Kunstforum der Bank Austria: Werke von Kurt Schwitters
Der reinste Dadaist schuf Merz und Ursonate
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
Einzelgängerischer Dadaist und Konstruktivist mit
Zukunftwirkung: Das war Kurt Schwitters nicht nur für bildende Künstler,
sondern auch für Dichter und Aktionisten wie die Wiener Gruppe. Nun ist
dem "kühnen Erneuerer" eine mit zirka 150 Exponaten große Schau im Wiener
Kunstforum gewidmet, die nicht nur den Merzbau in einer seiner zwei
Nachbildungen (das Original fiel leider 1943 einem Bombardement zum
Opfer), sondern auch die Nachwirkungen auf einige Österreicher
miteinschließt. Der Künstler wurde 1887 in Hannover geboren und starb im
englischen Exil 1984. Durch die Berliner Avantgardegalerie "Der Sturm"
wurde er bekannt, als Utopist letztlich vom romantischen Schöpfermythos
ausgehend, widmete er sich als Dadaist einer Art von Gesamtkunstwerk, die
er mit "Merz" umschrieb: Theater, Architektur, Skulptur, Collage, Malerei,
Dichtung und Happening sind in seinem erweiterten Kunstbegriff integriert.
Die große Anzahl an Collagen und Zeichnungen ermöglicht einen Überblick,
sein Experiment betreffend: dabei ist klar, dass nicht alle Werke gleich
hohe Qualität haben, erstaunlich ist aber auch die Materialvielfalt und
sein Spiel mit Worten wie es erst nach dem Zweiten Weltkrieg vom Nouveau
Réalisme, von der Pop-Art, von Rühm, Brus, Attersee oder West adaptiert
wurde. Fundstücke, Drahtnetze, Watte, Bindfaden und Spielkarte werden
gleichwertig mit Ton, Leinwand und Malfarbe, wie selbstverständlich
arbeitete er auch schon mit Reklamebild und Buchstaben. Ein Künstler
für Künstler also und solche erweisen sich meist als die Spitzen der
unangepassten Strömungen. Dabei hätte die Vorliebe für Stempel- und
Stempelzeichnungen auch auf Joseph Beuys oder Nancy Spero ausgeweitet
werden können. Aber die Auswahl ist wie Hängung eine subjektive
Angelegenheit: in Referenz an die Lautgedichte, Ursonate und die Antikunst
im gesellschaftlichen Sinn wäre sie auch außerhalb der klassischen
Augenhöhenlinie in einer Anhäufung oder Übereinanderstaffelung denkbar
gewesen. Die Leihliste (Vieles aus Privatbesitz ist erstmals zu sehen) und
die neuen Forschungsergebnisse im Katalog (zur Merz-Bühne schreibt z. B.
Barbara Lesák) zeigen aber wie aufwändig diese Ausstellung gewesen sein
muss. Kuratoren waren Siegfried Gohr und Gunda Luyken, in Wien
koordinierten Florian Steininger und Angelika Scholz. Schwitters, der
mit Kubisten, Konstruktivisten, Surrealisten und Dadaisten gemeinsam in
Ausstellungen auftrat, stand in Gruppierungen Mondrian, Kandinsky und Le
Corbusier nahe, unter den Nazis galt er als "entartet", seine Werke wurden
aus den Museen entfernt und er überlebte die Zeit des Exils in Norwegen
und England nur kurz: seine Werke wirken heiterer als die Biografie (zu
sehen bis 16. Juni).
Erschienen am: 15.05.2002 |
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