Tomak: Nichts für Kulturzärtlinge
Ausstellung. Der Wiener Künstler Tomak zeigt im Rupertinum unter anderem, was er „Über Salzburg“ zu schreiben und zu zeichnen hat.
CLEMENS PANAGL SALZBURG (SN). Achtung, Provokation! Der Wiener Künstler Tomak geizt in seinen Bildern nicht mit Reizen: Heavy-Metal-Totenköpfe und Teddybären mit offenen Eingeweiden, Frankenstein und viele Nackte kommen darin vor. In den handgeschriebenen Texten, die Bestandteil vieler Werke sind, werden Künstlerkollegen wie Jonathan Meese großmäulig zum Straßenkampf herausgefordert. In seinem „Alphabetzyklus“ geht es unter dem Buchstaben K um Kokain und in einer Porträtserie stellt sich Tomak selbst in eine Reihe mit Charles Manson und dem Kindermörder Richard Haarmann.
„Über Salzburg“ heißt die Ausstellung, die das Rupertinum seit Donnerstag den Arbeiten des Künstlers widmet, der sich so offensiv als junger Wilder stilisiert. „Über Salzburg“ heißt auch ein Zyklus Tomaks in zwei Teilen.
Achtung, Provokation? So wild ist es doch gar nicht. In seinen dicht gepackten Wort-Bild-Collagen des Salzburg-Zyklus lässt Tomak zwar wissen, was er von der Stadt („Selbst der Salzburger Stier ist ausgewandert!“), ihren Festspielen („ein Bauernstück am Domplatz“) und ihrem Kunstbetrieb (ein „Morast der Zartbesaiteten“, eine „verständnisvolle Welt von Kulturzärtlingen“) hält.
Bei der Presseführung zur Ausstellung erklärte der Kunstwüstling dann aber recht freundlich, in Salzburg eigentlich „nur positive Erfahrungen“ gemacht zu haben. Von einer Aufregung wie weiland bei der gelitin-Skulptur ist das Rupertinum also weit entfernt. Tomak spielt mit der Rolle des Künstlers in der Gesellschaft: als Clown, als Enfant terrible, als Provokateur. Dass so vieles unter dem Zeichen der Selbstdarstellung passiert, hindert die meist in düsteren Tönen gehaltenen Bilder aber nicht, eine eigene Strahlkraft zu entwickeln. Sie entsteht aus einer Gespaltenheit zwischen Brachialität und Sensibilität, zwischen Nonstop-Gedankenketten (in den Texten) und selbstherrlicher Helmut-Berger-Pose. Die Bilder haben das Zeug, den Betrachter mit ihrer Informationswut und ihren Gedankensprüngen von Nietzsche zu Wagner zu Michael Jackson regelrecht zu überrumpeln. Wer die – teils mit zensurartigen Übermalungen versehenen – Texte liest, stößt auch auf F-Wörter in großer Zahl.
Vielleicht wäre ein Warnhinweis angebracht: Nichts für Kulturzärtlinge!Ausstellung: Rupertinum bis 18. Juli