Jüdisches Museum: Ludwig-Meidner-Retrospektive
Maler und Literat der nächtlichen Apokalypsen
Von Brigitte Borchhardt-Birbaumer
In der Fortsetzung der Ausstellungsreihe Oppenheimer und
Soutine wird im Jüdischen Museum bis zum 20. Jänner 2002 unter dem Titel
"Im Nacken das Sternenmeer" das Werk des deutschen Expressionisten Ludwig
Meidner gezeigt. Wieder mit Tobias Natter als Kurator, hauptsächlich
bestückt aus Privatsammlungen der USA, denn der Künstler war nicht bei den
prominenten Gruppierungen wie "Brücke" usw., kam aber durch Herwarth
Walden in "Der Sturm" bereits 1912 in Berlin zu Ansehen; 1939 wurde er von
den Nationalsozialisten in der Propagandaschau "Entartete Kunst" verfemt,
lebte bis 1945 verarmt im Londoner Exil und ist, trotz seiner Rückkehr und
späten Ehrungen, immer noch in den Museen unterrepräsentiert. Dabei
ist Meidner von seiner Doppelbegabung als Literat - der Titel der Schau
ist auch einer seiner Bücher - und Maler wie von seinen apokalyptischen
Themen und dem Sprachgebrauch her ein besonders typischer Vertreter des
Expressionismus. In Wien wurde er - außer 1939 mit negativen Vorzeichen -
noch nie in einer Personale gezeigt. Bekannt ist er nur jenen, die sich
mit den nächtlichen Städtebildern neben Kirchner u. a. oder mit seinen
Kriegsahnungen ähnlich Lehmbruck auseinandersetzten, als religiöser Maler
und Mystiker zeigt sich eine völlig neue Seite. Der in Schlesien
geborene Sohn eines Kaufmanns war von Futurismus und Kubismus geprägt, was
sich besonders in den Selbstbildnissen und Städtebildern - seinen
Hauptwerken - zeigt. Dazu kommen die Einflüsse aus Paris (Modigliani) und
die Intellektuellenszene von Berlin, die er in seinen Grafiken zu Cafés
festhielt. Ab 1922 hat sich der Revolutionär von politischen Idealen
biblischer Geschichte und (jüdischer und christlicher) Mystik (wie seinem
Landsmann Jakob Böhme) zugewandt; diese und die "Humoresken" der Spätzeit
sind schwer zu lesende, aber leider auch im Stil abfallende Werke.
Dazwischen hatte der auch lehrende Meidner nur geschrieben und seiner
Frau die höhere Begabung zugedacht. Zur chronologischen Schau kommen
audiovisuelle Dokumente aus seinen Dichtungen, Fotos und eine dezente,
gelungene Ausstellungsarchitektur von Blaich + Delugan wie ein Katalog,
der Meidner hoffentlich auch noch nach der Schau in Österreich bekannter
macht.
Erschienen am: 20.11.2001 |
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Jüdisches Museum: Ludwig- Meidner- Retrospektive
Quer durch Galerien
MAK/Kunstblätters aal: Arbeiten von Josef Binder
Jüdisches Museum: "Displaced. Paul Celan in Wien 1947/1948"
Wien Modern/Sammlung Essl: Arbeiten von Adolf Wölfli
Bank Austria Kunstforum: Kasimir Malewitsch
Kunsthandlung Hieke: Herbstausstellun g (bis 30. November)
40
Aussteller in der Wiener Hofburg:
Quer durch Galerien
Stift Göttweig: Werke von Johann Martin Schmidt
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