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Kunst-Kaleidoskop in der Galerie Hofkabinett

Bild vergrößern Kunst-Kaleidoskop der Hofkabinettisten

Otto Bejvl und Josef Fischnaller deuten um 1980 auf Schnitzereien an der Fassade des Hofkabinetts, in dem nun Musiker / Galerist Paul Fischnaller Jubiläum feiert.  Bild: HK

Ein stolzes Jubiläum feiert mit ihrem vierzigjährigen Bestehen die Linzer Galerie Hofkabinett (Hofgasse 12). Paul Fischnaller hat die Galerie von seinem Vater, dem 2006 verstorbenen, legendären Künstler Josef Fischnaller, übernommen und in eine Erfolgsära geführt. Fischnaller im OÖN-Gespräch.

OÖN: Sie sind ja als Bub quasi in die Galerie Bejvl, aus der später das Hofkabinett wurde, hineingeboren und -gewachsen. Was war eigentlich der ausschlaggebende „Kick“, das Hofkabinett selbst zu übernehmen?

Fischnaller: Meine Jugend verbrachte ich im Internat der Bundeserziehungsanstalt in Saalfelden. Es gibt aber Fotos von uns Kindern in der Galerie Bejvl, als Sechsjährige. Ich weiß noch, dass mich damals das alte Grammophon weit mehr beeindruckte als die Bilder an der Wand. Als wir mit unserer Band, den „Mollies“, im Jahr 1982 von Berlin nach Linz zurückkehrten, hatte ich keine Perspektive. Aber ich traute mir nach den Monaten in der Besetzerszene und in jugendlicher Naivität einiges zu. Zum Beispiel, die Arbeiten meines Vaters besser verkaufen zu können als er selbst.

OÖN: An welche Hofkabinett-Anekdoten oder -Kuriosa erinnern Sie sich besonders?

Fischnaller: Da gibt es etwa an der Fassade des Hofkabinetts kleine Schnitzereien meines Vaters zu entdecken. Jedes Mal, wenn ein altes Holzteil der Fassade kaputt wurde, hat er es durch eine Schnitzerei ersetzt. Drei gibt es jetzt insgesamt, die aber von kaum jemandem bemerkt werden.

Eine Galerie-Anekdote ist etwa der „Sängerkrieg im Hofkabinett“: Zeichner Othmar Zechyr (1938–1996) beschimpfte da einmal singend den Künstler Rudolf Leitner-Gründberg (*1955). Der sang zurück, und das Publikum stand hilflos betreten dazwischen.

Und noch eine kuriose G’schicht mit dem Zechyr: Wir hatten eine Franz-Ecker-Ausstellung. Zechyr kam vorbei, und die Bilder gefielen ihm nicht. Er meinte, auf solche Bilder „schifft“ er, und Zechyr war immer ein Mann der Tat... Leider weiß ich nicht mehr genau, welche Ecker-Bilder es sind, die nun Zechyrs Urin in Spurenelementen tragen...

Gern erinnere ich mich auch an die Vernissagen-Musik. Die kam oft von lokalen Größen – etwa von „die goass“ (Binder/Falkner), von Hubert Grillberger oder Adi Nimmervoll.

OÖN: Haben Ihnen eigentlich die Kunstwerke Ihres Vaters als Kind gefallen?

Fischnaller: Sie waren einfach Teil meiner Kindheit, wie Teller oder Bettwäsche. Ich habe nie überlegt, ob sie mir gefallen oder nicht.

OÖN: Sie sind als Musiker erfolgreich. Haben Sie sich auch an der Bild-Kunst versucht?

Fischnaller: Ich wollte Kunst studieren, da musste ich einige Zeichnungen zur Aufnahmeprüfung abgeben. Laurids Ortner in Linz hat mich abgelehnt („Keine Musiker, bitte“), aber Edelbert Köb an der „Bildenden“ in Wien hat mich genommen. Hab ein Jahr Werkerziehung studiert, war dann aber sicher, kein Lehrer werden zu wollen, und bin von einem Tag auf den anderen mit den „Mollies“ nach Berlin.

OÖN: Gibt es für Sie jetzt so etwas wie „Lieblingskünstler“?

Fischnaller: Gibt es. Viele, eigentlich alle, die geradlinig ihrer Vision folgen, ohne sich von den sogenannten sachlichen Zwängen beirren zu lassen. Vor dieser Leistung habe ich größten Respekt. Die Namen in dem Katalog zu unserer aktuellen Jubiläums-Ausstellung gehören alle dazu.

OÖN: Fühlen Sie sich in Linz als Galerist gut aufgehoben?

Fischnaller: Ich fühle mich geehrt, Teil einer funktionierenden lokalen Kunstszene zu sein. Es gibt großartige Kunstschaffende hier, und viele, die die Stadt verlassen haben, aber immer noch dazugehören. Ich versuche, die mir zustehende Rolle gut auszufüllen. Ich genieße die Arbeit mit der Kunst und das Privileg der Atelierbesuche und Kunstgespräche.

Das Verkaufen von Kunst ist für mich allerdings in den meisten Fällen eine schlimme Sache. Schwierig, weil ich nicht Teil jener Gesellschaft bin, die sich teure Kunst leisten kann, und schwer, weil ich mich nicht von meinen Bildern und Plastiken trennen mag.

OÖN: Ist Linz ein guter Platz für Kunstsammler?

Fischnaller: Linz hat ein großes Potenzial, das zum Teil noch verschüttet liegt. Wenn die Kunst-Sammelnden das entdecken würden! Viele Sammler verlassen sich leider zu sehr auf Kuratorenmeinungen, statt ihrem eigenen Instinkt zu vertrauen. Geld scheint immer noch wichtiger zu sein als die Kunst.

OÖN: Apropos Geld – was ist eigentlich Ihr „Brotberuf“?

Fischnaller: Ich sitze seit mehr als 15 Jahren im Managementzentrum der Johannes-Kepler-Universität und bin Medientechniker des „Zentrums für Fachsprachen und interkulturelle Kommunikation“.

OÖN: Haben Sie eine Galerie-Vision für die Zukunft?

Fischnaller: Ich liebe die Kunst. Das Hofkabinett reflektiert mein Kunstverständnis. Ich nehme mir das Recht heraus, das – auch manchmal im Gegensatz zu den herrschenden Kunst(markt)strukturen – zu dokumentieren und mit anderen zu teilen. Solange es möglich ist.

Nach mir wird es andere geben, die auf ihre Weise diese schöne Aufgabe übernehmen. Der Zeit ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit. Und den Menschen ihre Zeit.

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