server subnet.at realistisch.

"Die Zugänge und Ansichten sind zu verschieden", schreibt er in einem Text anlässlich der Gründung des Vereins letzte Woche. Das Konsortium soll helfen, trotzdem immer wieder einen gemeinsamen Nenner zu finden und diese Standpunkte dann als Verein nach außen zu vertreten.

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