Kunst, nicht Kunsthandwerk

Das Zeitalter der bildenden Kunst ist in Saudi Arabien gerade erst angebrochen.
Von Roland Schöny.


Ungewöhnlich farbig, stilistisch äußerst unterschiedlich und mitunter exotisch wirken die Malereien von rund 50 Künstlerinnen und Künstler, die in dieser Großausstellung präsentiert werden. Denn verglichen mit der Geschichte Europas könnte man sagen: Das Zeitalter der bildenden Kunst ist in Saudi Arabien gerade erst angebrochen. Im sozialen Gefüge des Islam und der Gesellschaft Saudi Arabiens bedeutete Kunst Jahrhunderte lang Kunsthandwerk, das durch die Überlieferung ästhetischer Traditionen geprägt war.


Ästhetisch gestaltete Kaffeetassen, Gefäße mit Gravuren, individuell geflochtene Körbe oder ornamentale Arbeiten auf Leder bildeten das Alltags-Design in den Städten, in der Wüste oder an der Küste Saudi Arabiens.

Öl brachte Umschwung

Doch von den späten 40er Jahren an brachte die Förderung von Erdöl und dessen Export einen tief greifenden ökonomischen und gesellschaftlichen Umschwung. Das Jahr 1957 schließlich gilt im Königreich Saudi Arabien als der Beginn für die bildende Kunst im gegenwärtigen Sinn. Damals wurde Kunsterziehung erstmals zu einem fixen Bestandteil des Bildungssystems gemacht.

Welche Stile und Richtungen in der Malerei Saudi Arabiens seither entstanden sind, soll in dieser Ausstellung im Pallais Pallfy nun dokumentiert werden, erklärt Abdulhaleem Radwi. Er hat diese Ausstellung im Namen der Gesellschaft für Kunst und Kultur Saudi Arabiens zusammengestellt.

Moderne wirkte nachhaltig

Zu sehen ist, dass die Auseinander-
setzung mit der Moderne eine nachhaltige Wirkung hinterlassen hat. Einen starken Stellenwert hat expressive, abstrakte Malerei. In manchen Bildern sind fernöstlich-orientalische Motive erkennbar und zahlreiche Darstellungen wiederum wirken verträumt, fantastisch surrealistisch - ein breites Spektrum zeitgenössischer Kunst aus dem Königreich Saudi Arabien. Mit solchen Ausstellungen sollen internationale Kooperationen und Austauschprojekte forciert werden, um "die lokalen Diskussionen anzuregen und das Bildungsangebot zu fördern", erklärt Abdulhaleem Radwi.

Das Ausstellungsprojekt ist ein Teil eines Förderprogramms des Königreichs Saudi Arabien, durch das die Chancen von Künstlern im internationalen Wettbewerb verbessert werden sollen. Langfristig gesehen erwartet man sich weitere Neuerungen in der Kunstdiskussion Saudi Arabiens. Die Ausstellung im Palais Palffy in Wien läuft bis zum 23. Juli.

Link:

CIA-Factbook zu Saudi Arabien

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