Wenn der erotische Funke der Leidenschaft mit
Kunst des Gedenkens an die "Zeit im Bild" zusammenkommt, sind die
Sammler Agnes und Karlheinz Essl nicht weit.
Nahe Wien haben sie nicht nur 6000
Kunstwerke versammelt, sondern aus einem geplanten Depot eines der
schönsten Museen für Gegenwartskunst wachsen lassen: Dessen Architekt
Heinz Tesar ist zuletzt übrigens auch für den Umbau des Bodemuseums
nach Berlin bestellt worden.
Die Kunst ist 1957 in den USA beziehungsstiftend für das Ehepaar
gewesen, und wie stabil und dauerhaft diese Zuneigung ist, wird mit der
Jubiläumsschau klar. Als eigener Kurator jongliert der Hausherr mit
Themengruppen wie "Home sweet home", "Kreis Saal", "Körperexistenz",
"Galerie Sex" oder "Witz trotz Kunst" und "Farbrausch".
Sicherer Geschmack
Das Leitsystem des Architekturbüros "propeller z" verweist noch
einmal auf den richtigen Spürsinn in architektonischer Wahl. Aus rund
6000 Exponaten nur 400 von 160 Künstlern auszuwählen, war sicher keine
leichte Entscheidung. Ganz nebenbei fällt aber das Bekenntnis, dass
sich der Geschmack bei der Auswahl gewandelt hat. Dennoch bleiben auch
Blindgänger Teil der Sammlung und werden nicht verkauft.
Vom österreichischen Schwerpunkt kam mit der Öffnung des Ostens eine
Erweiterung, die auch den Balkan – angeregt durch den charismatischen
Harald Szeemann –, aber auch China und Australien mit einschließt. Seit
den beiden ersten großen Ausstellungen im Kunstforum 1991 und im
Künstlerhaus 1996 hat sich, trotz aller Breite, eine geradezu
grundlegende Veränderung hinsichtlich der Qualität in die Tiefe
vollzogen.
Nachdem die Essl-Sammlung nicht ins Museumsquartier einbezogen
wurde, entstand 1987 mit dem Schömer-Bürohaus Tesars Klein-Guggenheim
nach einem Wettbewerb. Man begann mit Ausstellungen und Konzerten, als
Beispiel seien die "Artistinnen" der verstorbenen Kuratorin Gabriele
Bösch genannt; das Haus ist in die Jubiläumsschau einbezogen.
1999 kam die Eröffnung des nun als Essl Museum bezeichneten Baus, in
dem zuletzt "China now" oder Fotografie und die Leipziger Schule neben
Personalen von Maria Lassnig, Valie Export, Elke Krystufek oder
Siegfried Anzinger und Marie-Louise Lebschick auffielen.
Als zweites Modernes Museum am Rande Wiens nimmt man hier die
Gegenüberstellung internationaler Kunst von Francis Bacon, Gerhard
Richter oder Anselm Kiefer mit Österreichern wie Peter Pongratz, Eva
Schlegel, Birgit Jürgenssen und Katrin Plavcak ernst. Interventionen
von Esther Stocker oder Damien Hirst und David Bailey zeigen, dass
weder Tabubrüchen noch gesellschaftspolitische und moralische Anliegen
die Essls schrecken können.
Passion for Art
35 Jahre Sammlung Essl
Kurator: Karlheinz Essl
Essl Museum
Zu sehen bis 26. August
Kunstfeuer.
Donnerstag, 15. März 2007